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Schweinfurt: Borderline Zentrum in Schweinfurt: Wenn der rote Faden im Leben verloren geht

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Borderline Zentrum in Schweinfurt: Wenn der rote Faden im Leben verloren geht

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    Sie malt, sie findet berührende Worte für den Umgang mit der Persönlichkeitsstörung und sie geht offensiv mit Borderline um. Olga Artamonova (27) gibt instabilen Gefühlswelten mit ihren Bildern ein Gesicht und stellt im Borderline-Kompetenz-Zentrum aus. 
    Sie malt, sie findet berührende Worte für den Umgang mit der Persönlichkeitsstörung und sie geht offensiv mit Borderline um. Olga Artamonova (27) gibt instabilen Gefühlswelten mit ihren Bildern ein Gesicht und stellt im Borderline-Kompetenz-Zentrum aus.  Foto: Helmut Glauch

    "Mit jedem Schnitt wird die Wunde in meiner Seele größer", hat einmal eine Frau gesagt und damit für sich umschrieben, wie es in vielen Patienten aussieht, die mit der Diagnose Borderline leben lernen müssen.  Der Begriff "Schnitt" darf im Zusammenhang mit dieser psychischen Krankheit mit all ihren Stimmungsschwankungen und der Tendenz zu selbstschädigendem Verhalten durchaus wörtlich genommen werden, denn viele Betroffene "Ritzen" sich selbst, versuchen durch Selbstverletzung einen Ausweg aus den psychischen Tälern ihres Lebens zu finden.   

    Gemeinsame Freude über die Realisation der Anlaufstelle für Borderline-Patienten. Von links Alt-OB Kurt Petzold (Oskar-Soldmann-Stiftung), Armin Dietz und Karin Schramm (Plan B), Rosemarie Kropp und Mirjam Kraus (Dr. Robert Pfleger-Stiftung).
    Gemeinsame Freude über die Realisation der Anlaufstelle für Borderline-Patienten. Von links Alt-OB Kurt Petzold (Oskar-Soldmann-Stiftung), Armin Dietz und Karin Schramm (Plan B), Rosemarie Kropp und Mirjam Kraus (Dr. Robert Pfleger-Stiftung). Foto: Helmut Glauch

    Soziale Netze werden löchriger, Familienbande sind weniger haltbar, traumatische Kindheitserlebnisse in wenig intakten Familien nehmen zu. Ein guter Nährboden für psychische Erkrankungen wie posttraumatische Belastungsstörungen, Essstörungen, Substanzmissbrauch  oder eben Borderline. 

    Für Betroffene aus der Region und für ganz Unterfranken

    Um für alle Borderline-Betroffenen eine Anlaufstelle, ein Kompetenz-Zentrum zu schaffen, ist man bei "Plan B" in die Offensive gegangen. Der eingetragene Verein, der vor acht Jahren mit dem Angebot für betreutes Wohnen – hauptsächlich für Borderline-Patienten – in Schweinfurt an den Start gegangen ist, hat am Dienstag in der Neutorstraße 29 in Schweinfurt sein Borderline-Kompetenz-Zentrum eröffnet. "In Stuttgart und in Kempten gibt es eines, in Unterfranken bisher nicht", weiß die Sozialpädagogin und Plan-B-Leiterin Karin Schramm. Das Einzugsgebiet dürfte also nicht gerade klein sein, denn jeder der zum Thema Borderline Hilfe sucht, kann dort welche finden. Vor allem und zunächst ist es natürlich ein Angebot für die Borderline-Betroffenen der Region. Alleine rund 40 davon haben bei "Plan B" einen betreuten Platz zum Wohnen gefunden.      

    Rund 200 Quadratmeter stehen in dem ehemaligen Büro und Atelier zur Verfügung. Die Räumlichkeiten, künftig die Zentrale von "Plan B", wurden umfassend renoviert.   Die Schweinfurter Oskar-Soldmann-Stiftung, bei der Eröffnung vertreten durch den Alt-OB der Stadt, Kurt Petzold und die  Bamberger Dr. Robert Pfleger-Stiftung, vertreten durch Rosemarie Kropp und Mirjam Kraus, haben dabei finanziell unter die Arme gegriffen.  Die Dr. Robert Pfleger-Stiftung wurde 1974 gegründet und unterstützt regionale medizinische Forschungsvorhaben und sozial-caritative Initiativen wie eben das Borderline-Kompetenz-Zentrum. 

    Vernetzung ermöglichen und therapeutische Angebote machen

    Die Vernetzung ambulanter und stationärer Angebote, Informationsaustausch, Gruppentherapie, Raum für Fachvorträge, Seminare und Initiativen der Betroffenen – all dies will das Kompetenzzentrum sein, so Karin Schramm. Kompetenzzentrum, das sei nicht anmaßend gemeint, sondern vielmehr ein Hinweis darauf, dass hier Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, in denen Borderline-Kompetenz gesammelt werden könne.  Ein Ort für den Borderline-Dialog und für Antworten auf Fragen wie zum Beispiel eine Beziehung mit dieser Persönlichkeitsstörung gelingen kann. Ein wichtiger Baustein der Borderline-Therapie ist das Trainingsprogramm  "Stepps". Emotionale Stabilität und Problemlösungen systematisch trainieren ist das Gerüst dieses Gruppentrainingsprogrammes.     

    Offener Umgang mit der Instabilität

    Die neuen Räume "viel Platz um neue Ideen der Hilfe auszuprobieren", wie Karin Schramm betonte. Sammelstelle, Ideenportal, Datenbank, Raum für eine wachsende lebendige Gemeinschaft – alles hat Platz in diesem Kompetenz-Zentrum. Olga Artamonova ist eine junge Frau, die kreativ und offensiv mit dieser Persönlichkeitsstörung umgeht. Sie findet Worte, die unter die Haut gehen, malt Bilder, die Einblicke geben in die Phasen, wenn destruktive Selbstmechanismen die Oberhand gewinnen.  Für die Eröffnung des Zentrums hatte sie in bewegenden Worten skizziert was die Krankheit mit Betroffenen macht, wie das ist, wenn der "rote Faden ständig weg von mir läuft" und eine Zeit anbricht in der man Gefahr läuft "den Boden unter den Füßen zu verlieren".  Eine Zeit auch, in der "innere Ketten" verhindern Beziehungen zulassen zu können und stattdessen die Flucht ins bereits zerstörte eigene Spiegelbild  als einziger Ausweg erscheint.      

    Oder eben - Stichwort Ausweg - Hilfe suchen im neuen Schweinfurter Borderline Kompetenz-Zentrum. Informationen unter https://www.planb-ev.org.  Email: Plan-B-EV@T-online.de

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