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SCHWEINFURT: Bauersberg schon bald nicht mehr städtisch?

SCHWEINFURT

Bauersberg schon bald nicht mehr städtisch?

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    Bauersberg schon bald nicht mehr städtisch?
    Bauersberg schon bald nicht mehr städtisch?

    Die Rathausspitze und mit ihr eine Mehrheit des Stadtrates wollen am Bauersberg keinesfalls mehr festhalten. Sie wollen Gebäude und Freizeitgelände lieber heute als morgen los werden, notfalls zum Nulltarif. Auch der jüngste Vorstoß der Stadtrats-Linken zu einer Umkehr und Doch-noch-Beteiligung an einer zwei Millionen Euro teuren Generalsanierung – Stadtanteil wäre 365 000 Euro – scheiterte.

    Linken-Fraktionschef Frank Firsching hatte bei den Etatberatungen für die „Verwirklichung des Sanierungskonzepts“ die Bereitstellung von zunächst 180 000 Euro für 2013 gefordert. Nur die Grünen unterstützten ihn aber.

    Firsching fuhr vor der Abstimmung allerdings schweres Geschütze auf, als er der Stadtverwaltung vorwarf, den Stadtrat bei der alles entscheidenden Sitzung im März 2012 nicht darüber unterrichtet zu haben, dass man der Stadt Bischofsheim „praktisch die Zusage“ zu einer Kostenbeteiligung „gegeben hat“. Er fühle sich deshalb „von A bis Z falsch informiert“. Diesen Vorwurf wiesen Liegenschaftsamtsleiter Hans Schnabel und OB Sebastian Remelé zurück.

    Wegen sinkenden Belegung und des baulichen Zustands hatte das Schullandheimwerk Unterfranken (SWU) ein Sanierungskonzept angeregt (siehe Info). Dabei mitzumachen, signalisierte Schweinfurt tatsächlich unter anderem der Stadt Bischofsheim.

    Im März 2012 nun tagte – nicht öffentlich – der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates. Beschlossen wurde mit „erfreulicher Mehrheit“ (Remelé), dass sich Schweinfurt weder an einer Erweiterung, noch an einer Sanierung der Gebäude beteiligt. Nur die Kosten für ein Lehrerzimmer (50 000 Euro) werden dem SWU ersetzt, den Vertrag will man bis 2022 erfüllen. Und: Schweinfurt würde Bischofsheim und/oder dem SWU den Bauersberg „zur Vermeidung weiterer Investitionen“ jederzeit „kostenlos übertragen“.

    Dazu muss man wissen: Im Februar 2012 hatte Schweinfurt dieses Angebot schon mal gemacht, beide lehnten unter Hinweis auf ihre „beschränkte Leistungsfähigkeit“ ab.

    Firsching nun, der den Bauersberg erhalten will, fuhr nach der Märzsitzung nach Bischofsheim und erfuhr von Bürgermeister Udo Baumann, dass Remelé ihm, Baumann, in einem Brief vom September 2011 – also sieben Monate vor dem Nein – mehr oder weniger klar erklärt habe, dass Schweinfurt seinen Anteil an den zwei Millionen leisten werde.

    Dieses Schreiben verteilte Firsching auch bei den aktuellen Etatberatungen. „Wir sind im März nicht über diese Sachlage informiert worden“, wetterte Firsching. Er begründete seinen Antrag (am Bauersberg festhalten und investieren) außerdem damit, dass Schnabel die Stadträte im März bezüglich der Konkurrenzsituation auch noch „nachweislich falsch“ informiert habe. Dazu muss man wissen: In Oberelsbach hat der Freistaat für vier Millionen das „Grüne Klassenzimmer“ eröffnet, die Diözese hat für 2,5 Millionen ihre Thüringer Hütte saniert.

    Firsching sah seine Aussage (zu Schnabel) mit der Antwort des Rathauses auf seine Anfrage zu den pädagogischen Konzepten aller drei Einrichtungen bewiesen. Während es in der Beschlussvorlage vom März 2012 heiße, dass „der Wettbewerb für den Bauersberg deutlich zugenommen hat“, habe Schulreferent Jürgen Mainka auf seine Anfrage geantwortet, dass sich die pädagogischen Konzepte und Zielgruppen „bewusst voneinander unterscheiden“. Wenn dem so sei, so Firsching, könne der Wettbewerb „eben nicht deutlich zugenommen“ haben.

