Einen Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten von Darmkrebs hat das Arzt-Patienten-Seminar in der Geomed-Klinik geliefert. Dr. Michael Dietrich, Chefarzt der Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie, referierte über Diagnose, Vorsorge, operative Möglichkeiten und Nachsorge der zweithäufigsten Krebserkrankung in Deutschland.
Darmkrebs spiele in den westlichen Industrieländern eine immer größere Rolle, so Dietrich. Zu den Risikofaktoren zählen neben Bewegungsarmut, Übergewicht und von untergeordneter Rolle auch Alkohol in erster Linie der Fleischkonsum und eine ballaststoffarme Ernährung. Denn wenn der Stuhl durch diese Ernährung den Darm langsamer passiere, hätten, einer Theorie zufolge,über die Nahrung aufgenommene Umweltgifte mehr Zeit, auf die Darmschleimhaut einzuwirken. Sollte im Zuge einer Darmspiegelung Darmkrebs festgestellt werden, sei zunächst Ruhe zu bewahren. Zeit spiele keine große Rolle. Bei Darmkrebs müsse man in Monaten rechnen. Entscheidend sei die weitere Diagnostik, da der Krebs streuen könne. Eine Ultraschalluntersuchung in erster Linie der Leber, aber auch der Lunge, sei erforderlich, da sich Metastasen bilden könnten. Hinzu komme eine Computertomografie und die Abnahme von Tumormarkern.
Wenn Darmkrebs frühzeitig erkannt werde, weise er eine sehr gute Prognose auf, sagte Dietrich. Ein Vorteil in der Behandlung dieser Krebsart sei die Länge des Dickdarms von gut eineinhalb Metern. In der Regel würden nur etwa 20 bis 30 Zentimeter entfernt. Der Patient habe somit keine größeren Funktionseinschränkungen. Zudem seien befallene Lymphknoten recht leicht zu sezieren. Auch sei der Dickdarm bei der OP recht gut zu erreichen.
70 bis 80 Prozent aller bösartigen Tumoren des Dickdarms finden sich in den letzten 30 bis 40 Zentimetern, so Dietrich. Die zweithäufigste Region ist der rechte, gefolgt vom absteigenden Dickdarmbereich. Den geringsten Befall weise der Bereich des Querdickdarms auf. Dennoch sei immer der gesamte Darm zu spiegeln. Bösartige Tumoren des Dünndarms seien extrem selten, sofern man überhaupt davon sprechen könne.
Eine besondere Rolle spiele der Krebs im Enddarm. Karzinome im oberen Drittel des Mastdarms könnten meist nur operativ behandelt werden. Tumore im mittleren Drittel seien eventuell mit einer Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung vorzubehandeln. Der Schließmuskel könne in aller Regel erhalten werden. Wegen möglicher Nahtundichtigkeiten sei für etwa drei Monate ein künstlicher Darmausgang zu legen, damit die operierte Stelle ausheilen könne.
Die oben genannte Vorbehandlung erfolge auch im unteren Drittel, so Dietrich. Der Erhalt des Schließmuskels sei aber in aller Regel nicht möglich. Es müsse ein dauerhafter künstlicher Darmausgang gelegt werden. Zwar könnte ein Arzt rein technisch gesehen den Schließmuskel erhalten. Allerdings fehle dem Patienten dann das Gespür dafür, wann der Darm voll ist.
Daher müsse der behandelnde Arzt das weitere Vorgehen mit dem Patienten genau besprechen, so Dietrich. Einen künstlichen Darmausgang habe der Betroffene durch einen Beutel oder durch eine 24-Stunden-Entleerung unter Kontrolle. Es gebe Patienten, die damit aus dem Haus gehen, Fahrrad fahren oder verreisen.
In Sachen Nachsorge könne eine Chemotherapie und bei Tumoren im Mastdarmbereich zudem eine Bestrahlung erfolgen, so Dietrich. Weiterhin erhalte der Patient einen Tumornachsorgekalender. In den ersten zwei von fünf Jahren erfolge die Kontrolle vierteljährlich, dann zwei Jahre lang halbjährlich und dann jährlich. Die meisten Rezidive oder Metastasen treten innerhalb der ersten zwei Jahre auf.
Bei Lebermetastasen könnten einzelne befallene Stellen operiert werden, so der Chefarzt. Sollten die Metastasen über die ganze Leber verstreut sein, könnten die Tumoren durch Chemotherapien, Alkoholeinspritzung oder Hitzebehandlung zumindest verkleinert werden. Schließlich riet er dazu, die Möglichkeit der Darmspiegelung zu nutzen. Denn Darmkrebs entstehe in aller Regel aus Polypen, die bei dieser Untersuchung entfernt werden könnten.