Wochenende. Eine Frau verletzt sich bei einer Reparatur im Haushalt an einer schwer sichtbaren scharfen Kante den Finger. Es klafft eine ordentliche Wunde, Pflaster reichen nicht, die Blutung lässt sich kaum stillen. Also ab zur nächstgelegenen Notfallversorgung. Ein Nachbar sagt, die näheste finde sie im Orthopädischen Krankenhaus Schloss Werneck.
Wunde genäht – und zusätzlich ein paar Infos
Also nichts wie hin. Sie ist dort im Wartebereich nicht alleine, drei oder vier Patienten sind noch vor ihr dran. Ein Arzt näht die Wunde schließlich – und so nebenher erfährt die Patientin, dass diese Notfallversorgung vor dem Aus stehen könnte. Seit Jahresbeginn dürften eine solche Notfallversorgung nur noch Kliniken mit Chirurgen und Internisten betreiben. Das Orthopädische Krankenhaus Schloss Werneck habe genug zu tun und entlaste mit der Notfallversorgung andere Krankenhäuser, es habe dafür aber nur noch eine Ausnahmegenehmigung. Wer für die Beibehaltung der jetzigen Versorgung sei, solle sich mit diesem Anliegen auch an lokale Politiker wenden.
Fallen kleinere Häuser aus der Notfallversorgung?
Soll das Orthopädische Krankenhaus Schloss Werneck tatsächlich aus der Notfallversorgung genommen werden? Träger der Klinik ist der Bezirk Unterfranken. Dessen Pressesprecher Markus Mauritz bestätigt eine gesetzliche Änderung zum Jahreswechsel, die kleineren Häusern für die Notfallversorgung eine Reihe von Bedingungen stelle.
Mauritz verweist zur Verdeutlichung der neuen Gesetzeslage auf einen Beitrag in der Ärztezeitung vom März 2018, nach dem die Notfallstrukturen in drei Stufen – Basis, erweitert und umfassend – eingeteilt werde. Kliniken, die keiner dieser Stufen zugeordnet würden, bekämen demnach die Behandlung von Notfällen nicht länger vergütet. In allen drei Stufen solle zudem gelten, dass Fachärzte für Innere Medizin, Chirurgie und Anästhesie innerhalb von 30 Minuten am Patienten verfügbar sein müssten. Die weit überwiegende Mehrzahl der an der Notfallversorgung teilnehmenden Kliniken werde diese Vorgabe mit dem derzeitigen Personalbestand aber nicht erfüllen können, heiße es dazu in einem Papier der Berufsverbände der Internisten und Chirurgen.
Was bedeutet das für die Orthopädische Fachklinik in Werneck, in der bisher an Wochenenden vor allem Fußballverletzungen, Rückenschmerzen und Arbeitsunfälle notversorgt werden? "Wir wollen ein Konzept erstellen, mit dem wir die Qualität der Notfallversorgung aufrecht erhalten können", sagt auf Anfrage dieser Redaktion der Ärztliche Direktor, Professor Dr. Christian Hendrich. An dem entsprechenden Konzept werde derzeit gearbeitet. Es solle zeitnah vorgestellt werden. Das Krankenhaus sehe für sich jedenfalls eine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung. Professor Hendrich: "Ich gehe davon aus, dass wir weiterhin auch Fingerplatzwunden nähen werden."