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Schweinfurt: Bernd Lhotzky schenkte einen unvergesslichen Abend am Jazz-Piano

Schweinfurt

Bernd Lhotzky schenkte einen unvergesslichen Abend am Jazz-Piano

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    Bernd Lhotzky verzauberte im Foyer des Schweinfurter Theaters.
    Bernd Lhotzky verzauberte im Foyer des Schweinfurter Theaters. Foto: Josef Lamber

    Er verbeugt sich kurz, legt seine Armbanduhr ab, setzt sich an die Tasten und hält einen Moment inne. Bernd Lhotzky schlägt wenige leise Töne am Flügel an und begibt sich in einen Fluss von großartigem Jazz am Piano, in den er das Publikum mitnimmt. Der erste Abend in der Reihe der diesjährigen Foyerkonzerte im Schweinfurter Theater war ein Abend voller jazziger Streicheleinheiten mit einem Mann am Klavier, der durch seine Einfühlsamkeit und Improvisationskunst das Publikum begeisterte.

    Lhotzky, ein vielfach ausgezeichneter Jazzpianist, hatte Standards der Größen der amerikanischen Unterhaltungsmusik im Gepäck, die unter seinen Fingern mit atemberaubender Virtuosität aufgeladen wurden. Dazu nahm er Bravourstücke der Stride-Piano-Pioniere wie Wille Smith, James P. Johnson und Fats Waller, mit denen er den eingängigen und vorwärts drängenden Stil variierte.

    Zwiesprache mit dem Instrument

    Gelegentlich huschte ein Lächeln über Lhotzkys Gesicht, immer schien er Zwiesprache zu halten mit dem Ausgangsmaterial, das er bei seinen Improvisationen niemals aus den Augen verlor. Zwiesprache aber auch mit dem Instrument, das er mit großer Einfühlsamkeit behandelte. Auch bei kraftvollen Oktav- und Dezimengriffen blieb der Anschlag samten, schimmerten die Läufe in einem ganz besonderen Glanz, eben "just one of those things". Duftig, verspielt und unbeschwert, traumwandlerisch klar. Dem Publikum gefiel es, wenn er dazwischen eine eigene Komposition spielte. Aber waren die Improvisationen nicht alle Eigengewächse? Lhotzky ging mit dem Material so selbstbewusst um, dass es bald zu Eigenem wurde.

    Dass Lhotzky auch mit Themen romantischer Musik umzugehen versteht und sie unter seinen Händen an das Stride-Ufer zu ziehen vermag, zeigte er augenzwinkernd mit einem "drei-Minuten-Tannhäuser" gegen Ende des Abends. Wagners Pilgerchor aus der Oper Tannhäuser passte in seiner Frechheit grandios zu der diesjährigen Inszenierung der Oper auf dem Grünen Hügel in Bayreuth. Mit einer gehörigen Portion Humor zauberte er aus der Vorlage einen kernigen und leicht swingenden Stride. Klassiker wie Cole Porters "Night and Day" oder Duke Ellingtons "There was nobody looking" präsentierte er brillant.

    Großartig, wie Lhotzkys Improvisationen immer wieder die Hauptthemen der Ausgangskompositionen durchschimmern ließen. Grandios gelang das bei der Chopin-Etüde, die schon von Haus aus mit perlenden Läufen gesegnet ist. Unter Lhotzkys Händen wurde das Stück zu einem frisch ausgeschenkten und überschäumenden Champagnerkelch. Mit Bravorufen endete das Konzert eines ganz besonderen Jazzpianisten. Langsam tauchte er aus seiner Konzentration auf und fast hätte der seine Uhr im Flügel vergessen.

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