Den Moment wird Christian Keller wohl nicht so schnell vergessen. Als die Nachricht kommt, dass er nach den beiden anderen Wahlbezirken auch bei den Briefwählern haushoch gewonnen hat, bricht der Jubel los. So was ist sonst bei einem WM-Endspiel los, wenn die Deutschen gewinnen. Man liegt sich in den Armen, jubelt. Wahlleiterin Andrea Ullrich hat alle Mühe, sich aus dem Erdgeschoss in den ersten Stock hochzukämpfen, wo die Ergebnisse auf einem Monitor gezeigt werden.
Ziemlich viel Grafenrheinfelder sind da, um das Ergebnis live zu erleben. Es wird sehr schnell voll, sogar im Vorraum stehen die Leute. Es haben auch viele gewählt: 74 Prozent Wahlbeteiligung. Das ist beeindruckend, meinen später nicht nur Christian Keller und seine Mitkandidaten Michael Niklaus und Ursula Weidinger.
Das Interesse an dieser Wahl ist groß. Auch bei der Auszählung unten im Rathaus, hier wird die Briefwahl gezählt, schaut ab und an jemand vorbei. Die Höhe der Stapel lässt schon kurz nach sechs einen Trend vermuten. Christian Keller liegt vorne. Ursula Weidinger auf Platz zwei, gefolgt von Michael Niklaus: Der erste Eindruck zementiert sich relativ schnell.
Christian Keller wirkt überwältigt, als das Ergebnis da ist. „Mit so einem hohen Ergebnis habe ich nicht gerechnet“, sagt er. „Im Wahlkampf und auf hoher See ist man in Gottes Hand“, sagt er kurz nach sechs.
Er ist aufgeregt, gibt er zu. Und auch Frau Kerstin fiebert erkennbar mit. „Na, haste schon geübt, ein Fass anzustechen“, sagt ein Bekannter aufmunternd, bevor das Ergebnis feststeht. Der neue Bürgermeister hat nämlich bei der Kirchweih seinen ersten großen Auftritt.
Es gibt auch fachmännische Tipps aus dem Publikum, was man da alles falsch machen kann. Oder welcher Bürgermeister mal wo die größte Sauerei auf einem Fest gemacht hat. Als das Ergebnis verkündet ist, Christian und Kerstin Keller sich in den Armen liegen, man merkt, wie die Anspannung abfällt von ihnen, sagt jemand: „Jetzt muss er anzapfen üben.“
Wahlleiterin Ullrich fragt Keller, ob er die Wahl annimmt. Sie hat Mühe, sich bemerkbar zu machen in dem ganzen Trubel. Klappt aber. Unterschreiben darf der neue Rathauschef mit einem besonders schönen Kuli: Andrea Ullrich hat ihn ausgesucht. Für sie ist das ihr erster Einsatz als Wahlleiterin. „Aufregend“, sagt sie. „Beim nächsten Mal ist das alles dann ganz normal.“
Christian Keller bedankt sich für das Vertrauen, das überwältigende Ergebnis. „Das gibt mir Kraft.“ Er hatte ein gutes Gefühl, sagt er. Aber mit diesem Ergebnis habe er nicht gerechnet.
Ursula Weidinger und Michael Niklaus reihen sich in die Gratulanten-Schlange ein, wünschen Keller alles Gute. „Wir bleiben noch eine Dreierbeziehung“, scherzt Weidinger. Bürgermeister Keller, Allianzmanagerin Weidinger und Geschäftsleiter Niklaus werden eng zusammenarbeiten.
„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, sagt Ursula Weidinger: „Die Bürger haben entschieden.“ Eine Stichwahl wäre schön gewesen, meint Michael Niklaus. Das Ergebnis sei allerdings eindeutig. „Ich nehm's mit Fassung.“ Und Keller? Der geht jetzt erst mal feiern.