(kwi) Oben auf dem geschotterten Platz, zwischen Bäumen, Transparenten und Infoständen, hatten sich rund 120 Menschen versammelt, die gegen Krieg demonstrieren wollten. Drumherum standen Passanten. Mit Eis in der Hand oder mit Einkaufstüten bepackt beobachteten sie, wie junge und alte Friedensbewegte das alte Partisanenlied „Bella Ciao“ mitsangen, das die DGB-Songgruppe zur Begrüßung anstimmte. Als Frank Firsching, der DGB-Regionsvorsitzende forderte, die Bundeswehr müsse raus aus Afghanistan, da klatschten freilich auch ein paar der Umstehenden.
1957 hat der DGB den 1. September, den Tag, an dem die deutsche Wehrmacht Polen überfallen hat, zum Antikriegstag erklärt. In diesem Jahr hatten DGB, Deutsche Friedensgesellschaft und der Schweinfurter Friedensratschlag zur Kundgebung geladen. Zu der nicht etwa naive Gutmenschen kamen, um ein antiquiertes Ritual zu begehen, wie Firsching betonte, sondern Bürger, für die Frieden das höchste Gut sei.
Der Gewerkschafter nannte Zahlen: zwischen 2005 und 2009 hätten sich die deutschen Rüstungsexporte auf 11,5 Milliarden US-Dollar verdoppelt. Griechenland, das Land am Rande des Staatsbankrotts, sei einer der größten Abnehmer. Firsching endete mit drei DGB-Forderungen: Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan, Abzug aller Atomraketen aus Deutschland und Verbot der NPD.
Hauptredner der Kundgebung war Manfred Sohn aus Hanover, der sich selbst einen reisenden Friedenswerber nennt. Er hatte die Schweinfurter Organisatoren Jürgen Wilk und Wolfgang Ziller bei seinem „Friedensmarsch für Hiroshima“ kennengelernt, der ihn im Juni auch durch Schweinfurt geführt hatte. Auch diesmal erinnerte er an die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki vor 65 Jahren. Sohn hatte Fotos als „Stolpersteine“ auf den Wichtermann-Platz gelegt, die wenige Stunden nach den Abwürfen aufgenommen worden waren. Ein dunkler Fleck auf einer Treppenstufe sei alles, was von einem Menschen damals übrig geblieben sei, erklärte Sohn.
Der Friedensaktivist forderte die Abschaffung der Wehrpflicht, die Vernichtung aller 26 000 Atomwaffen weltweit und den Abzug der Truppen aus Afghanistan. Als Begründung zitierte er Margot Käßmann, die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche mit ihrem inzwischen berühmten Satz „Nicht ist gut in Afghanistan“. Zwischen den Reden spielte die DGB-Songgruppe Protestlieder und Babs Günther von der Bürgerinitiative Gochsheim gab in schwarzem langen Kleid mit rotem Tuch ihre bekannte Pantomime „Krieg und Frieden“.