In der Regel ist es ja so, dass die Parteien erst ihre (Direkt-)Kandidaten in den Wahlkreisen nominieren - und anschließend dann über die Reihung auf der Landesliste entscheiden. Das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) geht im Vorfeld der am 23. Februar geplanten Bundestagswahl den umgekehrten Weg.
Der Schweinfurter Gewerkschafter Klaus Ernst wurde am Wochenende beim Parteitag in Erlangen auf Platz eins der BSW-Landesliste Bayern gesetzt. Ob er sich auch um ein Direktmandat bewirbt, werde sich erst nach Weihnachten entscheiden, hieß es aus seinem Bundestagsbüro. Infrage käme eine Kandidatur im Wahlkreis Schweinfurt, in dem der 70-Jährige seit 2005 bei jeder Bundestagswahl antrat - zunächst für die WASG, ab 2009 dann für die Linke.

Auf Nachfrage dieser Redaktion sagte Robert Striesow, der BSW-Beauftragte für Unterfranken, die Partei sei derzeit am Überlegen, in welchen unterfränkischen Wahlkreisen man Direktkandidaten oder -kandidatinnen ins Rennen schicke. Für alle fünf reichten die personellen und finanziellen Kapazitäten vermutlich nicht aus. Aktuell habe das BSW auf Bezirksebene erst zehn bis 15 Mitglieder, die meisten davon seien ehemalige Linken-Politiker, so Striesow.
Würzburger Professorin verliert Abstimmung
Ziel des BSW bei der Bundestagswahl sei es, auch in Bayern die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen. Dann könnte man fünf bis sechs Abgeordnete nach Berlin entsenden, so der BSW-Stadtrat aus Schweinfurt. Die besten Aussichten für ein Mandat hat Spitzenkandidat Ernst, der nächste Unterfranke auf der Liste ist Striesow selbst. Er steht auf Position zwölf.
Für Platz zwei hatte beim Landesparteitag in Ingolstadt die Wirtschaftswissenschaftlerin Sylvia Kreiß aus Würzburg kandidiert. Der BSW-Landesvorstand hatte die Professorin von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt vorgeschlagen. Kreiß, die politisch bislang noch nicht in Erscheinung getreten ist, unterlag aber in einer Kampfabstimmung knapp Simone Ketterl, einer ehemaligen Linken-Politikerin aus Utting am Ammersee.