Zum Artikel "Neubau oder dritte Mainbrücke" vom 26. September, erhielt die Redaktion folgende Zuschrift:
Viel haben wir erfahren in der Podiumsdiskussion am 19. September über verwegene bis abstruse Pläne zur Trassenführung einer Notbrücke. Wir sind Zeugen geworden einer völlig überflüssigen und peinlichen Auseinandersetzung über lichte Höhen einer Berg- und Talbahn über den Main (Das gehört vorher geklärt!). Wenig allerdings haben wir erfahren darüber, welchen Wert die Verwaltungsbeamten und Ingenieure den Interessen und Bedürfnissen von Handel und Gewerbe beiderseits des Mains, den Besuchern von auswärts oder den in der Wehr Erholung Suchenden beimessen.
Das Thema "Erst Abriss – dann Neubau" scheint nach der Protestwelle zunächst vom Tisch. Aber zu welchem Preis? Eine dritte Mainbrücke mit Anschluss an die Peripherie des Stadtkerns ließe sich auch nicht ohne Eingriffe in bestehende Naturräume verwirklichen. Der Bau zusätzlicher Verkehrswege und waghalsiger Brückenkonstruktionen würde die Baukosten zudem in unverantwortliche Höhen treiben. Aber egal, es wurden Prioritäten gesetzt.
Nicht Wirtschaftlichkeit angesichts eher trüber Wirtschaftsprognosen, nicht die vitalen Interessen von Bürgern und Wirtschaft stehen ganz vorne. Nein, dem Schutz eines seit Jahren kaum genutzten Gebäudes soll sich die Vernunft beugen. Unter den vorgestellten Varianten einer neuen Brücke taucht auch die Variante C auf: "Cramer-Insel parallel zum Bestand" mit dem verschämten Bearbeitungsvermerk: "nicht weiter betrachtet". Das heißt entweder: Das ist technisch nicht möglich, dann soll das bitte bewiesen werden! Oder es heißt: Mit dem Denkmalschutz legen wir uns nicht an. Die heilige Kuh Harmoniegebäude rühren wir nicht an, und wenn es uns Millionen kostet.
Das ist keineswegs ein Aufruf zu kultureller Barbarei, es ist ein Aufruf zur Güterabwägung, es ist ein Aufruf dazu, die Menschen und ihre Zukunft wichtiger zu nehmen als Steine aus der Vergangenheit (im Übrigen handelt es sich auch nicht um die Würzburger Residenz oder den Bamberger Dom). Was bleibt zu tun? Das Denkmalschutzgesetz schreibt keine Unabänderlichkeit fest. Also kann man auf juristischem Weg eine befriedigende Lösung suchen, das erfordert natürlich einiges an Mut.
Man kann vielleicht als Kompromisslösung (hier sind die Ingenieure gefragt) die Fassade der Harmonie abtragen und am Martin-Luther-Platz als Kulturforum wieder aufbauen, hier ist noch mehr Mut gefragt. Und man kann natürlich auch die Menschen dieser Stadt fragen und sich deren Urteil stellen.
Hartmut Stahl
97422 Schweinfurt