Die Restaurierung des Brunnens in der Wipfelder Straße war nur eines von mehreren Aufregerthemen auf der gut besuchten Bürgerversammlung im Bürgerzentrum. Rathauschefin Lisa Krein hatte mehrere schriftliche Abfragen und einen ganzen Fragenkatalog erhalten.
Paul Popp gefiel das "graue" Sanierungsergebnis am Brunnen nicht, er wollte wissen, welche Summe dafür aufgewendet wurde. Der Schwan schwebe jetzt wie ein Pleitegeier über dem Dorf. Krein hat aus den Rückmeldungen der Bevölkerung einen anderen Eindruck erhalten: "Den Bürgern gefällt's". Man hätte die Sanierung sicher aufwändiger gestalten können, aber: "Wir wollten das ursprüngliche Bild des Brunnens erhalten." Etwa 4400 Euro wurden aus Spenden finanziert, rund 950 Euro hat die Gemeine beigetragen. Die Arbeiten sollten zu Ostern fertig sein, sagte die Bürgermeisterin.
Inwieweit sie mit den örtlichen Brauchtumspflegern abgestimmt waren, darüber gingen die Meinungen auseinander. Kurt Eichelbrönner verwies auf einen entsprechenden Gemeinderatsbeschluss. Der historische Brunnen hat offenbar schon früher die Gestalt gewechselt: 1920 sei noch kein Schwan vorhanden gewesen, so der Zweite Bürgermeister. Andere Besucher sahen ebenfalls ein "unansehnliches" Ergebnis. Beklagt wurde das Entfernen von Pflanzerde und Blumen zu Füßen des Schwanfelder Wappentiers.
Transparenz von Gemeinderatsentscheidungen
Ein weiterer Kritikpunkt galt der Transparenz von Gemeinderatsentscheidungen. Es müsse mehr im Kembach-Kurier veröffentlicht werden, fand Paul Popp. "Information ist nicht nur Bringschuld, sondern auch Holschuld", sagte Krein, versprach aber, einen Mittelweg finden zu wollen. Besucher hätten es in der Verwaltungsgemeinschaft ebenfalls schwer, monierte Popp, der von eigenen Erfahrungen berichtete. Tobias Blesch, Bürgermeisterkollege aus Wipfeld, empfahl, Termine mit den Fachleuten zu vereinbaren. Anfang nächsten Jahres soll das Bürgerbüro wieder besetzt werden.
Angesprochen wurde das im Gemeinderat skizzierte Szenario, wonach eine Umsetzung aller möglichen Gemeindeprojekte die Pro-Kopf-Verschuldung theoretisch auf 9700 Euro erhöhen würde. Von den Aufsichtsbehörden würde das nicht genehmigt. Aktuell ist eine Pro-Kopf-Verschuldung von rund 23 Euro anvisiert. Popp fand, dass mit solchen Szenarien "Zukunftsangst" geschürt werde. Krein sah den Mut Großinvestitionen anzugehen, in Kanal, Feuerwehrgerätehaus oder Bauhof.
Durch den Umbau der Hauptstraße 28 soll die Hausarztpraxis im Ort gehalten, Wohn- und Parkraum geschaffen werden. Den Start des Kita-Neubaus habe man bereits verschoben, so Krein. Zur millionenschweren Sanierung der Ortsdurchfahrt, die um das Jahr 2027 herum ins Haus steht, wird es eine eigene Bürgerversammlung geben.
Es könne durchaus sein, dass das Investoren-Projekt "Hauptstraße 28" eher verwirklicht werde als die neue Kita, sagte Dritter Bürgermeister Thomas Lintl auf Nachfrage. Die Gemeinde stelle nur Grund und Boden sowie die Planungskosten zur Verfügung. Ortsstraßensanierungen und die Nutzung brachliegender Gebäude sind weitere Bürgerwünsche.
Weidenstumpf am Adenauerplatz ein Symbol für "Verfall"
Dass der Weidenstumpf am Adenauerplatz ein Symbol für "Verfall" sei, wollte Krein so nicht stehen lassen. Das Thema unvollendete Fällung hat die Bürgermeisterin geerbt. Die Weide treibe allerdings noch aus und gehöre seit fast 100 Jahren zum Ensemble, sagte Krein. Moniert wurde das Müllkonzept im Bürgerzentrum, wo zum Beispiel die KAB-Ehrenamtlichen für die Entsorgung zuständig sind. Das sei gängige Praxis, meinte Kurt Eichelbrönner, es gebe einen Ratsbeschluss.
Christa Birkhofer-Wirth wünscht sich eine Bedarfsanalyse für die oft gewünschte Tagespflege-Einrichtung. Weitere Fragen drehten sich um E-Ladesäulen und PV-Anlagen, Klimawandel, Mitfahrerbänke, Radwegebau oder die Handhabung des Rauchens im Rathaus. In Sachen "Reinigungskraft für öffentliche Toilettenanlagen" mangelt es schlicht an Bewerbungen.