Seit zwölf Jahren backt der Ballingshäuser in diesem Teil der Schweinfurter Altstadt Brot und Brötchen. Erst pachtete der Bäckereimeister die frühere Bäckerei Grasberger, vor drei Jahren hat er das Haus in der Neuen Gasse 38 samt Interieur gekauft und kräftig investiert. Der 46-Jährige schätzt die Summe auf zirka 250 000 Euro, die viele Eigenleistung nicht gerechnet. Er ist nicht einer der vielen Filialisten. Er bäckt vor Ort – und das wird honoriert.
Als er von den städtischen Sanierungsplänen hörte, da „habe ich mich ernsthaft gefreut“, sagt er. Lang anhaltend war seine Freude aber nicht. Bei einer Sprechstunde im Januar hörte er nämlich erstmals, dass seine rollenden Filialen dem Sanierungsziel einer beruhigten Wohngegend widersprechen. Im Klartext: Bäckerei ja, Autos nein.
Wie das gehen soll, darauf weiß Zimmermann keine Antwort. Die Stadt schlägt eine Auslagerung vor. Den Vorschlag nennt der Bäcker „lachhaft“. Maintal, Hainig, auch eine möglicherweise zum Verkauf stehende Bäckerei in der Nähe wurden diskutiert. Zimmermann will aber bleiben „Die Bäckerei irgendwo in der Stadt, die Neue Gasse als Filiale. Das bringt doch nichts, weil wir weiterhin Ware anliefern müssen“, sagt Zimmermann.
Sein Betrieb ist längst nicht mehr nur Bäckerei. Er hat das Unternehmen um einen Catering Service für Feiern, Geburtstage oder Jubiläen erweitert. Außerdem gibt es den Zimmermann'schen Brotzeit-Service. In den vier Verkaufs-Wagen, der eigenen Filiale in Abersfeld und den belieferten in Gädheim und Hesselbach werden längst neben Backwaren auch Schnitzel, Suflaki, Bratwürste im Brotteig oder Hamburger angeboten. Deshalb sei eine „gewisse Vernetzung“ nötig ist, sagt der Bäcker. Am Produktionsort Neue Gasse, dort habe er investiert und die Voraussetzungen geschaffen.
Der Verkauf über die Fahrzeuge mache mit 80 Prozent des Umsatzes das Hauptgeschäft aus – trotz der vielen treuen Laufkundschaft in Schweinfurt. „Der erste Taxifahrer holt sich um 4.30 Uhr seine Brötchen“, sagt Zimmermann. Ein neuer Standort hieße für ihn, einen neuen Betrieb aufbauen. Die Investition rechnet der 46-Jährige auf zwei Millionen Euro hoch. Wenn es auch Zuschüsse gebe, der dicke Brocken „bleibt an mir hängen,“ sagt Zimmermann.
Die Stadt wolle ihm zwar Zeit lassen, entscheiden müsse er aber wegen des Backofens jetzt. Das gute Stück stammt noch aus der Ära Grasberger, Baujahr 1973. Der Ofen tut es nicht mehr lange. Er müsse sich eines neues „Herzstück der Bäckerei“ kaufen und die 100 000-Euro-Investition in der Neuen Gasse installieren. Der kann nicht morgen wieder raus, „das geht nicht“.
Der Bäckermeister beschäftigt 15 Mitarbeiter, Bäckergesellen und Azubis in der Backstube, Verkäuferinnen in den festen und rollenden Filialen. Ihn treibt die Sorgen um deren Existenz um, sagt der Bäcker, dessen soziale Ader bekannt ist. Wenn abends Backwaren übrig sind, stellt er die der Schweinfurter Tafel zur Verfügung.
Kunden wollen eine Unterschriftenaktion ins Leben rufen. Willi Sauer wohnt in der Neuen Gasse und spricht für viele: „Ein Bäckerei gehört zur Grundversorgung, mich stören die Fahrzeuge nicht.“ Auch Birgit Kommatzsch „kann mit den Autos leben“. Die Nachbarin findet die geplante Sanierung gut, hofft auch, dass der Fahrverkehr rauskommt. Aber der Bäcker muss bleiben.
Herbert Lupprian von der städtischen Sanierungsstelle bestätigt die Problematik. Die Bäckerei sei gewünscht, nicht aber die rollenden Filialen, die mehrfach am Tag beladen werden. Das widerspreche ganz klar dem Sanierungsziel.
Deshalb auch müsse die von Zimmermann ins Spiel gebrachte Lösung, in die Betriebsgebäude der Wäscherei Zembsch in der Neuen Gasse umzuziehen, abgelehnt werden. Die Autos würden ja weiterhin für regelmäßigen Verkehr sorgen. Der Bäcker erklärte, dass Zembsch verkaufen würde.
Lupprian zeigte gleichwohl viel Verständnis für Zimmermanns Situation. Er warb im Gespräch mit dieser Zeitung aber auch um solches für die Stadt. Sie würde bei einer Verlagerung „alle Fördermöglichkeiten ausnützen“, würde Zimmermann entschädigen und eventuell sogar die Immobilie abkaufen.
Der Bäckermeister sagt: „Ich fühle mich auf der Abschussliste“. Er weiß, dass er allein wegen des Ofens jetzt entscheiden muss. „Ich bin wirklich verzweifelt“, sagt er.