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SCHWEINFURT: Bei SKF brummt das Geschäft wieder

SCHWEINFURT

Bei SKF brummt das Geschäft wieder

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    Der neue Prüfstand für Großlager soll die Position von SKF weiter stärken. Im Juni geht er offiziell in Betrieb.
    Der neue Prüfstand für Großlager soll die Position von SKF weiter stärken. Im Juni geht er offiziell in Betrieb. Foto: Foto: Dietmar Seidel, SKF

    Die Freunde in Hamburg haben ihn gewarnt. Vor den sturen, nur schwer zugänglichen Franken. Ganz ohne Bedenken ist Martin Johannsmann also nicht nach Schweinfurt gegangen. Freilich weniger des vermeintlich schwierigen Menschenschlags wegen, sondern weil er bislang in mittelständischen Strukturen gearbeitet hat. Zwar zuletzt auch bei SKF, in der Business Unit Marine. Jetzt freilich sollte es der größte Produktionsstandort des schwedischen Wälzlagerkonzerns sein. 4200 Mitarbeiter. Und allzu gut liefen die Geschäfte nicht, als er den Vertrag für Schweinfurt unterschreiben sollte.

    „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt der 53-Jährige.„Habe mich gefragt, welche Rolle ich da spielen kann.“ Gut vier Monate, nachdem er sein Büro im zehnten Stock des frisch renovierten Verwaltungsgebäudes in der Gunnar-Wester-Straße bezogen hat, sind die Bedenken verflogen.

    Nachfrage kräftig gewachsen

    „Praktikabel“ erlebe er das Unternehmen. Es gehe ums Geschäft, um Kunden und Menschen. Die Stimmung sei gut, die Bereitschaft, Veränderungen mitzugestalten, sei groß. „Alrik Danielson schüttelt uns kräftig durch“, umreißt Johannsmann die Vorgaben des Konzernchefs in Göteborg. Schneller, effizienter, leistungsfähiger soll SKF werden. Die Organisationsstrukturen sollen einfacher werden, neue Produkte sollen auf den Markt kommen.

    Der Wandel lasse sich leichter gestalten, weil SKF nicht auf eine Krise reagieren müsse, sagt Johannsmann. Es gehe darum, jetzt die nötigen Hausaufgaben zu machen, um für eine irgendwann mögliche Krise gewappnet zu sein.

    Während sich das Automobilgeschäft in den letzten beiden Jahren sehr stabil zeigte, war der Bereich Industrie eher rückläufig, was man in Schweinfurt besonders gespürt hat. Der Tiefpunkt sei im Oktober erreicht worden, sagt Johannsmann. Dann sei der Umsatz um zehn Prozent nach oben gesprungen. „Wir wurden geradezu überrollt, da ist mächtig Druck auf dem Kessel.

    “ Die Kunden bestellten mehr als das Unternehmen produzieren konnte, die Vorräte gingen stark zurück. SKF hat darum Mitarbeiter eingestellt, befristet und unbefristet. Allzu lange Lieferzeiten soll es nicht geben.

    Drei Großinvestitionen

    Drei Großinvestitionen bekräftigen diese Einschätzung. Mit jeweils 15 Millionen werden die Channels für Zylinderollen- und Kegelrollenlage modernisiert, mit dem Ziel Rüstzeiten deutlich zu verringern und kleinere Losgrößen effizienter produzieren zu können. Im Juni wird der 40 Millionen Euro teure Großlagerprüfstand im Schweinfurter Süden in Betrieb genommen. Er gilt als weltweit führend und stoße bereits bei Universitäten und Verbänden auf großes Interesse, sagt Johannsmann.

    Lineartechnik ausgegliedert

    Mit dem Prüfstand könne man Werte ermitteln, die den realen Belastungen eines Lagers deutlich näher kommen. Das stärke die Position der SKF auf dem Markt der Großlager und schaffe zusätzliches Know-how der Mitarbeiter. Ganz ungetrübt ist die Schweinfurter SKF-Welt trotz dieser Nachrichten nicht. Zum 1. Mai ist die im Maintal ansässige Lineartechnik wieder in eine eigenständige Firma ausgegliedert worden. Unter den 180 Beschäftigten in Schweinfurt und Meckesheim geht die Sorge um, der Bereich könne verkauft werden. Dann wären die Arbeitsplätze nur noch befristet sicher.

    Johannsmann kennt diese Angst, spricht von intensiven Gesprächen mit den Betroffenen. SKF sei mit der Lineartechnik zwar durchaus erfolgreich. Als Teil eines großen Unternehmens sei es jedoch schwierig, den Markt wirklich gut zu bedienen. Auch sei das Umsatzvolumen nicht ausreichend. Einen Verkauf will der Deutschlandchef des Konzerns nicht ausschließen, hält eine Partnerschaft mit einem anderen Unternehmen der Lineartechnik auch durchaus für denkbar.

    An Herausforderungen fehlt es für den neuen Mann an der Spitze der deutschen SKF also gewiss nicht. Er hat zwar in Schweinfurt eine Wohnung, ist am Wochenende jedoch in Hamburg. Mitte nächsten Jahres will er mit seiner Lebensgefährtin entscheiden, ob sie nach Schweinfurt umziehen.

    Begeisterter Genuss-Radfahrer

    Die Stadt erlebe er als sehr attraktiv, sagt Johannsmann. Franken ist ihm nicht unbekannt, studiert die Tochter doch in Würzburg Als begeisterter Genuss-Radfahrer hat er bereits den Steigerwald („ein bisher weißer Fleck auf meiner Landkarte“) kennengelernt.

    Auch wenn man es ihm nicht anhört: Martin Johannsmann, der seit 1983 in Norddeutschland lebt, wurde in Freising geboren. Mit den Oberbayern hat er jedoch wenig im Sinn. Die Franken sind ihm lieber. Weil sie eckig, kantig, direkter sind. „Die passen besser zu uns Norddeutschen“.

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