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SCHWEINFURT: Bruno Raetsch: Blicke auf eine geschundene Welt

SCHWEINFURT

Bruno Raetsch: Blicke auf eine geschundene Welt

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    Zeichnungen und Skulpturen: Bruno Raetsch in der Sparkassengalerie.
    Zeichnungen und Skulpturen: Bruno Raetsch in der Sparkassengalerie. Foto: Foto: Martina Müller

    Dass Bruno Raetschs Skulpturen dem Betrachter gefallen sollen, kann man getrost ausschließen. Ihm geht es zunächst um sich selbst. Sein Erleben, sein Beobachten. Er nimmt Landschaften in sich auf, entwickelt eine Beziehung und lässt seinen Gefühlen freien Lauf, ohne Entwurf, spontan, in dem er kräftige Tuschestriche auf Papier bringt oder mit den unterschiedlichsten Werkzeugen einen Block Holz bearbeitet.

    „Ich mit mir selbst und andere Dinge II“ ist die Ausstellung des in Dresden lebenden und in Halle lehrenden Professors in der Sparkassengalerie überschrieben.

    Nach der erfolgreichen Ausstellung Nguyen Xuan Huys „Make it Rain“ zum Jahresbeginn, die sich mit den Auswirkungen des Vietnamkriegs beschäftigte, geht die Galerie erneut einen Weg, der den ein oder anderen irritieren, ja vielleicht sogar erschrecken mag. Aber das ist auch gut so.

    Raetsch beschäftigt sich mit der verletzten, der geschundenen Natur und mit menschlichen Gestalten, von denen kalte Bedrohung ausgeht. Harmonie mag er nicht. Auch sollen ihm die Dinge nicht zu leicht fallen. „Das verschwindet dann ganz schnell wieder.“

    Gleich im Eingangsbereich stößt der Besucher auf ein giftgrünes Arrangement, ein zerfurchter Mann vor einem unförmigen fensterlosen Gebäude mit einem grimmigen Hund an der Hand. Dieses Paar begegnet dem Betrachter wieder in den großformatigen Zeichnungen Rennsteig I und II. In einer düsteren Landschaft, in den die Bäume verdorrt oder niedergebrannt sind, mit ein paar armseligen Häusern, Wachtürmen erscheint eine herrische Figur im Hermelin, mit einem scharfen Hund an der Leine und drückt einen Menschen aggressiv zu Boden. Der Tuscheauftrag ist sehr dicht, das Bild wirkt bedrückend, auf einem zweiten fallen helle Strahlen vom Himmel und bringen etwas Licht ins Dunkel. Das hat beinahe etwas Religiöses.

    „Frost“ ist eine Reihe von großformatigen Bildern überschrieben, die immer wieder furchteinflößende Militärs zeigen, Figuren mit verschatteten Augen, dunklen Brillen, dem roten Stern der Sowjets an der Mütze. Diese Figuren finden sich wieder in den Skulpturen. Holz ist grob bearbeitet, mit der Motorsäge beschnitten, verschrammt, durchbohrt verletzt, mit schwarzen Linien traktiert. Eine leichte Ironie schwingt mit, wenn er einer dieser Figuren die Einfalt ins Gesicht schreibt.

    Filigran dagegen einige Landschaften mit winzigen Figuren, oft streng aufgereiht, wie die chinesische Terrakotta-Armee.

    Das alles ist furchtbar unwirtlich und doch nah am Leben. Raetsch geht es um Unterdrückung, um Menschen auf der Flucht. Eine Ku-Klux-Klan-Figur mitten im Raum nimmt das Giftgrün am Eingang auf. Und hat natürlich einen aktuellen politischen Hintergrund.

    Bruno Raetsch: Ich mit mir selbst und andere Dinge II, Sparkassengalerie am Roßmarkt bis 17 Juni, Montag bis Donnerstag 8.30 bis 18 Uhr, Freitag bis 16.30 Uhr.

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