Auf Innungs- und Bezirksebene hat Stefanie Schmidt schon gewonnen. Nun ergatterte die beim Schweinfurter Unternehmen Michal ausgebildete Bestattungsfachkraft auch beim Landeswettbewerb den ersten Platz. Die 21-Jährige ist nun zur Teilnahme am Bundeswettbewerb berechtigt, der fast ein Heimspiel ist: Er findet am 29. Oktober im Bundesausbildungszentrum der Bestatter in Münnerstadt statt.
Noch unschlüssig, wohin es beruflich gehen soll, arbeitet Stefanie Schmidt ehrenamtlich im Hospiz ihrer Heimatstadt Düren (Nordrhein-Westfalen). Die Gespräche und engen Kontakte mit Schwerkranken, die Auseinandersetzung mit dem Tabuthema Tod beeindrucken sie. Sie entscheidet sich nach der Realschule für diesen Weg und nicht für den zunächst Richtung Sozialpädagogik geplanten.
Sie sucht einen Ausbildungsplatz in einem „Betrieb, der etwas ausstrahlt“ und entdeckt im Netz die sie ansprechende Homepage von Michal. Ihre Blindbewerbung hat Erfolg. Und nun sie selbst mit ihren drei aufeinander folgenden „Titeln“.
Voraussetzung zur Teilnahme schon am Innungswettbewerb ist in der Gesellenprüfung nach dreijähriger Lehre mindestens „gut“. Die Note weiß sie noch nicht, aber sie liegt darunter, weil sie zugelassen wurde. Die Abschlussprüfung wird auch für alle drei Wettbewerbe – Innung, Bezirk, Land – „hergenommen“.
Neben der Theorie gab es im praktischen Teil ein fingiertes Beratungsgespräch mit trauernden Angehörigen, ein Fachgespräch über rechtliche Fragen und sie musste eine Auslandsüberführung mit allem Drumherum erledigen. Möglich wäre auch gewesen, die Karte „hygienische Versorgung“ zu ziehen: Waschen und Desinfizieren eines Leichnams, den Toten einkleiden und in den Sarg legen, wäre das gewesen, schildert sie.
Stefanie Schmidt freut sich, dass Michal ihr ein Übernahmeangebot gemacht hat. Zum einen, weil sie angekommen ist in Schweinfurt, Freunde gefunden hat und „gerne hier lebt“. Sie will, obwohl sie sofort die Meisterprüfung angehen könnte, „erstmal Berufserfahrung sammeln“. Dass sie das bei diesem Ausbildungsbetrieb tun kann, sei wegen der gemachten guten Erfahrungen prima, nennt sie den zweiten, wichtigeren für ihre Freude.
Wirklich erst in diesem Moment stößt Firmenchef Ralf Michal zum Gespräch dazu. „Wir hätten nicht zwingend jemanden gebraucht, aber Stefanie kann selbstständig sehr gut arbeiten und ist eine wunderbare Ergänzung“. Viel Lob also auch vom Chef für die junge Nachwuchskraft, die er auch wegen seines einen Engagements brauchen kann. Ralf Michal ist seit Mai der Vorsitzende des Bayerischen Landesverbands der Bestatter und schon zwei Jahre Vizepräsident auf deutsche Ebene. „Da bin ich sehr viel unterwegs“, räumt er ein.
Stefanie Schmidt sagt, dass sie mit ihrer Berufswahl richtig gelegen habe. Anfangs habe sie beim Umgang mit Toten nicht Angst, eher Respekt gehabt, den sie bis heute habe. Mittlerweile sei „natürlich viel Routine“ eingekehrt. Beim Tod von Kindern und Säuglingen berühre sie das bis heute persönlich, dann stelle sie sich die Frage, wieso es so junge Menschen habe treffen müssen. Ihre Arbeit mache sie aber für die Angehörigen, denen sie über den Verlust hinweghelfe, die sie berate, wie am besten Abschied zu nehmen sei.
29. Oktober, wie stehen die Chancen? Beim Bundesentscheid spielt die Gesellenprüfung keine Rolle mehr, sondern man ist in Theorie und Praxis bei einer neuen Prüfung live gefordert. Die junge Bestattungsfachkraft gesteht ein, dass sie sich die Aufgaben von 2013 angeschaut hat, obwohl sie weiß, dass diese Fragen sicher nicht erneut gestellt werden. „Ich denke, dass ich so fit bin auf meinem Gebiet, dass ich das schon meistern werde“, lacht sie und fügt schnell in der ihr eigenen Zurückhaltung an: „Vielleicht aber nicht als Bundessiegerin“.