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KOLITZHEIM: Beim Rosenspaziergang „erst mal eine Nase voll nehmen“

KOLITZHEIM

Beim Rosenspaziergang „erst mal eine Nase voll nehmen“

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    Christine Bender setzt der Königin der Blumen ein ansehnliches, fühlbares, duftendes, geschmackvolles und hörenswertes Denkmal.Ursula Lux
    Christine Bender setzt der Königin der Blumen ein ansehnliches, fühlbares, duftendes, geschmackvolles und hörenswertes Denkmal.Ursula Lux Foto: Foto:

    Die Sinneseindrücke beginnen bei den Augen. Ein Herz aus Rosenblättern empfängt die Gäste in einem Garten, in dem rund 30 verschiedene Rosensorten ihre Pracht entfalten. Man muss schon genau hinsehen, um unter den reichlich blühenden weißen Rambler-Rosen noch den Abstellplatz für das Auto zu entdecken. Rund um den Seerosenteich, entlang der Hauswand und der Mauer – wohin das Auge auch blickt: Rosen. Die gefüllten Blüten von dunklen und hellen Rottönen bis hin zum Weiß sind schlicht ein Augenschmaus. Auf den Tischen stehen Rosengestecke, ein Korb voller Rosen zieht das Auge des Betrachters an. Und meist ist auch Christine Benders Strohhut mit Rosen geschmückt. Denn mit Rosen zu dekorieren ist kinderleicht, wie Enkelin Ingrid-Christine beweist. Sie zeigt ein kleines selbst gemachtes Rosengesteck: „Da drunter steckt ein Steckschwamm“, erklärt sie ihre Halbkugel aus Rosenblüten.

    Sie ist die Königin der Blumen, die Rose, und sie hat ihre Königin gefunden: Christine Bender gilt als Rosenkönigin im Landkreis Schweinfurt. Die stellvertretende Landrätin im Kreis Schweinfurt kam schon als Kind im Bauerngarten ihrer Eltern mit ihrer großen Leidenschaft in Berührung. 1984, als die Familie das Anwesen eines verstorbenen Verwandten in Kolitzheim übernahm und alles herrichtete, erfüllte sich Christine Bender einen kleinen Traum: Sie pflanzte ihre erste historische Rose, eine Centifolia, „die die diese schönen kugeligen Blüten hat“.

    Die 60-Jährige nennt sie bis heute ihren „Platzhirsch“, die größte und schönste Rose, auch wenn sie nur einmal im Jahr blüht. Die Centifolia war die Initialzündung für Benders gelebte Rosenleidenschaft. „Ich war neugierig auf noch mehr Rosen.“ Fast jeden Urlaub verband die Landwirtschaftsrätin fortan mit dem Besuch von speziellen Rosenzüchtern. „Wenn man mal eine hat, wächst das Verlangen nach mehr und man wird richtig süchtig.“ Heute gibt es in ihrem kleinen Bauerngarten zahlreiche Rosenstöcke. Ein Schild empfängt die Besucher: „Komm doch in den Garten, meine Rosen würden dich gerne begrüßen.“

    Bender hat es der bayerischen Verwaltungsreform von 2005 zu verdanken, dass sie heute im Gartenbauzentrum Bayern Nord in Kitzingen arbeitet, Geschäftsführerin des Bezirksverbandes für Gartenbau und Landespflege ist und sich so auch beruflich mehr um Rosen kümmern kann. Vor gut zehn Jahren startete Bender dann mit ihrem ersten „Rosenspaziergang“. Sie wollte ihre Begeisterung wenigstens einmal weitergeben und den Menschen zeigen „was die Natur uns alles schenkt“. Sie präsentierte Rosen für alle fünf Sinne – und die Spaziergänge, die sie eigentlich nur ein Jahr lang machen wollte, kamen derart gut an, dass seitdem alljährlich Gruppen bei ihr nachfragen und um einen solchen Rosenspaziergang im Kolitzheimer Garten bitten.

