Als Claus Effner noch Polizist war, stand meistens der Täter in seinem Blickpunkt. Er hatte viel zu wenig Zeit, Mittel und Möglichkeiten, um den Opfern zu helfen. Das änderte sich 1993, als er in den Ruhestand ging. Er trat dem „Weißen Ring“ bei und warb in den folgenden 18 Jahren nicht nur 578 Mitglieder, sondern half auch unzähligen Menschen, die Opfer eines Verbrechens wurden. Nun überreichte ihm Oberbürgermeister Sebastian Remelé das Ehrenzeichen, das der Bayerische Ministerpräsident für ehrenamtlich Engagierte vorsieht.
1976 wurde die Organisation gegründet, Schweinfurt hat eine von bundesweit 420 Außenstellen, zuständig für Stadt und Landkreis. 1994 wurde Claus Effner Leiter der Außenstelle und blieb es bis Oktober 2011. Aber auch jetzt denkt er nicht ans Aufhören, wie er nach der Verleihung betonte, sondern macht als Stellvertreter weiter.
Der Zeitaufwand ist groß, aber das scheint den 78-Jährigen nicht zu stören. Die 15 Mitarbeiter der Außenstelle – unter ihnen viele Polizisten – sind oft die ersten, die sich um Opfer kümmern, die sich Zeit für Gespräche nehmen, aber auch wichtige Informationen geben und zu Behörden und vor Gericht begleiten. „Sie geben den Betroffenen neuen Mut, Kraft, Hoffnung und das Gefühl, nicht vergessen zu sein“, betonte Sebastian Remelé.
„Viele Opfer wollen erst einmal nur reden, um die Belastung wieder loszuwerden“, erzählte Claus Effner. Mancher, dem er so geholfen hat, wird später selbst Mitglied beim „Weißen Ring“. Die Organisation unterstützt nicht nur mit Rat und Tat. Für eine Erstberatung beim Anwalt, Rechtsmediziner oder Psychologen gibt es Schecks. Außerdem organisieren Claus Effner und seine Kollegen Erholungsmaßnahmen für die Opfer und ihre Familien und geben finanzielle Hilfe in Notlagen, die durch die Tat eingetreten sind.
Remelé bescheinigte dem pensionierten Polizeibeamten Mitmenschlichkeit und Einfühlungsvermögen und überreichte Urkunde und Ehrennadel. Bei Helga Effner, die oft auf ihren Mann verzichten muss, bedankte sich der OB mit einem Blumenstrauß.