Schwanfeld Wie haben die Menschen vor mehr als 7000 Jahren gelebt? Was haben sie gegessen? Woraus waren ihre Kleider? Welche Werkzeuge hatten sie? Gab es so was wie Musik? Spielsachen? Wie haben sie gewohnt? Viele Fragen fallen einem ein, wenn man im Schwanfelder Rathaus die Funde aus der Zeit der Bandkeramiker, der Jungsteinzeit anschaut: Faustkeile, Pfeilspitzen, Scherben, das 7500 Jahre alte Skelett eines wohl fünfjährigen Jungen. Fragen, die bald beantwortet werden.
Zur Zeit sind die Funde, die Schwanfeld zum ältesten Dorf Deutschlands machen, nicht gerade perfekt präseniert. Das soll sich ändern. Die Sammlung soll einen höheren Stellenwert bekommen, sagt Bürgermeister Richard Köth. Spaß soll es den Besuchern machen, sich die Exponate anzuschauen, mitmachen sollen sie. Anlangen wird hier ausdrücklich erlaubt sein. „Archäologie zum Anfassen“, sagt Köth. Scherben angucken war gestern, heute heißt es: „Das muss erlebbar sein.“
Schwanfeld hat nicht nur die archäologischen Funde – 1970 wurden beim Bau der Schule die ersten Scherben aus der Jungsteinzeit entdeckt. Es hat auch die passenden Räume für eine Ausstellung. Die Fröhrscheune neben dem Pfarrhaus bietet gut 275 Quadratmeter Fläche. Es hat auch einen Experten mit im Boot: Professor Jens Lüning, der schon in seiner Assistentenzeit in Schwanfeld gegraben hat und beim Erstellen eines Konzeptes hilft. Überhaupt sind die Beziehungen zum Archöologischen Institut der Frankfurter Uni gut, sagt Köth. Studenten sind immer wieder in Schwanfeld, machen zum Beispiel am Jahrmarkt mit dem Verein Bandkeramisches Aktionsmuseum Geschichte wieder lebendig.
Bezirk, Freistaat, dass Leader-Programm der EU steuern Zuschüsse zu. Keine schlechte Ausgangssituation für eine kleine Gemeinde, ein solches Projekt zu stemmen. Trotzdem: „Das wird ein Kraftakt aller Beteiligter“, sagt Köth.
Das Konzept setzt nicht nur auf Interaktion, auf Mitmachen, sondern auch auf die Gegenüberstellung dreier Zeitalter (Bandkeramik, 19. Jahrhundert, Gegenwart) im Zusammenhang mit einem bestimmten Thema. Das Konzept spricht hier von der „Schwanfelder Trias“. Der Faktor Mitmachen schafft das „Schwanfelder Quartett.“ Ackerbau und Handwerk lassen sich in den drei Zeitaltern zum Beispiel darstellen. Hier könnte man auch gut die Schwanfelder Betriebe miteinbeziehen, meint Köth. In der Gemeinde gibt es außerdem schon ein Heimatmuseum. Handwerk, Landwirtschaft, bäuerliches Leben sind hier dokumentiert. Genug Stoff, um in der Zeitlinie zu zeigen, wie sich Leben und Arbeit verändert haben. Köth freut sich auch, dass viele Schwanfelder ehrenamtlich mitarbeiten, jetzt bei der Vorbereitung, später bei Veranstaltungen und bei der Museumsorganisation. Denn auch Veranstaltungen sind ein Teil des Museumskonzeptes: Vom Brotbacken über Bogenbau bis zum Rundgang durch einen Steinzeit-Garten gehen die Vorstellungen.
Gegenüber der Fröhrscheune, im Museum, hat sich schon mal was verändert. Der imposante Gewölbekeller wurde hergerichtet. Veranstaltungen, Aktionen können hier stattfinden, erklärt Köth. Hinten, im ehemaligen Stall sind Toiletten entstanden. Bis zum Jahrmarkt am 22. August ist diese Baustelle fertig. Bis der Steinzeitjunge in der Schatzkammer im neuen Museum gegenüber liegt, wird aber noch ein bisschen Zeit vergehen. Wer aber schon mal wissen will, wie's in der Steinzeit so zuging: Die Frankfurter Studenten kommen wieder zum Jahrmarkt. Am 23. August sorgen sie für Geschichte zum Anfassen.
Online-Tipp
Mehr Infos über die ersten Steinzeitbauern in Deutschland: www.bandkeramiker.de