Ein symphonisches Werk, das für gut 80 Instrumentalisten geschrieben ist, mit zwei Händen und zwei Füßen aufführen – geht das? Ja. Der Dirigent Gerd Schaller hat es vorgemacht: Kürzlich habe er mit dem Bayerischen Rundfunk, Studio Franken, seine jüngste CD aufgenommen, auf der er ausnahmsweise nicht als Leiter seines Orchesters Philharmonie Festiva erscheine, sondern als Organist, wie es im Schreiben an die Presse heißt. Zu hören ist darauf die 9. Symphonie Anton Bruckners in Schallers Bearbeitung für Orgel, die er auf der großen Hauptorgel der ehemaligen Abteikirche in Ebrach spielt.
Bruckner habe diese letzte Symphonie nicht vollenden können. Allerdings hinterließ er zahlreiche Skizzen und Entwürfe für den Finalsatz, und aus diesen hatte Schaller bereits vor einigen Jahren einen vierten Satz erstellt und die komplette Neunte mit der Philharmonie Festiva auf CD eingespielt. Nun galt Bruckner aber auch Zeit seines Lebens als großer Orgelvirtuose, wurde international als solcher gefeiert, wirkte sogar als Hoforganist des österreichischen Kaisers in Wien. Umso seltsamer, dass er – zum Leidwesen vieler Organisten – nur einige unbedeutende eigene Werke für die Orgel hinterließ, so die Pressemitteilung weiter.
Gerd Schaller führte nun im Coronajahr 2020 eines zum anderen: Da viele Orchesterkonzerte ausfielen, fand der Dirigent wieder die Zeit, sich mit der Orgel zu beschäftigen. Gleichzeitig war ihm, der weltweit als einer der führenden Bruckner-Dirigenten gelte, immer wieder aufgefallen, wie viele orgeltypische Elemente in Bruckners Symphonien zu finden seien. Er machte sich kurzerhand daran, eine Fassung von Bruckners 9. Symphonie für Orgel zu erstellen.
Am Ostermontag, 5. April, gibt es um 21.05 Uhr eine Rundfunkübertragung im Bayerischen Rundfunk.
CD und Orgelnoten gibt es bei Profil Hänssler bzw. Verlag Ries & Erler. Beides ist auch beim Ebracher Musiksommer erhältlich, Tel.: (09552) 9319300, E-Mail: info@ebracher-musiksommer.de.