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Schweinfurt: Berufsberatung mal anders: Wie Schweinfurter Realschüler für Pflegeberufe begeistern wollen

Schweinfurt

Berufsberatung mal anders: Wie Schweinfurter Realschüler für Pflegeberufe begeistern wollen

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    Eine Woche lang arbeiteten zwei Teams an der Produktion eines digitalen Hörspiels. Von links Jonas Brand, Mia Pfriem, Sarah Ebert und Samuel Heinlein
    Eine Woche lang arbeiteten zwei Teams an der Produktion eines digitalen Hörspiels. Von links Jonas Brand, Mia Pfriem, Sarah Ebert und Samuel Heinlein Foto: Marius Flegler

    Mit einem außergewöhnlichen Projekt wählt das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege einen neuen Weg der Berufsberatung. Mit Hilfe eines Podcasts, also einem Hörspiel, möchte man in Kooperation mit Schülerinnen und Schülern der Wilhelm-Sattler-Realschule in Schweinfurt junge Menschen für Pflegeberufe begeistern.

    Dabei ist das Konzept nicht grundlegend neu, wie Projektleiter Jean-Francois Drozak von der Agentur für Kulturdesign 'Kunstdünger', erläutert. Mit dem Projekt, das bisher an über 100 Schulen im Freistaat etwa 50.000 Jugendliche erreicht hat, arbeiten die jungen Menschen eine Woche lang journalistisch das Thema Pflege auf.

    Bisher wurde mit Theaterstücken für den Beruf geworben

    Bereits seit elf Jahren wirbt das Staatsministerium für die Ausbildung in Pflegeberufen in Form von Theaterstücken. Aufgrund der Corona-Pandemie war das nicht mehr möglich. Deshalb wolle man die gleichen Inhalte nun über einen Podcast transportieren, erklärt Drozak.

    Dabei sprechen die Jugendlichen wahre Geschichten aus dem Berufsalltag von Pflegekräften im Hörbuchstil ein. Die geschichtsgebenden Expertinnen und Experten werden zwischen den einzelnen Beiträgen - unterlegt von szeneastischer Musik - interviewt.

    Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Sattler-Realschule produzieren einen Podcast zum Thema Pflegeberufe.
    Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Sattler-Realschule produzieren einen Podcast zum Thema Pflegeberufe. Foto: Marius Flegler

    Bei der "szenischen Berufsberatung", wie Drozak sie nennt, wolle man vermeiden, dass lediglich die Sonnenseiten des Berufsbildes herausgehoben werden: "Deshalb geht es unter anderem auch um Tod. Wir können es uns nicht leisten, ein unrealistisches Bild des Berufes zu zeichnen." Drozak kritisiert, dass dies etwa auf Berufsmessen oft der Fall sein. Durch Spiele und Werbegeschenke am Stand würden die Schüler eingefangen. Die Realität im Beruf sehe später oft anders aus, was letztendlich zu Ausbildungsabbrüchen führen könne.

    Ausbildungsabbrüche belasten den Arbeitgeber

    Aber Personal auszubilden ist zeit- und kostenaufwändig. Brechen die Auszubildenden vorzeitig ihre Lehre ab, so sei der Aufwand bis zu diesem Zeitpunkt für umsonst gewesen. Das betrifft zwar alle Branchen, dem Pflegebereich, der mit akutem Fachkräftemangel zu kämpfen hat, würde man so aber besonders schaden, ist sich Drozak sicher.

    Auch deshalb verzichte man bei dem Projekt auf Medienprofis. Man wolle durch den Einsatz von Schülern selbst sowie jungen Tätigen in Pflegeberufen die höchstmögliche Authentizität schaffen, indem sie ihre persönlichen Geschichten für den Podcast zur Verfügung stellen.

    Alle am Projekt beteiligten, sowie Anna Stolz (vorne, Dritte von rechts), Ayfer Rethschulte (rechts daneben),  Georg Harbauer (dahinter) und Karlheinz Lamprecht (links) bei der Abschlusspräsentation.
    Alle am Projekt beteiligten, sowie Anna Stolz (vorne, Dritte von rechts), Ayfer Rethschulte (rechts daneben),  Georg Harbauer (dahinter) und Karlheinz Lamprecht (links) bei der Abschlusspräsentation. Foto: Marius Flegler

    Samuel Heinlein, Sarah Ebert, Mia Pfriem und Jonas Brand sprechen als eine von zwei Schülergruppen die zu Papier gebrachten Geschichten ein. Jonas hätte sich vorstellen können, sein Praktikum in der Pflege abzuleisten, hat aber bereits ein anderes Berufsziel. Auch Mia spielt mit dem Gedanken, möchte später vielleicht einmal Medizin studieren.

    Projektergebnis dient als Lehrmittel für andere Schulen

    In erster Linie sollen jedoch alle Schülerinnen und Schüler, die auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, die Pflege als ernsthafte Option begreifen. Der Vorteil an der Produktion eines Podcasts gegenüber einem Theaterstück ist der, dass das digitale Hörspiel viel einfacher zugänglich ist. So soll es auf der Website der Schule veröffentlicht werden und im Rahmen der Berufsorientierung an anderen Schulen als Lehrmaterial dienen. Drozak schätzt, dass auch die Episode der Wilhelm-Sattler-Realschule rund 2000 bis 3000 Schülerinnen und Schüler erreicht.

    Zu der Abschlusspräsentation war neben den beteiligten Pflegefachkräften, Schülern und Eltern auch Anna Stolz, Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus gekommen, um den am Projekt beteiligten Jugendlichen für ihr Engagement zu danken: "Spätestens seit der Pandemie ist klar, wie wichtig die Pflege ist. Wir alle wollen gut ausgebildete Pflegekräfte. Dafür müssen wir alle an einem Strang ziehen. Und an diesem Strang habt ihr jetzt gezogen".

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