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EBRACH: Buntes Lichterspiel vor Rokoko-Kulisse

EBRACH

Buntes Lichterspiel vor Rokoko-Kulisse

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    Ebracher Osterfeuer: Rokoko trifft Moderne.
    Ebracher Osterfeuer: Rokoko trifft Moderne. Foto: Foto: Endriss

    Nach dem Glockenläuten gehen am Ostersonntag pünktlich um 21 Uhr die Lichter in der Abteikirche aus. Die Osterkerze ist in diesem Moment die einzige Lichtquelle, die gegen die Dunkelheit im Kirchenschiff ankämpft. Als Organist Thomas Böhm seinem mächtigen Instrument auf der Empore die ersten Töne entlockt, ändert sich dies. Der Bamberger Roland Eichhorn lässt die in der Vierung der Kirche aufgebaute Skulptur aus verzinkten Blechelementen langsam in warmem Licht erstrahlen.

    Mit der Intensität der Musik verändert sich auch die des Lichts. Eichhorn spielt mit der Helligkeit, mit den Farben. Er lässt das Licht auf dem metallenen Kunstobjekt, das an Lüftungsschächte erinnert, tanzen. Er lässt es fließen, bezieht zunehmend auch den Hochaltar aus der Rokokozeit ein. Ein krasser Kontrast tut sich auf, wenn das Metall in kühlem Blau erstrahlt und der Altar in warmem Gelb. Wenn beides in Rot- oder Orangetöne getaucht ist, verschmelzen industrielles Design und spätbarocke Kunst fast schon unwirklich miteinander.

    Licht schafft Veränderung. Und die ist in diesem Jahr das zentrale Thema des Ebracher Osterfeuers. Nicht nur in den Texten, die junge Gefangene der JVA in der Schreibwerkstatt zu Papier gebracht haben und die Rolf-Bernhard Essig vorträgt, wenn Orgel und Lichterspiel kurz eine Pause machen. Auch die Metallskulptur erfuhr seit Dezember stetige Veränderung. Einmal in der Woche trafen sich Gefangene im Kapitelsaal, um unter der Regie des katholischen Gefängnispfarrers Hans Lyer mit den 36 Metallelementen aus dem „Baukasten“ der 1985 verstorbenen Künstlerin und Soziologin Charlotte Posenenske immer neue Gebilde zu formen.

    „Partizipative Kunst“ nennt sich das Konzept Posenenskes. Menschen sollen demnach Kunst nicht nur konsumieren, sondern selbst gestalten, das Spiel mit den Möglichkeiten entdecken. Im Rahmen des Projekts „WERKsHANDLUNGen“ des Kulturvereins Bamberg brachte das Künstlerinnen-Kollektiv „zwischenbericht“ – bestehend aus Anja Schoeller (Fürth) und Kerstin Polzin (Berlin) – das Projekt nun nach Ebrach. Was da anlässlich des Osterfeuers entstand, dürfte Charlotte Posenenske gefallen haben: Improvisieren statt Kuratieren.

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