    Bender führt ihre Besucher von der Geschichte über die Pflege bis zur Verarbeitung mit allen Sinnen in die Welt der prächtigen Blume ein. Und weil Bender vor allem auf historische Rosen setzt, wird beim Gartenspaziergang auch der zweite Sinn wichtig: Es riecht verführerisch. Vor allem die Rose de Resht verströmt einen betörenden Duft. Bender schenkt ihren Gästen Rosensaft ein. „Erst mal eine Nase voll nehmen“ rät sie und erklärt: „So intensiv riechen nur die alten Rosen“ „Das riecht wie in Omas Garten“ sagt eine Besucherin. Eine andere: „Wie Parfüm.“

    Im sehr aufwendig hergestellten Rosenöl und im Parfüm wird dieser Duft konserviert. Für einen Liter Rosenöl aber braucht man vier Tonnen frisch gepflückte Rosenblätter, dazu kommt ein gewaltiger Arbeitsaufwand bei der Herstellung. 30 voll aufgeblühte Rosenblüten ergeben einen Tropfen ätherisches Rosenöl. Kein Wunder, dass ein Liter rund 10 000 Euro kostet, erklärt Bender.

    Jetzt dürfen die Besucher einen Schluck Rosensaft trinken. Wir sind beim Geschmackssinn angekommen. „Ein ganzes Maul voll Duft“, stellt ein Besucher fest. Mit Secco aufgegossen verschwindet die Farbe, der Geschmack aber bleibt. In puncto Schmecken ist Benders Repertoire groß: Die Gäste lassen sich Brot mit Rosenbutter oder Rosengelee munden. Auf der Theke aufgebaut sind all die anderen Köstlichkeiten, die man aus Rosen herstellen kann: Rosenzucker, Rosensenf, Rosenlikör, Badesalz und Parfüm.

    Bender verrät ihren Gästen auch so manches Rezept. Und die Anzahl rosiger Köstlichkeiten scheint schier unendlich. Manchmal ist es so einfach: „Die Blütenblätter trocknen und zum Tee geben, schon haben sie Rosentee“, rät die Rosenfreundin. Für all dies aber eigneten sich nur die historischen Rosen, erklärt sie. Nur die hätten genügend Aromastoffe, wobei die Rose de Resht eindeutig die kraftvollste sei. Aber auch Damaszener Rosen bieten sich an, und für den Rosensaft könne man sogar die wild wachsende Heckenrose verwenden. Wichtig sei immer der Zitronensaft, die Säure ziehe Farbe und Aroma aus der Rose. Gepflückt werden die Rosenblätter zu Sonnenaufgang, aber nur wenn?s trocken ist, warnt Bender. Es ginge auch mal in den Abendstunden, räumt sie ein, aber keinesfalls in der Mittagssonne. Wobei die wiederum für das Aroma der Rosenblätter verantwortlich ist: „Je mehr Sonne umso intensiver.“

    Das, was so schön anzusehen ist, intensiv riecht und gut schmeckt, gibt es jetzt zum Anfassen: Weiche Blütenblätter, festere, samtige und glatte – auch der Tastsinn kommt auf seine Kosten. „So zart ist die“, staunt eine Besucherin und streichelt liebevoll über die Blüte. Aber das ist nur die eine Seite Vor allem wenn man die Rosen pflegt, zeigen sie durchaus auch ihre aggressive Seite. Rückschnitt der Blüten nur nach dem fünften Blatt, rät Bender. Und Vorsicht vor den Dornen, die botanisch betrachtet eigentlich Stacheln sind. Je historisch älter die Rosen sind, umso mehr. Den Edelrosen wurden diese Dornen mehr und mehr weggezüchtet.

