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SCHWEINFURT: Bauteilprüfzentrum Schweinfurt auf Erfolgskurs

SCHWEINFURT

Bauteilprüfzentrum Schweinfurt auf Erfolgskurs

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    Bis Mitternacht hat er voll hingelangt. Und jetzt am frühen Morgen ist er schon wieder in der Werkhalle, erklärt dem Reporter, was ein Bauteilprüfzentrum tut und wird dann wieder anpacken, damit in einem wochenlang andauernden Versuch geklärt werden kann, ob das Radsatzlagergehäuse, das einmal in einem Intercity Express in China laufen soll, auch allen Anforderungen gerecht wird.

    Das ist das Los eines Jungunternehmers, der sich im Frühjahr 2009 selbstständig gemacht hat. In der Aufbauphase heißt es anpacken, „rund um die Uhr arbeiten, auf Urlaub verzichten“. Ein Businessplan musste erstellt werden, Maschinen waren zu kaufen, die Software einzurichten, Personal wurde eingestellt, eine Homepage aufbaut, der Betrieb zertifiziert. Kunden mussten akquiriert werden.

    Nicht, dass sich Christian Scheller beschweren würde. Auch nicht über die Krise, die ausbrach, als er seine Firma, die „Bauteilprüfzentrum GmbH Scheller“, kurz BPZS, gründete. „Ich konnte in Ruhe aufbauen.“

    Zu diesem Zeitpunkt lag sein Maschinenbaustudium an der hiesigen Fachhochschule schon sieben Jahre zurück. Am Prüflabor der Hochschule hatte er seine Diplomarbeit geschrieben und ist dann dort geblieben, hat geholfen, das Zentrum weiter auszubauen. Und als dann sein Professor in den Ruhestand ging und das Labor geschlossen werden sollte, hat der damals knapp 30-Jährige auch auf Anregung von Partnern aus der Industrie zugegriffen, die Prüfstände gekauft und einfach weitergemacht.

    Da kam es ihm schon zugute, dass die Präzisionsteile GmbH REMOG mit Hauptsitz in Münnerstadt in der Ernst-Sachs-Straße, zwischen ZF Sachs und Bosch Rexroth gelegen, ihre Produktionsstätte schloss und Geschäftsführer Wilfried Müller, großes Vertrauen in das Geschäftsmodell des jungen Schweinfurter Verwandten hatte.

    Der Start ist gelungen. Die junge Firma mit ihren fünf Mitarbeitern hat gut zu tun. Das Kundenspektrum ist breit. Reicht von der Großindustrie bis zum kleinen Mittelständler. Die Großen geben Scheller Aufträge, die ihre Kapazitäten übersteigen, die schnell erledigt werden müssen, die Kleineren, die oft keine eigenen Prüfstände haben, weil sie sie nur selten brauchen.

    Der Ingenieur erklärt dem Besucher, um was es geht. Im Automobil- oder im Maschinenbau sind die Energieeinsparung, der Bau kleinerer und leichterer Bauteile, die Verwendung neuer Materialien, zentrale Themen. Dafür muss getestet werden, ob die neuen Konstruktionen den Anforderungen auch genügen. Geht man beispielsweise davon aus, dass ein Stoßdämpfer 300 000 Automobilkilometer zu halten hat, muss man diese Belastung auch simulieren können, quasi im Zeitraffer diese 300 000 Kilometer darstellen.

    Das Prüffeld umfasst allein 400 Quadratmeter. Auf den 15 Prüfständen lässt sich jede Art von Krafteinwirkung nachstellen. Dabei geht es jedoch nicht allein um Kraft, sondern auch um Hitze und Kälte, das Einwirken von Stoffen (Korrosion), wofür mehrere Klimakammern vorhanden sind, die das Spektrum von minus 40 bis plus 200 Grad abdecken.

    Zu dieser Hardware gehört auch die Software, die Regelung, die Scheller und seine Mitarbeiter selbst schreiben und vor allem auf der Basis der in der Praxis gewonnenen Erkenntnisse fortentwickeln.

    Inzwischen hat das BPZS auch die offizielle internationale Anerkennung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) Berlin erhalten, ein Zertifikat, das dem Kunden die Qualität der Arbeit nachweist.

    65 Prozent der Aufträge beschäftigen sich mit Problemen, die erkannt wurde, nachdem das Produkt bereits in der Fertigung war. „Das Problem der Festigkeit von Bauteilen wird oft unterschätzt“, sagt Scheller. Dann wird nach schnellen Lösungen gesucht. „Mit unserer Flexibilität und unserer umfangreichen Ausstattung können wir da schnell helfen.“ Das kann die Empfehlung eines anderen Materials oder die Veränderung an der Konstruktion sein.

    40 Prozent ihres Zeitpensums stecken Scheller und seine Kollegen in Forschung und Entwicklung. „damit liegen wir weit über das, was am Markt üblich ist.“ Derzeit läuft ein Antrag auf staatliche Forschungsförderung. „Wenn wir den Zuschlag erhalten, können wir weitere Mitarbeiter einstellen und unsere Ideen umsetzen.“

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