Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

SCHWEINFURT: Bischof und Breitenbach: Es herrscht wieder Friede

SCHWEINFURT

Bischof und Breitenbach: Es herrscht wieder Friede

    • |
    • |
    Hand in Hand: Roland Breitenbach und Bischof Friedhelm Hofmann haben beim Gottesdienst in St. Michael problemlos zusammengearbeitet. Dekan Rainer Fries (links) und Diakon Stefan Philipps (Zweiter von rechts) sind erste Zeugen.
    Hand in Hand: Roland Breitenbach und Bischof Friedhelm Hofmann haben beim Gottesdienst in St. Michael problemlos zusammengearbeitet. Dekan Rainer Fries (links) und Diakon Stefan Philipps (Zweiter von rechts) sind erste Zeugen. Foto: Fotos: Hannes Helferich

    „Vorbei sind die Zeiten, da der Glaube den Lebensalltag prägte.“ Mit dieser Feststellung hat Bischof Friedhelm seine Predigt in St. Michael eingeleitet. Der Glaube verdunste, so Hofmann weiter, da brauche es nicht mehr Omnibusse, wie in England, die mit der provokanten Aufschrift durch die Stadt fahren: „Eine schlechte Nachricht: Wahrscheinlich gibt es Gott nicht – und die gute Nachricht: Du brauchst ihn auch nicht.“

    Aber genau das fand der Bischof in St. Michael, der kirchenkritischen Gemeinde im Musikerviertel eben nicht vor. Im Gegenteil. Das Gotteshaus war einmal mehr proppenvoll, viele waren wohl auch wegen des Bischofs gekommen, voller Spannung, was wohl wegen der Unstimmigkeiten zwischen ihrem Pfarrer Breitenbach und dem Bischof „passieren“ werde. Sie traten den Heimweg möglicherweise enttäuscht an, weil es zwar nicht unbedingt eine öffentliche Versöhnung, aber ein sichtbares Aufeinanderzugehen gab.

    Der Bischof hatte die kirchenkritische Gemeinde im Musikerviertel im Rahmen seiner Visitationen im Dekanat Schweinfurt-Süd nicht ausgespart. Dekan Rainer Fries hieß den obersten Geistlichen der Diözese nach dem Einzug vielleicht deshalb „herzlich willkommen“. Hofmann erlebte danach hunderte interessierte Christen, die die Frohe Botschaft hören wollten. Die stellte der Bischof, ausgehend vom Evangelium der Tempelreinigung, auch vor. „Der Kreuzestod Jesu ist nicht das Ende des Lebens, sondern der Höhepunkt, der uns in seiner Auferstehung die neue Dimension des ewigen Lebens erschließt.“

    Diese Botschaft nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gelte es, den Menschen zu überbringen. Dem Bischof kam es bei seiner Visitation darauf an, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Vor allem gehe es nicht, wie so oft in der Gesellschaft, um Ellenbogenmentalität, sondern „um Nächstenliebe und Einhaltung der göttlichen Ordnung“.

    Es folgte das Lied „Sag Ja, wenn alles Nein sagt“. Gesungen von Elke Neugebauer, Jonas Paul, Christoph Bretscher begleitete auf der Klarinette, Konrad Lutz auf der Orgel. Es handelt von einer Frau, der der Konzernchef deutlich macht, dass sie trotz Qualifikation keine Chance hat, in den Vorstand aufzurücken. Vorstand sei Männersache. Die erste kritische Passage und Mitteilung, dass die in St. Michael immer wieder geforderte Gleichberechtigung der Frau in der Kirche kommen muss.

    Die Auferstehungsfeier neigt sich dem Ende zu. Bischof Friedhelm dankt den Ministranten, Diakon Philipps und Dekan Fries für die Mitgestaltung und dann wendet er sich mit einem „herzlichen Danke“ auch an Breitenbach. Man sei nicht immer einer Meinung gewesen, räumte der Bischof ein. Er habe aber unter anderem bei der Begegnung mit der Schweinfurter Kolpingfamilie erfahren, dass „vieles Gutes hier gewachsen ist“.

    Der Bischof kann nicht weitersprechen, weil lang anhaltender Beifall ausbricht. Es sind stehende Ovationen für Breitenbach und eine Botschaft der Michael-Gemeinde ihrerseits an den Bischof, dass sie hinter ihrem Roland stehen, dass sie diese versöhnenden Worte Hofmanns erwartet haben, dass sie sie aber auch gut finden.

    Breitenbach selbst fordert mit einer Geste auf, den Bischof fortfahren zu lassen, und der nennt als Beispiele für das „Gute“ den Ehe-TÜV, die Motorrad-Gottesdienste und den großen Einsatz im Krankenhaus, ohne St. Josef zu nennen. Der Bischof forderte zum Miteinander in der Pfarrgemeinschaft und dazu auf, dass die von St. Michael ausgehenden Impulse „weitergereicht werden“. Wieder großer Beifall.

    Die letzte Unstimmigkeit war letztes Jahr. Die vom Bischof ausgestellte Ruhestandsurkunde hat das Tischtuch zerschnitten. Breitenbach durfte mit Erreichen seines 75. Geburtstages nicht mehr Pfarrer von St. Michael sein. Dass er bleiben kann, ist seit Februar 2011 amtlich. Auf Vermittlung von Fries war ihm „Seelsorgsauftrag“ für die Pfarreiengemeinschaft (Heilig Geist, St. Kilian, St. Michael) erteilt worden. Der wäre ab 1. Juni 2011 in Kraft getreten. Voraussetzung: Breitenbach muss seine Ruhestandsurkunde entgegennehmen. Das verweigerte er aber, weil ihm der Bischof, verärgert über vorherige Äußerungen Breitenbachs, in der Urkunde wider jede Gepflogenheit den „Dank und die Anerkennung“ versagte. Breitenbach nannte das „miserabelste Arbeitszeugnis“ und „unter meiner Würde“.

    Vor dem Gottesdienst fand nun ein einstündiges Gespräch statt, in dem Breitenbach und der Bischof offensichtlich einen Schlussstrich zogen. Im Gottesdienst drückte sich das neue Miteinander mehrfach aus, vor allem mit der Dankesformel des Bischofs. Breitenbach jetzt noch den bischöflichen Segen für den Seelsorgsauftrag erteilen, das wünschten sich nach der Feier viele Gläubige.

    Hofmann stellte sich später den Gläubigen im Pfarrheim. Er bedankte sich mit einem kleinen Geschenk auch bei Haushälterin Maria Back, die seit über sechs Jahrzehnten im Pfarrhaus tätig ist, davon seit über 30 Jahren in St. Michael.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden