Den beliebten „Bercher Fasching“, der dieses Jahr zum zweiten Mal von Bergrheinfeld in die Sporthalle am Lindenbrunnenweg ausgewichen war, wird es wohl an dieser Stelle nicht mehr geben. Dies gab der Vorsitzende, der Turngemeinde (TG) Schweinfurt, Georg Appold, im Rahmen der Mitgliederversammlung seines Vereins bekannt.
Der „Bercher Fasching“ sei dieses Jahr von der Stadt nur noch aus Verhältnismäßigkeitsgründen geduldet worden, um bereits getätigte Investitionen des Veranstalters nicht zu vernichten. Zukünftig wären die strengen Sicherheitsauflagen wegen der räumlichen Verhältnisse in der „Gemee“ nicht mehr zu erfüllen.
Lärm- und Feuerschutz
So fordere die Stadtverwaltung panikgerechte Gänge zu den Toiletten und eine Notbeleuchtung für die Sportplätze, damit die Faschingsbesucher im Falle eines Stromausfalls auf die Sportplätze flüchten könnten. Auch die strengen Lärmschutzauflagen bereiten den Veranstaltern Sorgen, weil die Musik so leise gedreht werden müsse, dass von den Faschingsbesuchern Beschwerden gekommen seien. Appold verzichtete aber auf Kritik an der Stadtverwaltung, die die neuen Gesetze nur vollziehe.
Damit findet nicht nur das Faschingstreiben in der „Gemee“ nach über 100 Jahren sein Ende. Das Ganze habe Auswirkungen auf die ganze Faschingsregion Schweinfurt, glaubt Appold. „Die Veranstaltung war wohl die letzte Großveranstaltung im Schweinfurter Fasching!“, meint der TG-Chef, da Ausweichhallen für derartige Großveranstaltungen mit Tausenden von Besuchern im Raum Schweinfurt Fehlanzeige seien.
Mit dieser Ankündigung ist das Totenglöckchen für den traditionellen Fasching in der TG, der seine historischen Anfänge im 1885 mit närrischen Herrenabenden und „Carnevalistischer Unterhaltung“ hatte, endgültig geläutet.
„Goldene“ Faschings-Jahrzehnte
Nach „goldenen“ Jahrzehnten des TG-Faschings in der vor einigen Jahren abgerissenen alten Turngemeinde am Obertor, mit langen Besucherschlangen – vor allem in den 1950er, 60er und in den 70er Jahren – und mit bekannten Musikgruppen wie „The Casanovas“, „The Outlaws“ oder „Black and White Quartett“, verlor in den 1990er Jahren der TG-Fasching nach und nach seine Anziehungskraft. Partygänger zog es eher zum „Bercher Fasching“ nach Bergrheinfeld.
Im Jahr 2000 verlegte die SSV ihren Fasching aus dem „Icedome“ in die Turngemeinde. Im Jahre 2003 stiegen die damaligen Betreiber der Diskothek „S'Wohnzimmer“ (heute „Eastside“), zusammen mit der Jugendleitung des Vereins in die Organisation des Faschings in der „Gemee“ ein. Zeitgleich gab es unter der Organisation der Turnabteilung für die Kleinen am Freitag wieder einen Kinderfasching mit Prinzenpaar, Mitmachtanzvorführungen und großer Luftballonschlacht.
2005 gab es anlässlich „100 Jahre TG-Fasching“ eine Großveranstaltung in Kooperation mit der Diskothek Mad mit Elektrobullen und großer Party. 2006 wurde die Veranstaltung vom Vereinswirt Lothar Kreile übernommen. Die hohen Besucherzahlen konnte er nicht mehr erzielen. Zuletzt fand im Jahr 2011 der „Bercher Fasching“ in der TG seine neue Heimat, nachdem er wegen der gestellten Sicherheitsauflagen aus der Bergrheinfelder Tennishalle aus- und umziehen musste. Nun ist dieses Kapitel auch geschlossen.