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SCHWEINFURT: Bösewicht mit sympathischen Zügen

SCHWEINFURT

Bösewicht mit sympathischen Zügen

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    Kann auch nett sein: Michael Meyer als Richard III.
    Kann auch nett sein: Michael Meyer als Richard III. Foto: Foto: Marianne Menke

    Einfach mal fallen lassen. Das Szenario verfolgen. Nicht alles sofort im Dunstkreis der Yorks und Lancasters verstehen wollen. Der Zugang zu Shakespeares wohl blutrünstigster Tragödie, „Richard III“, ist nicht ganz einfach, zumal die 1983 gegründete „Bremer Shakespeare Company“ die vielen Rollen mit nur sieben Schauspielern besetzt und das Ganze mit einer gehörigen Portion Augenzwinkern in Szene setzt.

    Richard III gilt als der Bösewicht schlechthin, der sich durch Mord und Verrat an die Macht bringt und mit den selben Mitteln, völlig frei von Skrupeln, diese zu sichern sucht. Selbst vorm Kindermord und dem Mord an engsten Verwandten schreckt der nicht zurück.

    In der Bremer Inszenierung (Regie und Bühne Ricarda Beilharz), die zur Eröffnung der Schauspielmiete im nur mäßig besuchten Schweinfurter Theater zu sehen war, wird Theater im Theater gespielt, der Handlungsfluss immer wider gebrochen, kommentiert (in einem halben Dutzend Rollen eindrucksvoll Christian Bergmann).

    Die Handlung lässt sich keiner konkreten Epoche zuordnen, die Kostüme decken die späte Renaissancezeit bis zum Heute ab. Zeitlos auch die schlichte Bühne, eine leicht abfallende Ebene, düster grünlich-grau ausgelegt.

    Es wabert Nebel, Londoner Sauwetter kommt aus der Sprühflasche, das Rohr eines Staubsaugers wird zum Maschinengewehr, zwischendurch wird ein bisschen Limbo getanzt, gewippt, zur leisen Musik (Roman Beilharz) werden die Hüften geschwungen. Zur Pause singt das Publikum im Kanon „Der Hahn ist tot“.

    Dabei ist es keineswegs so, dass das Stück veralbert wird. Es geht den Bremern um Distanz. Sie brauchen nicht literweise Theaterblut, um das zeitlos Böse, das einem an sich völlig verdorbenen System entspringt, auf die Bühne zu bringen.

    Michael Meyer zeigt einen Richard, der von Beginn an keinen Zweifel an seiner Bösartigkeit lässt, jedoch durchaus auch sympathische Züge hat, wenn er lässig über sich selbst schmunzeln kann. In Buckingham (Peter Lüchinger) und Hastings (Frank Auerbach, später der siegreiche Richmond) findet er eiskalte Helfer. Stark die Frauen – Theresa Rose Lady Anne), Katrin Steinweg (Königin Elisabeth) und Ulrike Knospe (Königin Margaret) abgestoßen von der Mordlust und gleichzeitig angezogen von der Macht des Tyrannen.

    Zum Ende hin wird das Spiel äußerst intensiv. Da ist es vorbei mit den kleinen Spielchen. Richard hat den Kampf um England verloren, er will fliehen. „Mein Königreich für ein Pferd“. Das Geschäft geht bekanntlich nicht auf.

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