    „Verwundert und unheimlich enttäuscht“ ist auch Bischofsheims Bürgermeister. „Wir haben kein Signal erhalten, dass irgendetwas schiefgehen könnte“, sagte Udo Baumann auf Anfrage. Er sprach von einem Scherbenhaufen, nannte Eigentum eine Verpflichtung, sich gar nicht zu beteiligen, zumindest fragwürdig. Das SWU mache großartige Arbeit, eine Konkurrenzsituation sehe er nicht, er glaube an die Bauersberg-Zukunft in traumhafter Umgebung.

    Zurück nach Schweinfurt. Wie in seiner direkten Antwort an Firsching bei den Etatberatungen wiederholte Schnabel im Gespräch mit dieser Zeitung, dass der Grund für den zugegeben Schwenk der im Februar 2012 bekannt gewordene Abzug der US-Armee sei. „Die Welt ist für uns da eine andere geworden“, ergänzte beim Gespräch Kämmerer Martin Baldauf. Beide erklärten, dass man darauf in der entscheidenden Märzsitzung auch hingewiesen habe.

    Der Liegenschaftsamtsleiter erinnerte weiter, dass der Nachrüstungswunsch nicht von der Stadt, sondern vom Schullandheimwerk gekommen sei, das den Bauersberg ja quasi kostenlos nutze. Baldauf ergänzte, dass Mainka in seiner Antwort an Firsching auch gesagt habe, dass „da ein grünes Klassenzimmer zu einer grünen Volkshochschule umfirmiert worden scheint“. Sollte heißen: Oberelsbach hat eventuell mangels Resonanz das Konzept geändert.

    Und die Quasi-Zusage an Bischofsheim vom September 2011? Schnabel und Mainka verstehen die Verärgerung Baumanns. Vor der März-Sitzung sei aber eben nicht klar gewesen, dass das vom Rathaus wegen der „veränderten Lage“ angeregte Nein eine Mehrheit findet. Die Signale nach Bischofsheim ja, aber all das habe stets unter dem Vorbehalt einer Zustimmung durch den Stadtrat gestanden. So ähnlich hatte es auch OB Remelé bei den Etatberatungen im November formuliert. Da erinnerte er auch an die geringe Nutzung am Bauersberg durch Schweinfurter, während es in der Stadt selbst genug andere Baustellen gebe.

    Laut Bischofsheims Bürgermeister wird demnächst ein Termin mit Rhön-Grabfeld-Landrat Thomas Habermann und Regierungspräsident Paul Beinhofer stattfinden. Inhalt: Wie die von Schweinfurt gerissene Lücke (365 000) schließen.

    Baldauf und Schnabel wussten davon nichts. Wie aber verhält sich die Stadt, wenn ein anderer Geldgeber gefunden wird? Beide verwiesen sofort auf Punkt 4 des Märzbeschlusses: Die kostenlose Übertragung des Bauerbergs an das SWU und/oder die Stadt Bischofsheim. Gleichwohl hätte – wegen der dann ja veränderten Beschlusslage – wieder der Stadtrat das letzte Wort, das in einem Punkt längst gesprochen ist: Bauersberg, trotz aller Historie, Nein Danke.

    Bauersberg

    Schweinfurt hat der Stadt Bischofsheim am Bauersberg die Grundstücke, auf denen früher ein Arbeitslager stand, 1953 für eine städtische Jugendfreizeiterholungsstätte abgekauft. Nach Zukäufen besitzt die Stadt am Main heute eine Gesamtfläche von 78 000 Quadratmetern, ein Drittel davon ist Wald. Seit 1996 nutzt das Schullandheimwerk Unterfranken (SWU) den Bauersberg. Schweinfurt kümmert sich „nur“ um den Bauunterhalt, zahlt Steuern und Versicherungen, 25 000 Euro sind das in etwa pro Jahr. Der Vertrag mit dem Schullandheimwerk hat eine Laufzeit bis Ende 2022 und würde sich verlängern (um fünf Jahre), wenn kein Partner kündigt. Der Verein hat das unentgeltliche Nutzungsrecht am Bauersberg, muss die gesamt Freizeit-Anlage aber auf eigene Kosten betreiben. Wegen der seit Jahren sinkenden Belegung und des wenig erfreulichen baulichen Zustands regte das SWU vor drei Jahren die Sanierung und Erweiterung an. Das SWU entwarf auch ein Konzept. Inklusive des Neubaus einer Kleinfeldsporthalle und energetischer Maßnahmen errechnete man knapp über zwei Millionen Euro an Kosten. Größte Zuschussgeber wären der Freistaat und die EU mit rund 1,2 Millionen sowie Schweinfurt mit 365 000 Euro. Die Stadt Bischofsheim wäre mit 100 000 Euro dabei. Das Schullandheimwerk würde 250 000 Euro beisteuern. hh

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