"Es ist Vorsicht geboten." Die mahnenden Worte von Wipfelds Kämmerin Marliese Hofmann sind unmissverständlich: Die Gemeinde muss ihre Finanzen sorgsam im Auge behalten, das wurde schon bei den Vorberatungen zum Haushalt deutlich. 2020 ist wider Erwarten gut gelaufen, doch nach wirtschaftlich erfolgreichen Jahren ändert sich gerade die Finanzlage. Die Fixkosten im Verwaltungshaushalt sind hoch, die Kreisumlage gestiegen, die Schlüsselzuweisungen fallen geringer aus und dazu gesellen sich 2021 unvorhergesehene Kosten.
Auch die Pandemie hinterlässt ihre Spuren. Wie sich alles weiter entwickelt ist aktuell nicht abzusehen. Noch ist die Rücklage "gut gepolstert", muss aber schon herhalten, um den Verwaltungshaushalt auszugleichen. Heuer und in den Folgejahren sind Kreditermächtigungen geplant, die bei Bedarf abgerufen werden. Ein Lichtblick: Die Gewerbesteuereinnahmen liegen im Ansatz um 40 000 Euro über dem Vorjahr und auch die Beteiligung an der Einkommenssteuer liegt um 60 000 Euro höher.
Die Verwaltung nebst Bürgermeister und Gemeinderat haben nicht nur die Erfüllung ihrer Aufgaben zu erledigen, sondern auch den Auftrag, die Gemeinde weiter zu entwickeln und das koste Geld, erläuterte Bürgermeister Tobias Blesch. So ist der Grad schmal zwischen maßvollem Wirtschaften und einem enger geschnallten Gürtel auf der einen Seite und Investitionen auf der anderen, die das geschichtsträchtige Dorf für die Zukunft fit machen. Ein Balanceakt für alle Verantwortlichen, schließlich stehen auch mögliche Ausgaben für überörtliche Projekte wie die Generalsanierungen von Schwanfelder Grundschule und Bergrheinfelder Mittelschule an.
Unvorhergesehene Kosten für Fähre
Dazu kommen unvorhergesehene Kosten, wie aktuell für die Fähre. Deren Landrevision wurde vom Frühjahr 2022 vorgezogen, weil die Fähre im Zuge des Unfalls mit einem Traktor (wir berichteten) eh an Land untersucht werden musste. Für die vorzeitige Revision wurden kurzfristig weitere 50 000 Euro im Etat eingestellt. Die Ermittlungen in Sachen Unfall dauerten übrigens noch an, wie Blesch informierte.
Wie Kämmerin Marliese Hofmann vorstellte, sind im Haushaltsplan 2021 die Einnahmen und Ausgaben im Verwaltungshaushalt mit knapp 2,7 Millionen Euro und im Vermögenshaushalt mit gut zwei Millionen Euro veranschlagt. Größter Posten im Verwaltungshaushalt neben der Kreisumlage (444 600 Euro): Die Personalkosten mit 686 600 Euro. Ein Sollüberschuss von knapp 1,3 Millionen kann der allgemeinen Rücklage zugeführt werden. Damit werden Investitionen im Jahr 2021 und Folgejahren gestemmt und der Verwaltungshaushalt ausgeglichen. 2021 ist eine Kreditaufnahme von 200 000 Euro eingeplant.
Pro-Kopf-Verschuldung steigt
Sollte die in voller Höhe abgerufen werden steigt die Pro-Kopf-Verschuldung Wipfelds bis zum Jahresende von 490 auf 646 Euro. Für den Kredit sind im Übrigen drei tilgungsfreie Jahre vorgesehen. Benötigt wird der Kredit für den Grunderwerb und die umfangreichen Kosten für den Umbau des Bauhofgebäudes sowie die Umrüstung der Heizungsanlage des Mietwohnhauses Kirchberg.
Berthold Braun und Gabriele Brach standen der Kreditaufnahme kritisch gegenüber, es gibt "fette Brocken", so Brach, die dringend notwendig sind, aber es gibt auch Dinge, die vielleicht nicht ganz so eilig sind oder ein gewisses Einsparpotential bergen, meint Braun und findet, dass sollte gut geprüft werden. In diesem Zusammenhang wurden mehrere Projekte wie Schwesterhausgarten, Feuerwehrfahrzeug, Kirchenrenovierung und die barrierefreie Straßengestaltung genannt. Wie die Räte betonten keine Abwertung der Sache, aber Ausgaben mit Abwägungs- und vielleicht Einsparpotential.
Wie Bürgermeister Blesch erklärte, werde – Stichwort Bauhof – schon genau abgewogen und für Wipfeld passende Lösungen erarbeitet. Zudem habe man in den letzten Jahren solide Polster geschaffen. Auch Brach stellte fest "es ist viel Gutes in den letzten Jahren passiert, doch nun müsse eben mit Augenmaß agiert werden". Abschließend verabschiedete das Gremium einstimmig Haushalt und Haushatlssatzung nebst Investitionsprogramm.