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Blutbildende Zellen als Lebensretter

Gerolzhofen

Blutbildende Zellen als Lebensretter

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    Hubert Schmitt aus Gerolzhofen hat mit seiner Stammzellen-Spende
einem ihm unbekannten Mann aus Südeuropa das Leben gerettet. Der
28-Jährige wäre jederzeit zu einer weiteren Spende bereit, wenn er
dadurch jemandem helfen kann.
    Hubert Schmitt aus Gerolzhofen hat mit seiner Stammzellen-Spende einem ihm unbekannten Mann aus Südeuropa das Leben gerettet. Der 28-Jährige wäre jederzeit zu einer weiteren Spende bereit, wenn er dadurch jemandem helfen kann. Foto: FOTO NORBERT FINSTER

    "Es geht einem gut, wenn man weiß, dass man entscheidend geholfen hat", freut sich Hubert Schmitt über den Lohn für den Aufwand der Blutzellen-Spende. Den sieht der bescheiden und zurückhaltend wirkende junge Mann allerdings als gar nicht so groß an. Das Anstrengendste sind die rund vier Stunden, die der Spender an einen "Kasten" angeschlossen ist, der die lebensnotwendigen Stammzellen aus dem Blut herausfiltert. "Ich musste die ganze Zeit absolut still auf einem Stuhl sitzen, um den Blutfluss nicht zu stören", erinnert sich der Lebensretter.

    Dass er überhaupt jemals als Spender aufgerufen werden würde, daran hat Hubert Schmitt selbst nicht mehr geglaubt. 1997 ging der Appell durchs Land, einem leukämiekranken Mann aus Wasserlosen zu helfen.

    Jahrelang nichts gehört

    Hubert Schmitt ließ sich damals typisieren, doch seine Zellen passten nicht. Danach hat der Dreher von Beruf nichts mehr von der "Aktion Knochenmarkspende Bayern" (AKB) gehört, die über eine der zehn größten Spenderdateien der Welt verfügt.

    Bis zum Oktober 2004. Da flatterte ihm völlig überraschend ein Schreiben der AKB ins Haus, dass seine blutbildenden Zellen nun benötigt würden. Er erklärte sich sofort spendenbereit und musste daraufhin einen Tag in die Asklepios-Fachklinik nach Gauting bei München, wo ihn Ärzte von Kopf bis Fuß durchcheckten. Kurz vor Weihnachten folgte dann die Aufforderung zur Spende.

    Der Gerolzhöfer bekam Medikamente zur Anreicherung der Blutstammzellen, die dann über beide Armvenen aus seinem Lebenssaft gefiltert wurden. Hätte die Zahl der Zellen im Blut nicht gereicht, dann wäre Hubert Schmitt auch zu einer Entnahme von Knochenmark aus dem Beckenbereich bereit gewesen. Gerade hier sieht er ein Hemmnis für die Spendenbereitschaft. "Wenn die Leute Knochenmark hören, dann denken sie gleich an Rückenmark und lassen lieber die Finger davon." Dabei geht es bei solchen Eingriffen nie um Rückenmark.

    Besonders beeindruckt hat Hubert Schmitt die Freundlichkeit und Fürsorge des Ärzteteams in Gauting. "Sogar meine Freundin, die bei der Spende dabei war und der es wegen ihrer Schwangerschaft gar nicht gut ging, haben sie vorbildlich betreut", blickt er zurück.

    Nach der Entnahme bleiben nur zwei bis drei Tage Zeit, dem Patienten die Stammzellen zuzuführen. Der Empfänger erfährt nichts über die Identität des Spenders, bis er als geheilt gilt. Das ist jetzt der Fall, doch der Südeuropäer hat sich bislang nicht gemeldet. "Über ein Lebenszeichen des Empfängers würde ich mich sehr freuen", bekennt Hubert Schmitt.

    Ein Jahr gesperrt

    Nach einer Stammzellenspende war der Gerolzhöfer ein Jahr gesperrt. Verschiedene Nachuntersuchungen sollen klären, ob sich sein Körper von der Zellen-Entnahme erholt hat. Diese Zeit ist jetzt vorbei und er würde sich jederzeit wieder auf den Stuhl setzen, um zu helfen. Natürlich unentgeltlich, denn darin besteht für ihn das Wesen von Hilfe. Bis auf den Ausfall der Arbeitszeit bekommt ein Spender nämlich keinerlei Entschädigung.

    Deutliche Kritik übt Schmitt an der Finanzierung der Leukämie-Hilfe. Die Krankenkassen sind bis jetzt nicht bereit, die teure Typisierung der potenziellen Spender zu bezahlen. Deshalb sind Hilfsorganisationen wie die AKB nicht nur auf Spendenwillige, sondern auch auf finanzkräftige Sponsoren angewiesen, denn eine Typisierung kostet rund 50 Euro. Hier könnte in Schmitts Augen viel mehr im Kampf gegen den Blutkrebs getan werden.

    Schwach findet es der junge Mann auch, dass sich bisher weltweit nur neun Millionen Spender registrieren ließen und das bei einer Weltbevölkerung von mehr als sechs Milliarden. Von den Deutschen allerdings könnte sich der Rest der Welt in dieser Hinsicht einiges abschauen, denn sie stellen fast ein Viertel aller registrierten Spendenwilligen.

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    "Und von denen sind dann auch 90 Prozent bereit zu spenden, wenn es ernst wird", freut sich Schmitt. Ganz anders sind da die Amerikaner. Sie lassen sich zwar auch fleißig registrieren, doch im Ernstfall machen viele von ihrem Recht Gebrauch, eine Spende abzulehnen.

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