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Schwebheim: Carl Emil Diezel, ein großer Forstmann

Schwebheim

Carl Emil Diezel, ein großer Forstmann

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    Carl Emil Diezel war der Erste, die 1860 auf dem neuen Schwebheimer Friedhof bestattet wurde. Mit Spenden aus der Jägerschaft entstand 1905 dieses Denkmal, das an den großen Forstmann erinnert.
    Carl Emil Diezel war der Erste, die 1860 auf dem neuen Schwebheimer Friedhof bestattet wurde. Mit Spenden aus der Jägerschaft entstand 1905 dieses Denkmal, das an den großen Forstmann erinnert. Foto: Ursula Lux

    Es war ein gut besuchter Vortrag des Ortsgeschichtlichen Arbeitskreises, der sich dem Forstmann, Jäger, Musiker und Schriftsteller Carl Emil Diezel widmete. Mit Wolf Pösl vom Jagdschutzverein Schweinfurt hatten sich die Verantwortlichen auch einen kompetenten Referenten eingeladen. Dessen Vortrag umrahmte die Jagdhornbläsergruppe Schweinfurt waidmännisch.

    "Diezel - gestern, heute - auch in Zukunft?" lautete das Thema von Pösls Referat, in dem er unter anderem nachwies, dass Diezels Ansichten über und zur Jagd bis heute ihre Gültigkeit haben. Aufgrund von Diezels Buch "Erfahrungen aus dem Gebiet der Niederjagd" zeichnete Pösl ein Bild der Niederjagd in Franken vor dem Hintergrund des damals vorherrschenden Feudalismus.

    Der im Dezember 1779 in Irmelshausen geborene Pfarrerssohn Diezel interessierte sich schon in seiner Jugend für Naturwissenschaften, Sprachen und Musik, seine Leidenschaft jedoch galt der Jagd. Von 1813 bis 1825 war Diezel großherzoglicher, würzburgischer Revierförster in nach seinen eigenen Worten einem "Jagdparadies" in Röthlein.

    1860 gestorben

    Dort habe er begonnen die Jagd als angewandte Naturwissenschaft zu begreifen, erklärte Pösl. Danach übernahm der hoch gebildete und engagierte königlich bayerische Revierförster über mehr als 25 Jahre die die Verantwortung für das riesige Revier Völkersbrunn in der Nähe von Kleinwallstadt. Seinen Ruhestand verbrachte er in Schwebheim, wo er 1860 auch starb.

    Mit  Wolf Pösl vom Jagdschutzverein Schweinfurt hatte sich der Ortsgeschichtliche Arbeitskreis einen Kenner des Jagdwesens und seines Vorbilds Carl Emil Diezel eingeladen. 
    Mit Wolf Pösl vom Jagdschutzverein Schweinfurt hatte sich der Ortsgeschichtliche Arbeitskreis einen Kenner des Jagdwesens und seines Vorbilds Carl Emil Diezel eingeladen.  Foto: Britta Ritter

    Sein vom Feudalismus geprägtes Weltbild brach mit der deutschen Revolution 1848 zusammen. Seine Befürchtungen, dass die neuen sozialen und politischen Rahmenbedingungen das Ende einer "gerechten Jagd" herbeiführen würden, bewahrheiteten sich zunächst. Die Niederwildbestände wurden gnadenlos zusammen geschossen.

    Aber bereits 1850 wurde im "Bayerische Polizei-Jagdgesetz" zwischen dem Jagdrecht und dem Jagdausübungsrecht unterschieden, Reviermindestgrößen festlegt und die ganzjährige Schonung des weiblichen Rehwildes einschließlich der Kitze verordnet. Damit war der sinnlosen Wildvernichtung wieder Einhalt geboten, was bis zur heutigen Zeit nachwirkt.

    Jagd als Dienstleistung

    Heute werde die Jagd vorrangig als Dienstleistung gesehen, erklärte Pösl. Angesichts eines erhöhten Umweltbewusstsein und der Sehnsucht nach ungestörter Natur sei Jagd kein Selbstweck zur ,,Steigerung des Vergnügens" mehr, wie Diezel es noch sah. Dem Jäger werde die Freude an der Jagd nur dann zugestanden, wenn eine breite Öffentlichkeit einen, meist materiellen Nutzen erkennen könne, meinte Pösl.

    Er ist sich sicher: "Die Jagd wird auch in Zukunft aus der Begeisterung und Leidenschaft für ein uraltes Handwerk einerseits und andererseits aus der Verpflichtung gegenüber der Öffentlichkeit, dem Wild, und der Umwelt bestehen.

    Umweltbewusste Jäger

    Die Lehren Diezels über das Handwerk der Jagd, seine Erkenntnisse über das Verhalten und die Bedürfnisse jagdbaren Wildes und die Beobachtungen in der Natur seien auch heute noch für eine umweltbewusste Jägerschaft von großer Bedeutung, betonte Pösl. Die Aufrechterhaltung und Wiederherstellung von Lebensräumen, die heute in Zusammenarbeit mit der Land- und Forstwirtschaft eine Hauptaufgabe der Jäger sei, habe es zu Diezels Zeiten allerdings so noch nicht gegeben.

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