Wo zum Teufel ist Wadenbrunn? Das haben sich sicher schon viele gefragt und am Ende doch den Weg in den Ort gefunden, den es als solchen eigentlich gar nicht gibt. Er ist nur ein kleines Hofgut bei Kolitzheim.
Und dennoch ist Wadenbrunn inzwischen zum europa- und teils weltweiten Inbegriff für die Präsentation modernster Landmaschinentechnik und neuester Saaten geworden, seitdem hier alle zwei Jahre Fendt und die Saaten-Union ihren internationalen Feldtag durchführen.
Am Mittwoch war Wadenbrunn wieder einmal für einen Tag die europäische Hauptstadt der Landwirtschaft. Die vom Veranstalter genannte Zahl von 62 000 Besuchern aus 31 Nationen ist ein neuer Rekord. Sogar aus Australien war eine Gruppe eigens nach Deutschland zum Festival der modernen Agrartechnologie geflogen.
Die Mischung aus Erntemaschinen, Saatgut und Unterhaltung macht’s und hat eine magnetische Anziehungskraft entwickelt. So hat das, was hier auf den Feldern Paul von Schönborns gewachsen ist, inzwischen gigantische Formen angenommen.
Längst nicht nur Fachpublikum
Denn obwohl sich die Veranstaltung in erster Linie an Landwirte, Händler und Lohnunternehmer wendet, findet sie längst weit über das Fachpublikum hinaus bei der ganzen Familie Anklang. Der freie Eintritt tut ein Übriges, dass Wadenbrunn zum Phänomen geworden ist.
Neben der Kombination von landtechnischen Neuheiten und neu entwickelten Saatsorten trägt vor allem der Umstand zur Zugkraft des Feldtages bei, dass hier im Gegensatz zu anderen Agrarmessen die Maschinen und Geräte live im Einsatz auf dem Acker und im Grünland gemustert werden können.
Nach den zwei ersten Feldtagen in München hatten die günstige geografische Lage mitten in Deutschland und ein aufgeschlossener Partner in Person des Grafen aus Wiesentheid die Firma Fendt und die Saaten-Union im Jahr 1998 erstmals nach Wadenbrunn geführt.
Damit der „Weg zur maximalen Effizienz in der Landwirtschaft“, so der Messeslogan, auch künftig über Wadenbrunn führt, hatte die zum amerikanischen AGCO-Konzern gehörende Firma Fendt mit der Saaten-Union und Schönborn 2012 als Grundstein für ein langfristiges Konzept und einen professionellen Feldtag kräftig in die Infrastruktur investiert. So gibt es seitdem eine zweite Zufahrt über Kolitzheim, den geschotterten Großparkplatz für 60 Busse am Nordeingang sowie die asphaltierte, 6,5 Meter breite Messe-Straße. An ihr entlang sind zwischen den Eingängen im Süden und Norden die „Fendt-Meile“, die „Arena“ mit ihren überdachten 2000 Sitzplätzen für die drei Hauptshows mit Traktoren, Mähdreschern und Häckslern, die „Inseln“ für die weiteren ganztägig laufenden Vorführungen, die 20 000 Quadratmeter große Ausstellungsfläche für mehr als 100 Landtechnikfirmen, Versuchsfelder und Saatgut-Stände sowie schließlich das riesige Festzelt angeordnet.
Messestraße zahlt sich aus
Gerade der Bau der Messe-Straße hat sich in diesem Jahr angesichts der durch den Regen aufgeweichten Felder ausgezahlt, auch wenn die gegen 10.30 Uhr herausgekommene Sonne für eine gewisse Abtrockung im Lauf des Tages sorgte. Früher wäre der Feldtag wie weiland Woodstock wohl zum Großteil im feuchten Boden versunken. Angesichts der Größe der Veranstaltung sind Organisation und Durchführung zu einer riesigen Herausforderung geworden. Die Vorbereitungen für den nächsten Feldtag beginnen vor allem beim Landmaschinenhersteller Fendt praktisch schon jetzt. Sechs Monate vor dem nächsten Termin 2016 geht es dann richtig in die Vollen.
Je näher der Feldtag kam, desto mehr Laster und Tieflader rollten auch diesmal wieder Richtung Wadenbrunn, um die 100 Traktoren sowie all die anderen Erntetechnik-Fahrzeuge inklusive der großen Häcksler und Mähdrescher, Maschinen, Anbaugeräte und sonstiges Zubehör anzuliefern.
Von der Unterbringung Hunderter Mitarbeiter der beteiligten Firmen profitieren die Hotels, Gasthöfe und Ferienwohnungen im weiten Umkreis. Immer mehr Familienmitglieder und Bekannte der Beschäftigten kommen inzwischen auch zum Feldtag, um ein paar Tage Urlaub in Unterfranken zu verbinden.