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Schweinfurt: Brief an die Redaktion: Medizin darf nicht nur der Ökonomie folgen

Schweinfurt

Brief an die Redaktion: Medizin darf nicht nur der Ökonomie folgen

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    Zum Bericht "St. Josef: Zerschlagung ohne Not?" (vom 7. November, Seite 19) erhielt die Redaktion folgende Zuschrift:

    Die beiden Unterzeichneten haben die Diskussion um den Erhalt des Krankenhauses St. Josef in den letzten Tagen mit Besorgnis verfolgt. Wir waren am Beginn unserer Weiterbildung zum Facharzt als Ärzte dort mehrere Jahre tätig, wir kennen auch die andere Seite, dort als Patient versorgt zu werden.

    Das Krankenhaus St. Josef hat mit seiner bald 100-jährigen Geschichte einen unschätzbaren Beitrag zur Gesundheitsversorgung  der Menschen in der Region geleistet und dabei ein unverwechselbares Profil entwickelt, das nicht zuletzt auch christlich geprägt war. Die Patienten haben das Gefühl, dort ganzheitlich versorgt zu werden.

    Unabhängig davon wurde und wird Medizin betrieben, die sich stets am Stand der Wissenschaft orientiert und bewegt. Es besteht eine funktionierende Verknüpfung zwischen ambulanter und stationärer Medizin. Das Haus wurde erst vor einigen Jahren komplett saniert und ist technisch so gut ausgestattet, dass eine hohe Behandlungsqualität gewährleistet ist.

    Deshalb hat das Krankenhaus sowohl seitens der Patienten, als auch der zuweisenden Ärzte ein hohes Vertrauen, was sich in den Behandlungszahlen niederschlägt. Nun hat sich die Situation der Krankenhäuser infolge politischer Vorgaben in den letzten Jahren geändert.

    "Viele Krankenhäuser sind in einer prekären Lage" (Dr. Held, Tagblatt vom 16. November, Seite 2). Das mag auch für die beiden Schweinfurter Kliniken zutreffen. Es wird seitens der Politik und auch der Krankenkassen immer wieder behauptet, dass es zu viele Krankenhausbetten gibt und damit Anreize für überflüssige Behandlungen geschaffen werden. Das mag regional zutreffen.

    Die Krankenhaussituation etwa in München dürfte dabei kaum mit der von Schweinfurt vergleichbar sein. Für die Region Schweinfurt wäre da zunächst einmal der belegbare Nachweis zu führen. Auch der Trend zur ambulanten Medizin soll zu einer Reduktion von Krankenhausbetten führen.

    Es werden dabei aber Faktoren wie zunehmende Alterung der Bevölkerung, fehlende häusliche Versorgung infolge von veränderten Sozialstrukturen, fehlende und unzulängliche ambulante Möglichkeiten bewusst ausgeblendet. Der Patient wird zum Objekt, der idealerweise so durch das System geschleust wird, dass er die geringsten Kosten verursacht.

    Es kommt damit zum Kurzschluss, wie derzeit bei Galeria Kaufhof, so dass die Schließung von einigen Filialen, sprich Krankenhäusern, die Probleme wohl lösen wird. Es gibt aber nicht den "idealen" Patient, er bleibt auf der Strecke.

    Diesen Kurzschluss gilt es in Schweinfurt zu verhindern, weil er zu einer wesentlichen Verschlechterung der Krankenversorgung in Schweinfurt führen wird. Viele Bürger aus Schweinfurt und der Umgebung werden dann auf eine Versorgungsstruktur treffen, die sie eigentlich nicht wollten. Aber dann ist es zu spät.

    In die ganze Diskussion gehört mehr Klarheit und Wahrheit, eine konkrete Perspektive, die sich an Zahlen einwandfrei belegen lässt und das ergebnisoffene Nachdenken über bessere Alternativen, die auf jeden Fall den Kern des Krankenhauses erhalten. Die gigantische Verschwendung von Ressourcen in Form von teurer und funktionierender Technik, einem bestausgebildeten "Humankapital" in Form von Ärzten und Pflegekräften, die bei einer Schließung "freigesetzt" werden, kann auch unter ökonomischen Aspekten keine vernünftige Lösung sein.

    Da helfen auch "Übernahmeangebote" nur bedingt weiter. Erhalten wir das Krankenhaus, nicht am Rande der Stadt, sondern in der Mitte der Stadt!  

    Dr. med. Rudolf Maidhof
    97422 Schweinfurt

    Dr. med. Ekkehard Römmelt
    97523 Schwanfeld

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