„Blutrot steht dir“ war der Titel eines eher ungewöhnlichen P-Seminars am Celtis-Gymnasium – und gleichzeitig der des „Krimi-Dinners“ im Brauhaus am Markt.
Zum Drei-Gänge-Menü gab es für die rund 100 Gäste Nervenkitzel und Tatort-im Brauhaus am Markt inszeniert wurde. Das Theaterstück auf Basis des von den Schülern Tobias Schramm, Sarah Perleth und Anna-Paula Steiner selbst geschriebenen Drehbuchs brillierte durch eloquente Dialoge, die getragen wurden von einer gehörigen Portion Humor, scharfsinniger Kombinatorik und subtilen Schlüsselmomenten, die schließlich zur Entlarvung eines Doppelmörders führten. Ein Stück mit gesellschaftskritischer Botschaft, das aufzeigt, welch menschlichen Abgründe sich eröffnen können, wenn konservativ geprägte Moralvorstellungen erschüttert werden, heißt es in einer Pressemitteilung.
Inmitten der gedeckten Tische für die Gäste des Leichenschmauses (die Zuschauer des Krimi-Dinners) steht auch ein Tisch mit den Darstellern, die von Kellnerin Anna bedient werden. Er ist besetzt mit dem gotteseifrig-zerstreuten Reverend Grey, der hyperaktiv anmutenden Nonne Sister Christa, der sich unscheinbar gebenden Krankenschwester Miss Greening, der aufrichtig-sensiblen Freundin Matilda Honeybone sowie den Familienmitgliedern der verstorbenen Rose Bradley. Rose war die Tochter des englischen Oberklassen-Ehepaars Montgomery, die Schwester der sanften und ehrlichen Charlotte und die Ehefrau des blasierten Charles Bradley, dessen versnobte Ansichten jenen vor Doppelmoral triefenden seines Schwiegervaters Mr. Montgomery in keinster Weise nachstehen.
Charles hegt Zweifel am natürlichen Tod seiner Gattin und veranlasst die Exhumierung der Leiche durch Reverend Grey, was wiederum Scotland Yard in Person von Inspector Crabtree und seinem Officer auf den Plan ruft. Sie kommen gerade rechtzeitig an, um den Auftritt der angetrunkenen Odette Rider, des vor kurzem entlassenen Dienstmädchen der Bradleys, mitzubekommen. Der engste Trauerkreis reagiert schockiert auf die Vorwürfe Odettes, die Roses Familie, „den Etepetete-Menschen“, Unmenschlichkeit und Heuchelei vorwirft und dabei die Mordthese unterstützt.
Kurz darauf wird auch Odette tot aufgefunden. Der scharfsichtige Inspector Crabtree nimmt mit seinem stoisch gelassenen Officer durch Einzelbefragungen die Ermittlungen auf.
Zwischen den Spielsequenzen wird ein Menügang serviert, was den Zuschauern das Gefühl vermittelt, Teil des Geschehens zu sein. Vom Spiel losgelöste Leseeinlagen vermitteln subtiles Gedankengut einzelner Personen. Vor der endgültigen Aufklärung des Falls liegen für jeden Gast Ratekarten bereit. Als der Mörder entlarvt und abgeführt wird, ist das Konzept der Schüler aufgegangen: Der Zuschauer ist mittendrin, der Ausgang auch für manchen „Trauergast“ eine echte Überraschung.
Ein spannender Abend, den das P-Seminar eigenständig plante – von den Plakaten bis hin zur Musik.