    Jetzt fehlt nur noch der Hörsinn. Zugegeben, die Rosen selbst hüllen sich in Schweigen. Aber es gibt viel zu erzählen über die Königin der Blumen. Über ihre Geschichte, die Züchtungen, die Verwendung und Symbolik. Und zahlreiche Lyriker sind von ihr betört. Wer kennt es nicht, Goethes Gedicht vom Heideröslein? Auch Friedrich Rückert schrieb mehrere Rosengedichte. „Die Rose stand im Tau, es waren Perlen grau. Als die Sonne sie beschienen, wurden sie zu Rubinen.

    “ Die Anzahl der Gedichte scheint ähnlich vielfältig wie die Blume selbst. Und Bender selbst beendet ihre Rosenspaziergänge mit einem Gedicht von Heinrich Seidel und lässt die „Oh du schöne Rosenzeit“ hochleben.

    Apropos Rosenzeit. Die Blume hat eine lange Geschichte. Bereits um 2700 vor Christus wurden im Kaiserreich China Rosen im Alltag verwendet. Sie wurden damals bereits kultiviert und vor allem als Zierpflanzen genutzt. Von China aus wanderten die Rosen nach Europa. Die reichen Römer umgaben sich mit dem „Luxusartikel“ und rieben sich vor dem Festmahl mit Rosenöl ein. Der Weg zur reich gedeckten Tafel war mit einem Teppich aus Rosenblätter belegt, in den Weingläsern schwammen Rosenblätter. Die Römer brachten die Rosen auch nach Germanien, wo sie erst in den Klostergärten, ab dem Mittelalter auch in den Bauerngärten wuchsen.

    Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in den Gärten eigentlich nur historische Rosen. Seefahrer brachten die chinesischen Teerosen mit nach Europa, wo sie mit den europäischen Rosensorten gekreuzt wurden. So entstanden die ersten „modernen“ Rosen, die Edelrosen. Diesen gelang es schnell, historische Rosen aus den Gärten zu vertreiben. Erst Ende der 1980er Jahre seien diese wieder in den Blick geraten. Und mit Christine Bender haben sie eine engagierte Anwältin gefunden.

    Auf zahlreichen Gartenschauen stellte Bender die Rosen schon vor. Ihren Gästen empfiehlt sie: „Kaufen sie eine Rose de Resht, damit können sie nichts verkehrt machen“. Wenn die verwelkten Blüten regelmäßig abgeschnitten werden, dann blühe diese robuste Pflanze vom Mai bis zum ersten Frost, prophezeit Bender. Sie selbst hat noch einen zweiten Favoriten, die Strauchrose „Comte de Chambord“. Auch sie blüht bis in den Herbst hinein, durftet nach Damaszenerrosen und lässt sich in der Küche wunderbar verarbeiten.

    Rosen-Tipps und mehr bietet Christine Bender unter www.bender-kolitzheim.de

    Dort kann man auch wegen der Rosenspaziergänge anfragen, Tel. (093 85) 999 26

    Rosen-Rezepte Rosensaft: Die Blätter von 20 Rosenblüten in einen Liter abgekochtes, kaltes Wasser geben. Das Ganze mit dem Saft von zwei bis drei Zitronen mischen. Einen Tag im Kühlschrank aufbewahren, bevor die Blätter abgeseiht und 200 Gramm Zucker zugegeben werden. Rosenbutter: Die Blütenblätter von zwei Rosenblüten (Damascener-Rosen) klein schneiden und mit 250 g Butter verrühren. Rosengelee: Rosengelee? Die Blütenblätter von 20 Rosenblüten mit einem halben Liter Wasser aufkochen und 45 Minuten leise köcheln lassen. Dann die Blätter abseihen, den Sud mit Wasser auf einen drei bis vier Liter Wasser auffüllen, mit Gelierzucker im Verhältnis zwei zu eins kochen. „Falls der Sud nicht rot genug ist, könne man beim Kochen noch ein paar Tropfen Zitronensaft zugeben, rät Christine Bender.

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