Schweinfurt
(thr)
Das Filmforum der vhs, durchgeführt in Kooperation mit der LAG Bayern und dem KuK, zeigt internationale Filme im Original mit Untertiteln. Im Herbst/Winter-Programm 2009/2010 werden unter dem Motto „Vor der Wende/Nach der Wende“ Filme aus der DDR und Spiel- und Dokumentarfilme über das wiedervereinigte Deutschland vorgestellt, ergänzend zur Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe „20 Jahre Deutsche Einheit“, die von mehreren Schweinfurter Institutionen organisiert wird.
Am 1. Februar wird „El bano del papa“ von Enrique Fernandez und Cesar Charlone gezeigt (Uruguay 2007, 98 Min., spanOmU oder DF). Beto lebt in Melo, einer Kleinstadt an der Grenze zwischen Uruguay und Brasilien; den Lebensunterhalt für seine Familie verdient er, wie viele andere, durch Schmuggeltouren per Fahrrad. Als der Besuch des Papstes angekündigt wird, baut Beto ein öffentliches Klo-Häuschen und übt mit seiner Frau und seiner Tochter schon mal den Klopapier-Verkauf. . . – Bewegend und komisch, „ein wundervolles Kaleidoskop aus Aberwitz und menschlicher Größe“ (FAZ).
Am 8. Februar folgt, in der Reihe Vor der Wende/Nach der Wende „Jahrgang 45“ von Jürgen Böttcher (DDR 1965/66, 94 Min.), mit Musik von Eva-Maria Hagen und Wolf Biermann. Erzählt wird die Geschichte von Alfred und Lisa, genannt Al und Li. Erst seit kurzem sind sie verheiratet – und haben schon beschlossen, sich zu trennen. Die Decke des kleinen Altbau-Zimmers im Prenzlauer Berg scheint ihnen auf den Kopf zu fallen. Al, der leidenschaftliche Auto-Mechaniker, nimmt ein paar Tage Urlaub, bummelt durch Berlin, trifft Freunde, lässt sich treiben. – „Der freieste, anrührendste Spielfilm“ der DEFA (Enno Patalas), ein poetisch-realistischer Film über die Liebe, das Leben in der Großstadt und die Sehnsucht nach einem anderen Leben – auf dem berüchtigten 11. Plenum des ZK der SED verboten, erst 1990 fertiggestellt und in die Kinos gekommen.
Am 15. Februar ist Billy Wilders Komödie „Eins, Zwei, Drei“ zu sehen (USA 1961, 104 Min., DF). Berlin, kurz vor dem Mauerbau: C. R. MacNamara, dem Cola-Repräsentanten in Deutschland, wird übel mitgespielt: Seine Frau beschimpft ihn, seine Kinder nehmen ihn nicht ernst, seine Projekte scheitern meist – und jetzt soll er auch noch auf die lebenslustige Tochter seines Chefs aufpassen, die auf ihrer Europareise in Berlin Station macht, den Ostteil der Stadt besucht und sich prompt nicht nur in einen Kommunisten verliebt, sondern ihn sogar heiratet. Doch MacNamara gibt nicht auf: Mit allerlei Tricks führt er die Behörden und seinen Chef hinters Licht und versucht, aus dem „bösen“ Kommunisten einen „guten“ Kapitalisten zu machen. – Herrliche Farce mit deutsch-amerikanischer Starbesetzung (James Cagney, Horst Buchholz, Lilo Pulver).
Letzter Film des Herbst-/Winter-Programms ist am 22. Februar der indizierte NS-Film „Venus vor Gericht“ (Hans H. Zerlett, D 1941, 88 Min.), vorgeblich eine Komödie um einen erfolglosen jungen Bildhauer, der versucht, Kunsthändler und die Öffentlichkeit hereinzulegen, indem er ein eigenes Werk als antike Venus-Statue ausgibt, in Wirklichkeit ein Propagandafilm gegen die moderne, als „entartet“ bezeichnete Kunst mit heftigen antisemitischen Untertönen. Für Szenen in einer jüdischen Kunsthandlung wurden als Ausstellungsstücke Originalwerke verwendet, die 1937 von den Nationalsozialisten als „entartete Kunst“ aus deutschen Museen beschlagnahmt und entfernt, anschließend teils ins Ausland verkauft, teils zerstört wurden. So sieht man in dem Film Plastiken von Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel, Gemälde von Wassily Kandinsky, Wilhelm Morgner und anderen. Viele der Werke sind bis heute verschollen – der Film ist der letzte Beleg ihrer Existenz. Der Film ist für öffentliche Aufführungen heute noch verboten, deshalb ist vorherige Anmeldung bei der vhs unbedingt erforderlich Tel. (0 97 21) 51 476. – Mit Einführung und Diskussion, Referent: Herbert Heinzelmann.
KuK – Kino und Kneipe, Ignaz-Schön-Straße 32. Wenn nicht anders angegeben 19 Uhr; Eintritt: 5 bzw. 4 Euro.