Es erfüllte sich ein jahrelang gehegter Wunsch der Kreishandwerkerschaft Schweinfurt. Endlich steht wieder ein Gewerkebaum als Sinnbild der hier ansässigen Handwerks-Innungen, der mit einem großen Fest seiner Bestimmung übergeben wurde.
Der Standort Schillerplatz wurde mit Bedacht gewählt, schließlich repräsentiert die Kreishandwerkerschaft Handwerksbetriebe aus Stadt und Landkreis.
Handwerk hält jung
Wie kam es eigentlich dazu, fragte Kreishandwerksmeisterin Margit Rosentritt in ihrer Festrede. Die Geschichte dazu ist kurz erzählt: „2014 feierte die Kreishandwerkerschaft ihr 60-jähriges Bestehen und dazu wurden natürlich die alten Protokolle hervorgeholt. Und aus diesen ging hervor, dass wir von 1985 bis 1990 einen Zunftbaum am Marktplatz hatten; Willy Golhardt war Kreishandwerksmeister, sein Stellvertreter Alfons Pickel. Und der war auch die treibende Kraft für die Aufstellung dieses Baums, ist heute der älteste Ehrenamtsträger und trotz seiner 96 Jahre heute hier. Man sieht, Handwerk hält jung.“
Mit der Marktplatzumgestaltung verschwand der 'marode? Baum; in den Protokollen stand aber, dass der Stadtrat den Beschluss gefasst habe, dass das Handwerk für die Aufstellung eines neuen Baumes einen Zuschuss erhalten werde. „Diese Idee hat uns so gut gefallen, dass wir den Beschluss kopiert haben und diesen bei nächster Gelegenheit erst Herrn Oberbürgermeister Remelé und dann auch Herrn Landrat Töpper gezeigt haben.“ Beide fanden die Idee gut, und so nahmen die Dinge ihren Lauf.
Natürlich wurde gefragt, warum Gewerke- und nicht Zunftbaum, wie passe das in das Zeitalter der Digitalisierung, außerdem sei Schweinfurt eine Industriestadt und seien das nicht verstaubte Traditionen? Rosentritt gab die Antworten 'von hinten?: „Manche missverstehen die Wertigkeit von Traditionen und das Handwerk verbindet von jeher Tradition und Zukunft.“
Industrie kommt vom Handwerk
Nächster Punkt, Industriestadt Schweinfurt. Das stimme, aber „unsere Industrie wurde komplett aus Handwerksbetrieben geboren.“ Und warum Gewerkebaum? „Handwerk gibt es seit Menschengedenken, hat sich immer an die Bedürfnisse der Zeit angepasst.“ So gebe es heute Handwerksberufe und Innungen, an die zu Zeiten der Zünfte noch niemand gedacht habe, so zum Beispiel der Elektrotechniker.
Der frühere Zunftbaum sei nichts anderes gewesen, als heute die Gelben Seiten oder das Internet. Gesellen auf der Walz hätten am Zunftbaum gesehen, welcher Handwerksberuf in der Stadt vertreten war und ob sie einen Meister fänden, wo sie arbeiten könnten.
Oberbürgermeister Sebastian Remelé hob hervor, dass Stadt und Landkreis sehr gerne die Kreishandwerkerschaft bei diesem Anliegen unterstützt hätten. Auch der ausgewählte Platz habe sofort die Unterstützung gefunden, es „sei ein Platz mitten in der Stadt und doch auch im Schatten des Landratsamtes“. So symbolisiere der Gewerkebaum die Verbundenheit von Stadt und Landkreis. Remelé und Landrat Florian Töpper betonten besonders den Stellenwert des Handwerks für den Arbeitsmarkt der Region.
Auch der ökumenische Gottesdienst, zelebriert von den Pfarrern Heiko Kuschel und Ulrich Göbel, befasste sich in einem Wortspiel mit Handwerk und Gewerkebaum, anschließend segneten die beiden Priester den Baum.
Schatulle im Grundstein
Die Obermeister der Schweinfurter Handwerksinnungen befüllten zuvor schon die Kupferschatulle für den Grundstein des Gewerkebaums mit Zeitzeugnissen. So zum Beispiel Beschreibungen der Innung, Werkzeuge oder Geräte und auch Ausbildungszeugnisse und aktuelle Löhne wurden dem Grundstein anvertraut.