In Fatschenbrunn im Steigerwald und Kirchlauter in den Haßbergen erwarten die Bewohner gespannt den Donnerstag, denn dann wird am späten Nachmittag die Bezirkskommission des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft – unser Dorf soll schöner werden“ ihr Ergebnis verkünden. Die beiden Dörfer siegten letztes Jahr im Kreisentscheid und werden nun auf Bezirksebene mit drei weiteren unterfränkischen Orten verglichen: Geldersheim (Lkr. Schweinfurt), Mainstockheim (Lkr. Kitzingen) und Mönchberg (Lkr. Miltenberg).
Unter Federführung des Gartenbauzentrums Bayern Nord am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen ist die Kommission seit Montag unterwegs, alle sechs Orte eingehend unter die Lupe zu nehmen. Der Wettbewerb will einen Beitrag zur Stärkung des Dorflebens leisten, wie die Leiter der Kommission, Christine Bender und Gerhard Reichelsdorfer, betonten.
Eine solche starke Dorfgemeinschaft erlebten sie im Oberauracher Ortsteil Fatschenbrunn. Die Kommissionsmitglieder waren beeindruckt von dem kleinen Ort und seiner Präsentation. Landrat Wilhelm Schneider hatte Bärbel Faschingbauer skeptisch gemacht, als er in seiner Begrüßung ankündigte, die Kommission werde verzaubert werden. „Aber Sie haben uns verzaubert“, erklärte sie in ihrem Abschlussstatement. Grüngestaltung und Grünentwicklung war ihr Thema. Sie lobte den Mut zu großkronigen Bäumen im Dorf, den Kampf um die Kirchenlinde und die Anlegung der Bienenweide. Sieglinde Fackelmann lobte die Gemeinschaft, den großen Zusammenhalt der Gruppen im Dorf und die Bemühung um das Bewahren der Hutzel-Tradition.
Beim Rundgang erlebte die Kommission unter anderem 8000 Jahre Geschichte in drei Minuten und wurde auf Tafeln von vielen Zahlen begrüßt. So stehen im Ort 393 Bäume, es gibt null Leerstände, 1800 Stunden Eigenleistung flossen in die Dorferneuerung. Ortssprecher Reiner Renner erklärte, wie sich die Fatschenbrunner bemühen, Menschen für das Leben in ihrem Dorf zu interessieren. Neubürger schilderten, warum sie sich schnell angenommen fühlten. Exemplarisch dafür stand das Schicksal der Familie Ludwig, deren Wohnhaus im vergangenen Jahr niederbrannte. Wilma Ludwig schilderte die Welle der Hilfsbereitschaft, die sie und ihre Kinder trug, so dass sofort feststand, das Haus in Fatschenbrunn wieder aufzubauen, obwohl sie erst vor einigen Jahren zugezogen waren.
Architekt Martin Mense war beeindruckt vom sensiblen Umgang mit Bausubstanz, der von „schlichter Selbstverständlichkeit“ geprägt sei. Die Sanierung des Mehrzweckgebäudes lobte er als sehr gelungen.
Mit der Kutsche wurden Dorit Bollmann und Michael Stromer durch die Flur gefahren, um die Einbettung des Dorfes in die Landschaft beurteilen zu können. Ihr Ergebnis: „Das Dorf ist wie die Arche Noah“, war Stromer begeistert. Er lobte den behutsamen Umgang der Fatschenbrunner mit der besonderen Lage. „Sie haben hier etwas Besonderes und es ist auch tief in ihrem Bewußtsein verwurzelt.“
Viel größer als Fatschenbrunn ist Kirchlauter, doch auf Bezirksebene stehen kleine und große Dörfer im direkten Wettbewerb. Bürgermeister Karlheinz Kandler und ein „Generationenchor“ aus Senioren und Kindergartenkindern begrüßte hier die Kommission. Kirchlauter punktet mit einer guten Infrastruktur mit Kindergarten und Grundschule, vielen Geschäften. Bauliche Höhepunkte sind die Kirche und das Schloss. Rainer Mensc bezeichnete es als ein Glück für das Dorf, dass die Familie Stauffenberg das Schloss so offen führt.
Gefeiert wird der Abschluss des Bezirksentscheides auf jeden Fall in Haßfurt, am 25. Oktober wird dort die offizielle Preisverleihung stattfinden, erklärte Christine Bender.