Vor Kurzem hat Andreas Lang die Ausbildung zum technischen Fachwirt an der Handwerkskammer begonnen. Der 23-Jährige ist hoch motiviert, will was bewegen. Genauso begeistert erzählt er von seiner Lehrzeit zum Brauer und Mälzer. Erst vor wenigen Wochen war die Freisprechungsfeier in Haßfurt. Das Besondere: Lang hat seine Ausbildung im Verbund gemacht, hat seine Lehrzeit in mehreren Betrieben verbracht.
„Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt dabei immer im Leitbetrieb. Dieser trägt auch die Verantwortung für den Azubi“, erklärt Roland Maul von der Abteilung Ausbildung der Handwerkskammer für Unterfranken. In Langs Fall war das der elterliche Betrieb, die Wernecker Bierbrauerei Lang. „Schon als Kind wusste er genau, was er werden wollte“, sagt seine Mutter Sabine und lacht. Da habe er schon als kleiner Stöpsel gesagt: „Ich werde mal Brauerei-Chef“.
Die Ausbildung im Verbund hat den Vorteil, dass man verschiedene Unternehmen, Arbeitsweisen und Strukturen kennenlernt, erklärt Maul. „Was im Handwerk früher die Wanderjahre bezweckten, kann hier auf andere Weise während der Ausbildung erreicht werden.“ Für Jugendliche erhöhe sich durch den Kontakt zu mehreren Betrieben die Chance auf einen dauerhaften Arbeitsplatz. „Natürlich kann dies nur in Abstimmung mit dem Ausbildungsbetrieb erfolgen“, erklärt der Ausbildungsexperte. Möglich ist die Vereinbarung auch in einer späteren Ergänzung zum Ausbildungsvertrag. Diese ist in das Verzeichnis der Handwerkskammer einzutragen. Neu ist das Verbundmodell nicht, aber leider wird es laut Maul viel zu wenig genutzt. „Dabei könnten die Leitbetriebe sich so gut ausgebildete Kräfte sichern.“
Für Andreas Lang jedenfalls hat sich der Verbund ausgezahlt. Er war in mehreren Brauereien (jeweils zwischen zwei bis vier Wochen) und auch Mälzereien unterwegs und konnte „über den Tellerrand blicken“. Besonders beeindruckt hat ihn die Hausbrauerei König von Flandern in Augsburg. „Da wird das Bier direkt vor den Augen der Besuche gebraut. Total transparent“, sagt er. Aber auch die Großbrauerei Oettinger in Oettingen mit modernsten Produktionsanlagen faszinierte ihn: „Hier funktioniert manches einfach per Knopfdruck.“ Er wurde im Bereich Hygiene geschult und nahm an einem Seminar zur Gefahrstoffunterweisung teil. Auch über Deutschland hinaus ist der 23-Jährige gekommen. So bekam er Einblicke in die Arbeitswelt der Brauerei Bofferding in Luxemburg. Das war genau zu der Zeit, als Luxemburgs Erbgroßherzog Guillaume heiratete. „Es war viel los im Herzogtum.“
Andreas Lang experimentiert auch mal gern. So hat er zusammen mit seinem ehemaligen Ausbildungsleiter aus Werneck, Braumeister Stefan Reusch, ein eigenes Getränk kreiert. „Energy“ heißt es und schmeckt ein bisschen nach Gummibärchen. „Das ist unsere fränkische Antwort auf Red Bull“, sagt Stefan Reusch und lacht.
Die Eltern, Sabine und Hans Jörg Lang, sind stolz auf ihren Sohn, der die Ausbildung zum Brauer und Mälzer in nur zwei Jahren bewerkstelligt hat. Bestimmt wird er irgendwann die seit 1617 bestehende Brauerei – seit 1861 ist sie in Familienbesitz – übernehmen. „Bei uns werden pro Jahr 20 000 Hektoliter Bier produziert“, erklärt der Junior gleich.
Die Langs und Ausbilder Reusch könnten sich in Zukunft gut einen Austausch von Auszubildenden mit anderen Betrieben vorstellen. Denn: „Wenn unser Azubi längere Zeit für einem anderen Betrieb arbeitet, fehlt er uns für die laufende Produktion.“ Mit dem Austausch-Azubi könnte die Lücke gefüllt werden. Sie begrüßen die Unterstützung der bayerischen Staatsregierung durch die Initiative „Fit for Work 2013“. „Da wird die Verbundausbildung mit bis zu 4000 Euro unterstützt“, erklärt Maul.
Informationen zur Förderung unter www.stmas.bayern.de/berufsbildung/fitforwork/2013.php