Seit eineinhalb Jahren bietet die Stadt Schweinfurt in Zusammenarbeit mit dem Ford-Autohaus Rumpel und Stark (Unterpleichfeld) ein Carsharing – also eine organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von drei Autos, die vor dem Hauptbahnhof, auf dem Parkplatz an der Turngemeinde und in der Gartenstadt (Galgenleite) stehen. "Mit Erfolg", sagt der für das städtische Klimaschutzkonzept zuständige Referent Ja von Lackum. "Zufrieden" ist auch Julia Zoufal vom Autohaus Rumpel und Stark.
300 Buchungen an 334 Tagen
Am besten angenommen wird das Fahrzeug auf dem Bahnhofsplatz. Der Ford wurde vom 1. Januar bis zum 30. November 2019 immerhin 120-mal gebucht. Jeweils 90 Buchungen waren es im gleichen Zeitraum für die Fahrzeuge am Lindenbrunnenweg und vor der Gaststätte des Radfahrvereins Solidarität. Summiert haben sich 11 000 Kilometer (Standort Hauptbahnhof), 8000 (Galgenleite) und 5000 Kilometer (Haardt/Steinberg). Höchst unterschiedlich war die Nutzungsintensivität (von 150 bis 4000 Kilometern).

Über die erreichten Zielgruppen gibt es keine Aufzeichnungen, doch geht Jan von Lackum davon aus, dass das seit dem 24. Juli 2018 bestehende Angebot außer durch Einzelpersonen oder Gruppen vor allem von Familien ohne Zweitwagen genutzt wird.
Ein Standort am Roßmarkt
Aktuell überlegen sich die beiden Partner den Abzug des Autos an der Turngemeinde zu einem Standort in Nachbarschaft zum Busbahnhof Roßmarkt (eventuell Hohe Brückenstraße). Entsprechende Nachfragen sind bei der Stadt eingegangen und von Lackum sieht hier die Chance einer engeren Verknüpfung mit dem Öffentlichen Nahverkehr, was sich auch schon deshalb anbiete, weil die Stadtwerke der Vertriebspartner sind und man in deren Kundencenter am Roßmarkt die Kundenkarte bekommt.
Offen ist, ob es nach einer Testphase bei drei Standorten bleibt, oder auf vier aufgestockt wird. Wachsen die Buchungszahlen weiter, was für 2019 im Vergleich zu 2018 gilt, wird über weitere Angebote am Volksfestplatz und auf dem Hochfeld zu sprechen sein.
19 Cents für den Kilometer
Bei den Wagentypen ist bereits eine Änderung eingetreten. Zur Auswahl stehen rund um die Uhr nicht nur mehr Kleinwagen, sondern auch Modelle aus dem Bereich der Mittelklasse.
Voraussetzung für das Carsharing ist eine Registrierung, wofür der Führerschein und der Personalausweis gebraucht wird. Die einmalige Anmeldegebühr beträgt 14,90 Euro und verbilligt sich für die Besitzer eines eTickets des Stadtbusses auf 9,90 Euro. Im Kundencenter der Stadtwerke kann der Kundenausweis sofort nach der Beantragung mitgenommen werden.

Mit der Kundenkarte kann ein Fahrzeug im Internet oder per App gebucht werden. Während der angegebenen Zeit lässt sich das ausgesuchte Auto mit dem Auflegen der Kundenkarte auf den Sensor der Windschutzscheibe öffnen, was den Zugang zum Handschuhfach, in dem der Schlüssel liegt, ermöglicht. Ist das Auto wieder auf seinem ursprünglichen Parkplatz abgestellt und die Buchung beendet, muss der Schlüssel zurück ins Handschuhfach. Anschließend wird das Auto mit dem Auflegen der Kundenkarte auf die Windschutzscheibe verschlossen.
Getankt werden muss nur, wenn der Tank weiniger als zu einem Viertel gefüllt ist. "Bezahlt" wird dann mit der im Fahrzeug hinterlegten Tankkarte. Kosten für den Sprit fallen für den Kunden nicht an. Bezahlt werden die Benutzungsdauer und die Kilometerleistung. Beim Ford KA plus sind das 2,30 Euro für die Stunde und 19 Cent für den Kilometer, bei den größeren Modellen fünf Euro für die Stunde und ebenfalls 19 Cent für den Kilometer.
Alle profitieren
Jan von Lackum sieht beim Carsharing noch allerhand Luft nach oben, weil auch der Schweinfurter das Auto zumeist für Fahrten unter zehn Kilometern nehme und bei dem guten Busangebot in Verbindung mit dem Carsharing überlegen werde, ob er einen eigenen fahrbaren Untersatz braucht. Profitieren von einer solchen Entscheidung würden alle: durch geringeres Verkehrsaufkommen und eine Entspannung bei der Parkraumsituation.