(sg/hh) „Jeder hat eine zweite Chance verdient.“ Ein Lieblingssatz von Johanna Bonengel. Peter Rottmann, ihr Nachfolger als Chef des Bayernkollegs, sieht ihn als symptomatisch für Johanna Bonengels Denken, aber auch für das, was das Bayernkolleg anbietet, fördert und aktiv umsetzt. Chancen, etwas nachzuholen. Chancen für einen Neuanfang. Chancen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. „Es ist nie zu spät“, meint Stellvertreterin Birgit Weiß.
Das Bayernkolleg und sein besonderer Kosmos ist beiden nicht fremd. Peter Rottmann, der vom Jack-Steinberger-Gymnasium Bad Kissingen kommt, hatte als Seminarlehrer mit der Schule zu tun. Birgit Weiß kennt sie von ihrer Zeit am Humboldt-Gymnasium. Trotzdem sind sie überrascht: Vom Teamgeist, dem herzlichen Miteinander, der Offenheit, dem Umgang, der mehr auf Augenhöhe als auf Hierarchien setzt. „Die Schule hat einen eigenen Geist, das spürt man“, sagt Rottmann. Als Seminarlehrer hat ihm bei seinen Besuchen in der Schweinfurter Schule die spürbare Mischung aus Lässigkeit und Selbstbewusstsein gefallen, die das Klima prägt. Aber auch Kritikfähigkeit und Mündigkeit, zu der die Schüler ermuntert werden.
Wer hier zur Schule geht, ist erwachsen, hat eine Berufsausbildung, ein Ziel. Abitur. Die Schüler sind motivierter und williger, als die, von denen Mama und oder Papa ein Abitur oder eine geradlinige Schullaufbahn verlangen. Spannende Lebensläufe sind dabei, sagen Rottmann und Weiß. Leute, die irgendwann feststellen, ich will mehr. Die merken, das was sie machen, macht sie nicht glücklich. Leute, die kein Abitur machen durften, weil für ein Mädchen Realschule reicht. Leute, die die Schule verlassen mussten, um Geld zu verdienen. „Da sind wirkliche Talente dabei“, beobachtet Rottmann.
Über 400 Schüler hat das Bayernkolleg im neuen Schuljahr. Die Schule hat ein gewisses Image, wir wollen das hohe Niveau halten“, haben sich Rottmann und Weiß vorgenommen. Sie werden weiterführen, was Johanna Bonengel gemacht hat (Theater, Ehemaligen-Lesungen, zum Beispiel), aber sie wollen auch neue Wege gehen. Stärker mit Industrie und IHK kooperieren, gezielt für die Chance werben, die das Bayernkolleg bietet. Beide freuen sich auf die neue Aufgabe. Und Peter Rottmann hat auch den Segen seines Sohnes Moritz zum Schulwechsel bekommen. „Die Schule ist schon schön“, hat der Kleine nach einem ersten Rundgang beeindruckt gesagt.
Birgit Weiß (Jahrgang 1960) stammt aus Hessen, sie hat eine Tochter. Die Familie lebt in Obereuerheim. Sie unterrichtet Deutsch und Englisch. Peter Rottmann (Jahrgang 1964) hat drei Kinder, er lebt mit seiner Familie in Schonungen. Seine Fächer sind Deutsch und Geschichte/Sozialkunde. Er stammt aus Poppenlauer, ging in Münnerstadt auf s Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium. Bevor er ans Bayernkolleg kam unterrichtete er am Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen.