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Bangen statt Party ist angesagt

Gerolzhofen

Bangen statt Party ist angesagt

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    Unsere Abiturienten sind nämlich besser als ihr Ruf: zu der Zeit nach dem Abi gehören nicht nur Partys. Vielmehr besteht sie aus Bangen um einen Ausbildungsplatz, aus Hoffen und Warten auf den ersehnten Zulassungsbescheid der Uni oder Fachhochschule (FH), oder aus der verzweifelten Suche nach einer Zukunftsperspektive.

    Allen gemeinsam ist der Graus vor der Frage: "Und, was machst du jetzt so?" Selbst jene, die bereits etwas vorweisen können, wie Bundeswehr, Zivildienst oder ein Praktikum, kommen meist nicht um dieses "Und?" herum.

    Auch Eva Günther aus Kolitzheim, Jakob Pfister aus Unterspiesheim, Lena Lamprecht und Katharina Mannchen (beide aus Gerolzhofen) gehören zum Abi-Jahrgang 2005 und auch sie können alle ein Lied von drängenden Fragen singen.

    Für Katharina Mannchen aus Gerolzhofen stand am Ende der 13. Klasse fest, dass sie auf die Uni möchte um dort Grundschul-Lehramt zu studieren. Sie hat sich insgesamt siebenmal beworben, unter anderem in Würzburg, Bamberg, Nürnberg und Berlin. Auch bei den Studienfächern wollte sie sich absichern und hat neben Lehramt noch Pädagogik, Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Psychologie in Betracht gezogen. Heutzutage muss man eben vielseitig sein.

    Katharina gehörte auch zu den lange Hoffenden und hat die Wartezeit als große Belastung empfunden. Mittlerweile ist sie fast überall genommen worden und hat sich für Grundschul-Lehramt in Würzburg entschieden.

    "Ich habe mich schon immer gern mit Kindern beschäftigt und bin sehr froh, dass es geklappt hat" sagt die 19-Jährige erleichtert. Einen Teil des Orientierungs-Praktikums, das für das Studium nötig ist, hat sie bereits im Kindergarten absolviert und im September folgen noch zwei Wochen Praktikum an einer Grundschule.

    Ein Jahr Auszeit kam für Eva Günther aus Kolitzheim ebenfalls nicht in Frage. Sie hat sich bereits sehr früh mit ihren Zukunftsplänen beschäftigt und beworben. So hat sie einen der begehrten BA-Studienplätze ergattert, bei denen das Studium und die Ausbildung in einer Firma parallel und ergänzend läuft. Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH) bietet so ein Studium an und Eva wird in den nächsten drei Jahren zwischen München und Heidenheim in Baden-Würtenberg pendeln.

    Das Studium teilt sich nämlich in Theorie- und Praxisphasen, wo die 19-Jährige ihr erlerntes Wissen direkt umsetzen muss. Besonders attraktiv ist, dass man im Gegensatz zu normalen Studiengängen eine Ausbildungsvergütung erhält. Diese hängt von der Firma ab: Eva bekommt im ersten Jahr zirka 700 Euro brutto und ihre Wohnung in München bezahlt. "Außerdem ist die Chance auf einen späteren Job in der Firma sehr hoch", erklärt sie.

    Die ehrgeizige Abiturientin möchte einmal ins Management und macht bereits seit Juli einen Ferienjob in der Montage bei BSH, wo sie schon ein wenig das Arbeitsklima erkunden konnte.

    Lena Lamprecht (19) aus Gerolzhofen hat sich ebenso wie Katharina Mannchen, in vielen Richtungen umgesehen. Nach einem Praktikum interessierte sie sich für den Beruf der Patentrechtsfachangestellten, verwarf dies aber wieder. Denn ihr eigentlicher Wunsch ist es, zukünftig in einer Justizvollzugsanstalt (JVA) oder im Gericht zu arbeiten. Deshalb entschied sie sich spontan noch kurz vor den Abi einen Einstellungstest bei der Polizei zu absolvieren.

    Mit der zusätzlichen Belastung neben dem Lernen hatte sich Lena etwas übernommen und kam nicht bis in die Auswahl. Allerdings ließ sie sich davon nicht entmutigen und fand einen neuen Weg, sich ihren Berufswunsch zu erfüllen, "der vielleicht sogar noch besser zu mir passt", wie sie glaubt.

    Sie studiert nun doch - obwohl ihr anfangs eine Ausbildung lieber gewesen wäre - und zwar Soziologie mit Nebenfach Kriminologie. Da Sozialkunde schon in der Schule ihr Lieblingsfach war und sie darin auch im Abitur besonders gut abgeschnitten hat, ist das die ideale Kombination. "Ich freue mittlerweile sehr auf das Studium", lächelt Lena. Dafür möchte die Abiturientin nun nach Würzburg ziehen, am liebsten in eine WG.

    Einen Umschwung hinsichtlich Zukunftsplänen machte auch Jakob Pfister aus Unterspiesheim. Der kreative 19-Jährige wollte ursprünglich sein Hobby Zeichnen zum Beruf machen und Kommunikationsdesign studieren. Dafür ist es nötig, eine Mappe zu einem bestimmten Thema anzufertigen, die an der FH Würzburg 15 Arbeiten in verschiedenen Zeichentechniken umfasst.

    "Glück" stand dieses Jahr auf dem Plan. Das war dem Abiturienten bei dem strengen Auswahlverfahren nicht hold und so musste sich Jakob nach einer Alternative umsehen. Diese heißt nun Elektrotechnik an der FH Schweinfurt, was "bestimmt ganz interessant wird", so der 19-Jährige. Er absolviert im September bereits ein Praktikum in der EDV-Abteilung des St. Josefs-Krankenhauses in Schweinfurt, um sich ein genaueres Bild von dem Beruf zu machen. Seinen Traum Design hat Jakob allerdings noch nicht ganz aufgegeben und will es im nächsten Jahr vielleicht noch einmal mit einer Mappe versuchen.

    Was unsere Abiturienten erzählen, kling samt und sonders vernünftig. Die viel bedauerte Generation X lässt sich ihren Zukunftsoptimismus nicht vermiesen, wie mittlerweile ebenfalls in renommierten Zeitschriften zu lesen ist. Doch sie geht auch kein Risiko ein: ein Jahr Auszeit, eine Weltreise oder Dauer-Feiern sind für diese Jugendlichen einfach nicht mehr drin.

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