Oliver Boberg, ehemaliger Schüler am Alexander-von Humboldt-Gymnasium ist nicht nur ein international anerkannter Künstler mit Ausstellungen in aller Welt. Er ist seit kurzem auch Bayerns „bester Lehrer“ mit einem Notendurchschnitt von 1,2. Bewertet haben dies Schüler vom Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim, wo Boberg Kunst unterrichtet, und zwar auf dem Internet-Portail „spickmich.de“.
Laut einer Mitteilung von FinanzNachrichten.de haben sich bundesweit über eine halbe Million Schüler an der Aktion des Schülernetzwerks beteiligt und ihre Lehrer in den Kategorien „guter Unterricht“, „fachlich kompetent“ und „cool und witzig“ benotet.
Oliver Boberg selbst sieht die ganze Sache zwiespältig. Einerseits hat er sich gefreut, auch über die vielen Glückwünsche von Kollegen und Schülern. „Das neidet einem keiner“, sagte er auf Anfrage in einem kurzen Telefongespräch. Andererseits könne man so etwas nur mit großer Distanz und unter dem Aspekt der Subjektivität sehen. „Wir quittieren es alle mit einem Grinsen.“
Die Aktion ist nicht unumstritten. Bayerische Datenschützer halten, wie berichtet, diese Form der Lehrerbenotung für rechtswidrig. Sie verletzten das Recht der Pädagogen, über Preisgabe und Verwendung ihrer Daten selbst zu bestimmen. Das Oberlandesgericht Köln dagegen hatte in einem Urteil vom November 2007 die Benotung als rechtmäßig angesehen.
Das alles hat die Aufmerksamkeit auf die Aktion und die „besten Lehrer“ wohl noch erhöht. Oliver Boberg trägt es mit Fassung. Wirklich wichtig ist dem 42-Jährigen der gute Draht zu seinen Schülern und die Atmosphäre im Unterricht. Er sieht seine Aufgabe als Lehrer nicht nur darin, die Guten zu fördern, sondern er freut sich, wenn er einen, der eigentlich keine Beziehung zur Kunst hat, erreicht und dieser spürt, dass Kunst eine Bereicherung für seine Persönlichkeit sein kann, sagt er. „Und da hängt viel von der Kommunikation ab“, so Boberg. Das sehen wohl auch die Schüler so, die ihn bewertet haben, abgesehen davon, dass viele ihn offensichtlich total cool finden.
Einen Zusammenhang mit seiner viel beachteten Arbeit als Künstler sieht Oliver Boberg nicht. Das eine habe mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. In Schweinfurt jedenfalls, der Stadt, in der der 1965 Geborene aufgewachsen ist, ist seine Ausstellung vom Jahr 2001 noch in Erinnerung. Boberg zeigte Bilder von Orten, die nicht existieren, gleichwohl seltsam vertraut wirken. Der Künstler Boberg stellt die Wirklichkeit nach, Orte, die wir täglich sehen, wie Unterführungen, Hinterhöfe, Parkplätze, aber kaum je bewusst wahrnehmen. Sie baut er als Modell nach, quasi als Prototyp und fotografiert sie. Diese Fotografien sind in Ausstellungen in aller Welt zu sehen, zuletzt in Tokio.