Zur weihnachtlichen Atmosphäre beim „Winter songs & tales“-Konzert des Musiker-Ehepaars Judy Harper und Michael Weisel in der Disharmonie fehlten eigentlich nur noch Eiseskälte und richtiger Schnee. Silberner Kerzenhalter, offener Kamin, roter Ohrensessel und Plüsch-Lampenschirm – die Bühnendeko hätte aus Charles Dickens? „A Christmas Carol“ stammen können, woraus Judith Hutzel-Weisel alias Judy Harper später noch auszugsweise vorlesen sollte.
Den Eröffnungs-Song „Angel brings good news“ intonierend, schritt Judy Harper durchs Publikum auf die Bühne und entzündete die Kerzen auf dem Klavier. Auch wenn manch einer die Inszenierung „kitschig“ finden mochte, räumte Harper ein, wer mit Kindern Weihnachten feiere, wie die Harfenistin dieses Jahr zum ersten Mal mit dem eigenen, wolle gerne an „Weihnachtswunder glauben und Bilder in den Schnee malen“. Auf den Britischen Inseln und in Irland singen die Bewohner gerne keltischen Balladen. Dort ziehen noch heute in einigen Gegenden die Kinder mit „Christmas carols“ auf den Lippen von Haus zu Haus; von Harfe und Kontrabass begleitet, klingen diese Traditionals besonders zauberhaft.
Überhaupt kontrastierten die perlenden Diskanttöne der Harfe wunderbar mit den Tieftonlagen des Kontrabasses – eine klanglich schöne Kombination. Die Sängerin mag erkältungsbedingt buchstäblich stimmlich nicht ganz auf der Höhe gewesen sein, doch dies tat ihrer ansteckenden Weihnachtsfreude keinen Abbruch. Das Publikum ließ sich von der Atmosphäre sichtlich berühren. Nach dem Song „God rest you“ las Harper aus Charles Dickens? berühmter Weihnachtsgeschichte; und auch der klavierspielende Bassist wusste seine Stimme zu gebrauchen. In der „tierischen Weihnachtsgeschichte“ zeigte er Talent als Tierstimmenimitator. Auf der Titelliste unter anderem „Tiny Child“, „Have yourself a merry christmas“, „Mary did you know“; bei Leonard Cohens Song „Hallelujah“ war dann das Publikum zum Mitsingen eingeladen. Auch deutsche Weihnachtslieder wie „Es ist ein Ros entsprungen“ oder „Lasst uns froh und munter sein“ sorgten für weihnachtliche Emotionen.
Als St. Nikolaus machte Michael Weisel ebenfalls eine gute Figur – den Heiligen von Myra am Kontrabass sieht man auch nicht alle Tage. Und natürlich hatte der Nikolaus auch etwas mitgebracht, Judy Harper und Michael Weisel verteilten Süßes ans Publikum. Die Musiker haben schon etliche CDs produziert, für die sie auf witzige Weise warben. Die „Christmas vibes“ in der Schweinfurter Disharmonie kulminierten, als sich das Publikum bei der Zugabe schunkelnd bei den Händen fasste. Um auf die Weihnachtsfesttage einzustimmen, war der Besuch des „Winter songs & tales“-Konzertes von Judy Harper und Michael Weisel sicher eine gute Entscheidung. Andreas Helmerich