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EBRACH: Blumen in die Gewehrläufe gesteckt

EBRACH

Blumen in die Gewehrläufe gesteckt

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    Ebrach im Krieg: Wie groß die Katastrophe Erster Weltkrieg für den Einzelnen und für das Land war, zeigt die Ausstellung an Hand von etwa 200 Exponaten sowie von Bild- und Textbeiträgen auf.
    Ebrach im Krieg: Wie groß die Katastrophe Erster Weltkrieg für den Einzelnen und für das Land war, zeigt die Ausstellung an Hand von etwa 200 Exponaten sowie von Bild- und Textbeiträgen auf. Foto: Foto: Marion Leicht

    „So ein Krieg bricht nicht plötzlich aus. Die Atmosphäre war aufgeladen, der Nationalismus nahm immer mehr zu“, erläuterte Pater Franziskus Bühl, der Vorsitzende des Forschungskreises Ebrach bei der Eröffnung der Ausstellung „Der Erste Weltkrieg – die Geschichte einer Katastrophe“.

    Wie groß sie für den Einzelnen und für das Land war, zeigt die Ausstellung an Hand von etwa 200 Exponaten sowie von Bild- und Textbeiträgen auf. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht die große Politik und die Kampfhandlungen, sondern der Alltag der Soldaten und der Zivilbevölkerung.

    Schlaglichtartig wird aufgezeigt, wie das Leben an der Front und im Lager sowie in Ebrach und Umgebung war. „Uns stand eine einzigartige Quelle zur Verfügung, das Gedenkbuch der Pfarrei Ebrach“, informierte Viktor Fieger vom Museum der Geschichte Ebrachs.

    Johannes Merklein war von 1908 bis 1923 Pfarrer von Ebrach und führte eine Art Tagebuch in dem er detailliert auf alle wichtigen Ereignisse in der Pfarrei einging. Ein großer Teil befasst sich mit dem Ersten Weltkrieg. Unter anderem listet er die Kriegsteilnehmer auf, beschreibt die anfängliche Euphorie, berichtet davon, wie die Orgelpfeifen und die Glocken beschlagnahmt wurden, schildert die Trauerfeiern für die Gefallenen und er geht auf Sammlungen und Kriegsanleihen ein.

    Ihre eigene Geschichte erzählen die Exponate unter denen sich seltene und ausgefallene Stücke befinden. Einen Großteil hat ein Leihgeber vor Ort, an originalen Kriegsschauplätzen in der Campagne geborgen. Darunter sind so fragile Objekte wie Senfgläser und Tassen, die die Soldaten in ihren Tornistern mitführten. Ein solcher wird auch gezeigt. Er ist mit Fell bespannt und wurde „Affe“ genannt.

    Außerdem sind Utensilien des täglichen Gebrauchs wie Rasierpinsel, Spiegel, Rasierer, Uhren, Zahnbürsten und Bleistifte ausgestellt. Hinzu kommen Postkarten, die Soldaten zum Beispiel mit Pelzmantel in Russland zeigen, ein Militärpass, Gesangbücher, Zertifikate, Bilder mit Texten und Abbildungen, Zier- und Gebrauchsgegenstände, gefertigt unter anderem aus Munition und Stahlhelmen, Trauerschmuck, Krüge, die die Soldaten erhielten, Vasen, Bücher und Zeitschriften und natürlich Militaria wie Pickelhauben, Stahlhelme, Koppeln, Bajonette und Orden und Verdienstabzeichen.

    Eingegangen wird auch auf Gedenkstätten in der Marktgemeinde, auf Soldatenfriedhöfe und auf die Schicksale einzelner Soldaten und die Propaganda.

    „Die Soldaten zogen freudig in den Krieg. Ausdruck dessen war zum Beispiel, dass sie Blumen in die Gewehrläufe steckten. Sie dachten alles wäre schnell vorbei. Ein Trugschluss, wie sich bald herausstellte, dann dieser Krieg war anders als alle davor“, erläuterte Barbara Gülta, vom Museum der Geschichte Ebrachs in ihrem Vortag. Wie sie ausführte, wurde er erstmals weltweit geführt und neue Technologien kamen zum Einsatz, die die bisherige Kriegsführung veränderten und revolutionierten. Zum Beispiel entwickelten Ingenieure U-Boote, automatische Schusswaffen, Tanks (Panzer) und Flugzeuge. Erstmals wurden im großen Stil chemische Waffen, wie Giftgas, als Kampfmittel eingesetzt. „Durch die Erfindungen war nicht mehr nur der Boden und das Wasser Kriegsschauplatz. Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte wurde auch in der Luft gekämpft. „Es war eine Materialschlacht, die einen Weltenbrand entfachte“, sagte Gülta.

    Mahnmal Soldatenfriedhöfe

    Als Mahnmal, das nicht vergessen werden darf, bezeichnete Pater Franziskus die Soldatenfriedhöfe. Abschließend meinte er: „Es ist das größte Glück meines Lebens, dass wir so lange Frieden haben. Wir müssen Europa weiter aufbauen, damit so eine Katastrophe nicht mehr passiert.“

    Bürgermeister Max-Dieter Schneider und Pater Franziskus bedankten sich bei Viktor Fieger und Barbara Gülta dafür, dass sie die Ausstellung mit viel Engagement vorbereitet haben sowie bei den Leihgebern und bei Hedwig Weininger, die gemeinsam mit Barbara Gülta das Gedenkbuch der Pfarrei Ebrach übertragen hat. Es ist in deutscher Schrift geschrieben und liegt nun auch in lateinischer Schrift vor. Es kann im Museum eingesehen werden.

    Die Ausstellung geht noch bis zum

    3. August. Sie ist täglich von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

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