Vanessa Gerner hält in Schweinfurt einsam die Flagge des Girls-BMX hoch. Umso mehr freut sie sich bei den BMX Masters in Köln mit Fahrerinnen aus aller Welt an den Start zu gehen. Dort will sie vom 8. bis 10. Juli beim Street Girls-Contest durch Kreativität und Witz punkten.
„BMX Masters ist für mich dieses Jahr das vierte Mal. Die gehören einfach dazu!“ Für Vanessa Gerner ist die Teilnahme an dem wichtigen internationalen BMX-Wettkampf, der vom 8. bis 10. Juli in Köln stattfindet, Pflicht. Letztes Jahr war die Schweinfurterin beim Starterfeld von 19 Mädels dabei. Umso mehr freut sich die 23-Jährige, die in ihrer unterfränkischen Heimat nur mit Jungs fährt, auf die geballte Frauenpower. „Es ist einfach cool, Mädels kennen zu lernen, die ernsthaft BMX fahren. Man versteht sich direkt untereinander“, weiß sie von letzten Jahren.
In Köln trifft sie auf die Österreicherin Stephanie Posch, mit der sie bislang eine intensive Internet-Freundschaft verbindet und ihre gute Freundin Rebecca Berg. Mit der 19-jährigen Stendalerin teilt sie sich den Ruf der besten BMX-Fahrerinnen Deutschlands. „Und wir sind auch mit die ersten. Becci und ich sind immer gleich auf.“
Vanessa Gerner ist nicht nur Pionierin des deutschen Girls-BMX, mit ihrem Freund zusammen kultiviert sie auch das BMX-Fahren in Schweinfurt. Als sie vor fünf Jahren ihre bis dato geliebten Inline Skates für immer in die Ecke stellte und sich auf das 20-Zoll-Rad schwang, gab es in ihrer Stadt nichts zu fahren. „Ich hab an einer popeligen Betonbank am Humboldt Gymnasium BMX gelernt“, erinnert sich die Mediengestalterin. „Das waren keine guten Bedingungen, eher katastrophale. Rampen und Spots gehören einfach zum BMX.“ Der nächste Spot, wie es in der Fachsprache heißt, war die Skatehalle in Würzburg oder der Skatepark in Coburg. Hier hatte sie immer wieder ihre Inliner abgeschnallt und das Rad von einem Freund geliehen. Bis sie sich den Lenker in den Bauch rammte und wusste: Sie braucht ein eigenes BMX, aber auch einen heimischen Ort zum Fahren.
Als vor drei Jahren die Stadt den Skatepark unter der Brücke baute, planten sie und ihr Freund Matze Schwarz die Rampen mit. „Ohne mich und meinen Freund gäbe es hier keine Rampen“, stellt die BMX-Fahrerin selbstbewusst fest, aber weiß auch: „Allein reißt du nichts. Da brauchst du Leute, die mit anpacken.“
So war sie eine der Mitbegründerinnen des BikeUnit Vereins. Die mittlerweile 60 Vereinsmitglieder bauen derzeit am neuen Bikepark neben dem Wildpark. Hier trainiert Vanessa Gerner für die bevorstehenden Masters – als einziges Mädel unter Jungs. „Ich hab überhaupt kein Problem damit!“ Ihre männlichen Kollegen übrigens auch nicht. „Ich denke, dass ich eher Respekt bekomme. Du fällst ja auf wie ein bunter Hund!“ Natürlich würde sich die passionierte BMX-Fahrerin über weibliche Mistreiterinnen freuen, die keine Angst vor blauen Flecken haben. Jedes Mädel könne sie ansprechen. „BMX ist nicht einfach. Am Anfang steigt man nicht auf und lernt irgendwas. Da muss man dran bleiben.“ Zu ihren Tricks lässt sich Vanessa Gerner von BMX-Videos inspirieren. „Ich trainiere alles was interessant, lustig und machbar ist. Lustig muss es auf jeden Fall sein.“ Wie in den Videos des Schweden Erik Elstran. „Der Typ ist so cool. Das ist kein Trickgeballer, wie im üblichen Sinne.“ Derzeit versucht sie zum Beispiel mit Pedalen und Lenker während der Fahrt den Boden zu berühren.
Unnötige Risiken geht sie jedoch nicht ein: „Ich bin vorsichtig beim Sport“, gesteht die Radsportlerin. „Ich mach es dann trotzdem und bin viel glücklicher, wenn die Tricks klappen.“ An mögliche Verletzungen und dadurch bedingte Pausen mag sie erst gar nicht denken, denn „Das Schlimmste wäre, nicht Fahrrad fahren zu können. BMX gehört einfach zu meinem Leben dazu.“