Mit den "Steinsetzern" traf sich eine eingeschworene Gemeinschaft zum Siebenerfest der Gruppe "Schweinfurt Ost" im Haus der Begegnung. Die neuen Hüter der Ostschweinfurter Grenzsteine waren zuvor in einem Festgottesdienst vereidigt worden, den Pfarrvikar Gerhard Pfenning gestaltet hatte.
Manfred Mai, Obmann der Gruppe Ost, Bürgermeister Christian Keller und Landrat Florian Töpper begrüßten die heimischen Verantwortungs- und Geheimnisträger, sowie deren Bürgermeister. Auch wenn die Siebenertradition schon steinalt war, als Fürstbischof Julius Echter 1585 seine Feldgeschworenenordnung erlassen hat, war es kein lebendes fränkisches Brauchtums-Fossil, das da mit Frühschoppen, Kirchgang, Festessen und Ehrungen gewürdigt wurde.
Die "Insider", die von ihren Gemeinden bestellt und auf Lebenszeit vereidigt werden, sehen früher als jeder Satellit, wo eine Ackergrenze verläuft, in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Vermessungsbehörden. Um jedes unberechtigte Verrücken der Grenzsteine zu verhindern, werden beim Setzen noch heute "Geheimzeichen" platziert, die Siebenergeheimnisse. Der jüngste Berufene, Forstwirt Lukas Zier aus Schonungen, ist gerade mal 21 Jahre jung. Die Ehrendamen aus der Gemeinde vertraten ebenfalls die nächste Generation.
Luftbilder können nicht mithalten
Gastgeber Keller lobte "Redlichkeit, Unparteilichkeit, Selbstlosigkeit, Gerechtigkeitssinn, Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit" als Kerneigenschaften der Amtsträger. Heute würden die Grafenrheinfelder gerne der Sand- und Kiesausbeute auf ihrer Flur Grenzen zeigen, stellte der Bürgermeister fest, der auf enorme Flächenverluste des Dorfs in Richtung Stadt und Kernkraftwerk verwies.
Für Landrat Töpper geht es auf dem Acker längst auch um gelebten Klima- und Umweltschutz. Quirin Schreyer betonte seitens der Vermessungsverwaltung die Verantwortung der Obleute, die wie Bürgermeister auf sechs Jahre gewählt werden. Joachim Dömling, Bereichsleiter Landwirtschaft im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, erinnerte daran, dass kein Luftbild wirklich feststellen kann, ob eine fremde Ackerfläche überbaut worden ist.
Respekt vor Eigentum zähle in der Gesellschaft leider immer weniger, um so mehr seien dessen Hüter gefragt. Dömling monierte, dass es in der heimischen Landwirtschaft oft um Ideologien, nicht um fachliche Argumente gehe. Tatsächlich spiele sie eine wichtige Rolle, Lieferausfälle zu kompensieren und Preissteigerungen entgegenzuwirken.
Ausstellung historischer Flurkarten
Als Rahmenprogramm gab es eine Ausstellung historischer Flurkarten, aus der Sammlung von Walter Kaspar, die unter anderem die Mainbegradigung in den 1820ern Jahren zeigten. Zwei Dokumentarfilme, die Dr. Ludwig Weth präsentierte, drehten sich um die Bedeutung des Mains für das Dorf sowie den Luftangriff 1944.
Geehrt wurden für 25 Jahre im Siebeneramt, rückwirkend zum Jahr 2020: Burkard Schmitt, Erwin Strauß (Hoppachshof), Heinz Jakob (Schwebheim, entschuldigt). Für 40 Jahre Theo Knaup (Röthlein) und Georg Rieß (Sennfeld). 50 Jahre dabei waren Josef Brand (Schonungen, in Abwesenheit geehrt) und Alois Firsching (Weyer). Für 25 Jahre Dienst als Feldgeschworener im Jahr 2021 wurde Bruno Gadamer (Ebertshausen) gewürdigt. Entschuldigt war Hermann Härterich (Ebertshausen). Ebenfalls 25 Jahre im Amt waren Bernhard Schleyer (Hesselbach), Roland Scholl (Marktsteinach) und Herbert Helbig (Hohenroth). 40 Jahre Siebener ist Edwin Stumpf (Marksteinach), 50 Jahre Hubert Mauder (Grafenrheinfeld) und Bernhard Winzig (Reichmannshausen).
Die "Neuen" seit 2020 sind Martin Bachmann (Schonungen), Edwin Böhnlein (Untereuerheim), Leo Greier, Wolfgang Ludwig (Gochsheim), Simon Schech (Grettstadt), Jochen Stühler (Löffelsterz), Lukas Zier (Schonungen), Horst Fambach (Waldsachsen) sowie Norbert Bauer (Grafenrheinfeld). Der Inhalt der Spendenbox kam der Ukrainehilfe zu Gute.
