Schonungen beherbergt mit der Altlastsanierung nicht nur die größte Baustelle Unterfrankens. Eine Vielzahl von laufenden „Baustellen“ – im eigentlichen wie im übertragenen Sinn – binde Zeit und Arbeitskraft von Verwaltung und Bautrupp im Übermaß. Und das in einer schwierigen Phase der personellen Neuorientierung in der Bauleitung: Bürgermeister Stefan Rottmann baute seine Verteidigungslinie auch in der Forster Bürgerversammlung strategisch gut auf. Stellte ausführlich die finanziellen, strukturellen und demografischen Probleme der Flächengemeinde mit seinen 13 Ortsteilen vor. Vor der Kritik der rund 50 Versammlungsbesucher und neu angemahnten „Baustellen“ schützte das freilich nicht.
Versäumt habe man es, die ohnehin marode Ortsverbindungsstraße Forst–Waldsachsen vor dem verheerenden Baustellenverkehr der aktuellen B303-Baustelle zu schützen, lautete ein massiv vorgetragener Vorwurf, der bereits im Gemeinderat gefallen war: Man hätte die Straße für den Schwerverkehr sperren und die Geschwindigkeit noch mehr beschränken sollen.
Das wäre zwar ein Leichtes gewesen, hätte aber unter anderem auch den Busverkehr betroffen, der eine andere Route hätte nehmen müssen, erläuterte Rottmann. Stattdessen sei man unmittelbar auf das ausführende Straßenbauamt zugegangen und habe die „Bescherung“ moniert. Ebenso den Umstand, dass die Gemeinde über die Abwicklung des Baustellenverkehrs über Waldsachsen und die zwischenliegenden (Feld-)Wege nicht im Vorfeld informiert worden sei. Die gesamte Strecke wurde dokumentiert: Straße und Bankette sind kaputt, „und wir haben's nicht verursacht, haben aber jetzt die Arbeit und die Beschwerdeanrufe“. Und kein Geld zur Sanierung.
Einige der Schäden seien auch schon durch den Baustellenverkehr der ÜZ-Windräder entstanden, lautete ein Bürgereinwand. Während jedoch die ÜZ Lülsfeld sogar zur Schadensregulierung bereit gewesen sei, halte sich das Straßenbauamt leider bedeckt und biete lediglich Baumaterial zur Behebung an, berichtete der Bürgermeister von seinen Vorstößen.
Mehr Aktion statt Reaktion
„Das kann doch nicht sein!“: Die Entrüstung der Forster und Waldsachsener blieb laut und vehement. Mehr Aktion statt bloßer Reaktion seitens der Verwaltung wurde eingefordert: Prophylaktisch sollte in Zukunft der Zustand der Straßen dokumentiert werden, wenn eine Baumaßnahme im näheren und weiteren Umfeld negativ auf die Gemeindestraßen auszustrahlen droht.
Sicherlich wäre das auch im aktuellen Fall wünschenswert gewesen, unterstützte der Gemeindechef die Idee: Aber das sei nun mal nicht primäre Aufgabe der Gemeinde. So etwas müsste der Bauherr tun. „Wir können nicht überall Augen und Ohren haben.“ Wenigstens könne man der leidgeprüften Ortsverbindungsstraße mit etwas Galgenhumor zu Gute halten, dass sie „unsere Straße mit der schönsten Aussicht ist“, schloss Rottmann diesen Diskussionspunkt.
In Rednershof kamen beim Bau der Leitungskanäle für den Breitbandanschluss nicht nur Grenzsteine abhanden, sondern es zeigen sich nun auch gefährliche Setzungen an der Trasse. Offenbar sei der Grund schlecht verfestigt worden und müsste schleunigst bei der ausführenden Firma beanstandet werden. „Ist notiert“, versicherte der Bürgermeister: Das Problem sei bekannt, stehe aber infolge besagten Personalumbruchs noch in Warteposition. Auch in diesem Punkt setzten die Kritiker nach: Den Zustand der Wege im Vorfeld zu sichern und die Feldgeschworenen miteinzubeziehen, hätte jetzt die Neuvermessung der Grenzsteinpositionen verhindert. Zumindest für den anstehenden Bau der drei Windräder am Hardberg (durch die Stadtwerke Schweinfurt) habe man alles komplett dokumentiert und gesichert, ergänzte die Sachgebietsleiterin des Bauamts, Katharina Endres.
Auf die Liste der Themen für die nächste Verkehrsschau kommen der Vorschlag, die Bushaltestelle weiter bergaufwärts zu verlegen, und der Wunsch nach einem Verkehrsspiegel an der Einmündung Dorfgraben-Hauptstraße-Mainstraße. Kümmern wird man sich ebenso um den Schmelzwasserabfluss im Bereich des Forster Friedhofs beziehungsweise des Leichenhauses: Dort sammle sich im Winter großflächig das Wasser und gefriere zu einer siegelglatten Fläche, berichtete ein Grabbesitzer.
Kanaldeckel klappern
Hoffnung auf Erledigung darf man auch in der Rhönstraße haben, wo seit drei Jahren zwei Kanaldeckel bei jeder Überfahrt klappern, aber trotz mehrfacher Mahnung nichts repariert worden sei. Etwa 40 Kanaldeckel (von insgesamt 800 im Gemeindegebiet) werden jedes Jahr gerichtet, so Bauhofmitarbeiter Dieter Hümpfer. Mit ein bisschen Kopfrechnen kommt man nun darauf, wie lange es dauert, bis alle Kanaldeckel mal dran waren. Wobei die auf der viel befahrenen B26 natürlich öfter an die Reihe kommen.
Ein Klassiker für Bürgerversammlungen erregte auch in Forst die Gemüter: ungepflegte und leere Grundstücke. Nicht wenige seien dermaßen überwuchert, dass die Pflanzen bereits den Gehsteig beschädigen und Wurzeln den Asphalt auftreiben, lautete eine Wortmeldung: Dort müsse man den Besitzern „massiver Druck machen“ und sie auf ihre Pflichten hinweisen.
„Nicht nur das“ mache er, griff Stefan Rottmann den Spielball auf: Er spreche längst schon einen nach dem anderen Besitzer der 300 leer stehenden Grundstücke in Schonungen an und bitte darum, diese zur Bebauung freizugeben beziehungsweise zu verkaufen.
Gerade Forst habe sich zu einer besonders attraktiven Wohngemeinde gemausert, hier steigen die Quadratmeterpreise, hier gebe es Wartelisten auf Baugrund. Aber man könne mangels Haushaltsmitteln keine neuen Baugebiete erschließen. Nur „Am Esel“ könnte es in absehbarer Zeit noch ein bisschen weitergehen. Deshalb versuche er aktiv, alle Leerstände und Grundstücke für Neubürger zu akquirieren und auf das Immobilien- und Grundstücksportal der Gemeindehomepage zu stellen. Das gehöre auch zu seinem 25-Punkte-Plan, mit dem er dem permanenten Schonunger Bevölkerungsschwund begegne und die Innenentwicklung vorantreibe.
Dorfanger bis Weihnachten fertig
Innen im Forst läuft in diesem Sinne aktuell die Gestaltung des Dorfangers mit neuen Kanälen und neuer Oberflächenasphaltierung. Letztere soll bis Weihnachten komplett fertig sein.
Mit einer möglichen Asphaltierung der Seitenstraßen befasst sich der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung. Inklusive des großen Festplatzes an der Kirche soll das 1,3-Millionen-Euro-Bauprojekt bis Juni 2014 fertig sein.