Mit einer „Vertriebsinitiative“ hat der Betriebsrat der Bosch-Rexroth AG in Schweinfurt dafür gesorgt, dass die Auftragszahlen des Unternehmens gestiegen sind und weniger Stellen als geplant abgebaut werden sollen. Dafür ist die Arbeitnehmervertretung mit dem Deutschen Betriebsrätepreis in der Kategorie „Zukunftssicherung“ ausgezeichnet worden. Das hat sie derart beflügelt, dass sie nun ein Umdenken auch für andere Bosch-Rexroth-Standorte und Sparten fordert.
Die Lineartechnik in Schweinfurt habe „trotz weltwirtschaftlich prekärer Lage die höchsten Umsätze der letzten vier Jahre“ erzielt, sagen die Betriebsratsmitglieder Sebastian Schierling und Winfried Werner. Sie führen dies auf das Konzept von Betriebsrat und Belegschaft zurück, nicht mehr auf einen zentralisierten Branchenvertrieb zu setzen, sondern produktbezogen zu agieren und wieder auf das „beratungsintensive Geschäft“ zu setzen. Damit seien Kunden aus dem Mittelstand und kleineren Firmen gewonnen worden.
Kernpunkte des „Maßnahmenkatalogs für ein neues, kundennahes Vertriebskonzept“ waren der Aufbau einer Berechnungsabteilung für komplexe Kundenanwendungen sowie die Aufstockung der Vertriebsmannschaft und der technischen Unterstützungseinheiten. Nach anfänglichem Zögern habe sich die Unternehmensleitung auf das Konzept eingelassen, sagt IG Metall-Bevollmächtigter Peter Kippes; dies sei „beispielhaft“. Zudem habe der Betriebsrat bewiesen, nicht klientelorientiert zu arbeiten, sondern die unternehmerische Situation im Blick zu haben. Der Betriebsrat geht davon aus, dass Bosch Rexroth nach der positiven Auftragsentwicklung nicht wie geplant 550 der etwa 1900 Stellen in Schweinfurt abbaut, sondern nur 300. Deswegen sehen sich Schierling und Werner auf ihrem Weg bestätigt, den man an anderen Standorten einschlagen sollte. Das Schweinfurter Beispiel des Umbaus der Vertriebsstruktur habe gezeigt, dass man mit Einbindung von Belegschaft und Gewerkschaften selbst die „größten Managementfehler der letzten zehn Jahre“ korrigieren könne. Letztendlich zielt der Betriebsrat darauf ab, dass Bosch Rexroth seine Unternehmensstrukturen ändern müsse.
Er fordert, dass Zwischenvorstandsebenen, so genannte Businessunits, abgeschafft und mehr Verantwortung an die Standorte zurückdelegiert werden sollen, um Entscheidungen zu beschleunigen. „Ein Drittel der Personalanpassungen müssen an der richtigen Stelle“ durchgeführt werden und nicht zu Lasten der Produktionsstandorte. Laut Schierling und Werner erzeuge die jetzigen Struktur Fixkosten, die der eigentliche Wettbewerbsnachteil von Bosch Rexroth seien. Das Unternehmen mit Sitz in Lohr (Lkr. Main-Spessart) und einem Umsatz von über fünf Milliarden Euro beschäftigt weltweit etwa 34 000 Mitarbeiter. Nach Umsatzeinbußen will es in den nächsten Jahren Jobs im vierstelligen Bereich streichen. Neben Lohr und Schweinfurt ist auch der Standort Augsfeld (Lkr. Haßberge) betroffen.