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SCHWEINFURT: Beim Weben Kontakte knüpfen

SCHWEINFURT

Beim Weben Kontakte knüpfen

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    Zusammen klappt das: Karin Baxa zeigt einer Bewohnerin von St. Elisabeth, wie Weben funktioniert.
    Zusammen klappt das: Karin Baxa zeigt einer Bewohnerin von St. Elisabeth, wie Weben funktioniert. Foto: Foto: Daniela Moschberger

    Diese Hände sind Handarbeit gewöhnt – zumindest waren sie es mal. Heute sind sie alt und zittrig, die Augen manchmal zu schlecht zum Stricken, Nähen, Weben. Aber zusammen mit einem Paar junger Hände und zwei Augen, die noch alles scharf sehen, da geht es gleich viel leichter. Schüler der Staatlichen Berufsfachschule für Sozialpflege Alfons Goppel weben mit Bewohnern und Gästen im Seniorenwohnen St. Elisabeth.

    „Ihr habt ruhigere Hände, ich muss mich da durchzappeln“, sagt Anni – die alte Dame möchte nur als Anni in der Zeitung erscheinen. Konzentriert ist sie über ihren Webrahmen gebeugt. Bei ihr geht es noch relativ flott. Aber wenn sie gleichzeitig einem Gespräch zuhört, findet der Schussfaden seinen Weg nicht mehr, und sie muss die Reihe neu weben. „Die Neugier treibt eben“, lächelt sie. Jeweils zwei oder drei Senioren teilen sich einen Webrahmen, die Schüler zeigen, wie alles funktioniert, führen ihren betagten Schützlingen die Hand oder helfen, wenn es mal knifflig wird.

    Anni wohnt nicht in St. Elisabeth. Sie kommt noch ganz gut alleine klar. Trotzdem ist sie jede Woche im Altenheim, dienstags zum Gottesdienst und heute eben zum Weben. Damit macht sie vor, was sich Dorith Böhm-Näder von der Fachstelle für pflegende Angehörige noch viel öfter wünscht: Alte Menschen sollen nicht erst zum Wohnen ins Altenheim kommen, sondern schon vorher. Zu Besuch. Damit sie Hemmschwellen abbauen und sehen: So schlimm ist es dort nicht. Gäste sind zu den Beschäftigungsangeboten deshalb immer willkommen.

    An diesem Nachmittag geht es aber noch um etwas anderes. Dass Schüler der Sozialpflegeschule ein Beschäftigungsangebot leiten, ist nicht die Regel. Auch sie sind in St. Elisabet zu Gast – eine Vorbereitung fürs Berufsleben. Einmal in der Woche seien die Schüler zwar ohnehin im Altenheim, erzählt Werklehrerin Dorothea Böttcher, aber da gehe es allein um pflegerische Aspekte. Im Werkunterricht bereitet sie deshalb mit den Schülern ein Beschäftigungsprogramm für alte Menschen vor, das sie später beim Besuch im Altenheim mit den Bewohnern umsetzen. So haben sie die Chance, mit den alten Leuten ins Gespräch zu kommen, erklärt Böttcher. Dazu bleibe beim pflegerischen Praktikum einmal die Woche kaum Zeit. Bei ihren Besuchen im Seniorenheim lernten die Jugendlichen außerdem verschiedene Schweinfurter Einrichtungen und somit mögliche Arbeitgeber kennen.

    Mit der Handarbeit kommt das Erinnern. Anni erzählt, wie sie und ihre Freundinnen im Krieg aus Lumpen oder Stroh Teppiche gemacht haben – ganz ohne Webrahmen. Und an den Stoffresten, die eigentlich fürs Weben gedacht sind, führt sie vor, wie man Lumpenpüppchen bastelt. Die Frau am Nebentisch, auch eine Besucherin, hat beim Beschäftigungsnachmittag eine frühere Nachbarin wiedergetroffen und in ihr sofort eine Gesprächspartnerin gefunden.

    Es sei wichtig, die alten Menschen aus der Reserve zu locken. Nicht nur die im Heim, auch die zu Hause, die oft kaum mehr unter Leute kämen, sagt Böhm-Näder. „Wenn sie einmal am Tag lachen – das tut ihnen schon gut.“ Oft würden alte und kranke Menschen aus dem Bewusstsein der Gesellschaft ausgeblendet. Dabei müsse man bedenken, dass man auch einmal alt wird. „Da sollte man doch jetzt schon alles tun, dass man sich später selbst wohlfühlen kann“, sagt sie. Eine alte Frau kommt auf Böhm-Näder zu, nimmt ihre Hand und bedankt sich für den schönen Nachmittag. Auch Anni hat es gut gefallen. Einen der Schüler fand sie besonders nett: „Der Junge war so fröhlich, das hat mir dann auch Spaß gemacht.“

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