Offiziell wird die größte der US-Kasernen im Raum Schweinfurt, die Conn Barracks bei Geldersheim, zum 1. Januar 2015 an die Bima übergeben. Doch schon längst sind Fakten bei der Versorgung mit Wasser, Strom und Heizung geschaffen: Am Montag wird der letzte von fünf Tiefenbrunnen stillgelegt, dann gibt es keine Wasserversorgung mehr auf dem Konversionsgelände. Für die erwarteten Asylbewerber, die in Gebäuden der Conn Barracks untergebracht werden sollen, muss dann eine eigene 900 Meter lange Wasserleitung gebaut werden. Und das dauert: Vor dem Winter kann deshalb kein Flüchtling dort untergebracht werden.
Auf der Internetseite der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) wird das 203 Hektar große Gelände zur Nachnutzung angepriesen. Neben den über 150 Gebäuden und Einrichtungen wird auch die eigene Wasserversorgung als Pluspunkt für mögliche Investoren vermerkt. Nur: Die gibt es ab Montag nicht mehr.
Der 24. November ist der Tag, an dem auf Anweisung der Bima die vom US-Schließungsteam beauftragte Fachfirma die Pumpe und die Rohre aus dem 60 Meter tiefen Trinkwasserbrunnen ziehen wird. Und dann wird das kaserneneigene Wasserwerk – ein Trinkwasserbehälter läuft derzeit noch – vollends abgestellt. Die Wasserleitungen im Gelände werden dann – wenn sie längere Zeit nicht genutzt werden – verkeimen. Das bestätigt Klaus Mauder, Leiter des US-Schließungsteams der US-Army für den Standort Schweinfurt. Der Brunnen 5 liegt außerhalb jeder Bebauung und lieferte bislang einwandfreies Grundwasser, das ohne Aufbereitung ins Netz eingespeist werden konnte. Alle Brunnen, so Mauder, wurden permanent labortechnisch untersucht – nach deutschen wasserrechtlichen Vorschriften. Das gesamte Wasserwerk sei auf dem aktuellen Stand der Technik. Schließlich versorgte es bis jetzt die amerikanischen Soldaten. Und „die Standards bei den Amerikanern sind sehr hoch“, bekräftigt Mauder.
Gebaut worden war das Wasserwerk vor dem Zweiten Weltkrieg, etwa sieben Meter unter der Erde, als das Gelände ein Fliegerhorst war und als Übungsplatz für Sturzkampfflugzeuge diente. Die US-Luftwaffe nutzte es ab 1948, dann erfolgte die Übergabe an die US-Army. Diese modernisierte immer wieder ihre Trinkwasserversorgung.
Eine Aufbereitungsanlage mit der für Amerikaner wichtigen Chlorisierung des Wassers wurde vor einigen Jahren für zwei Millionen Euro neu gebaut. Das Wasserwirtschaftsamt hatte zudem den Amerikanern einen Wasserrechtsbescheid erteilt, der die Grundwasserentnahme durch die Tiefenbrunnen bis 2023 regelt, bestätigt Mauder.
Das Thema Wasserversorgung war im Zusammenhang mit der Unterbringung von Asylbewerbern in drei Conn-Gebäuden – ehemaligen „Hotels“ für an- und abreisende US-Soldaten – bedeutsam geworden. Denn deshalb können dort frühestens ab April Flüchtlinge unterkommen. Landrat Florian Töpper muss aber für den Winter unter Umständen eine kreiseigene Turnhalle und ein Schullandheim für diesen Zweck „beschlagnahmen“.
Das Interesse der Bima ist der Verkauf der Liegenschaften. Aus „wirtschaftlichen und städtebaulichen Erwägungen“ kommt für sie nur eine Stilllegung der Versorgungseinrichtungen in Betracht, hatte Bima-Sprecherin Ingrid Sommer mitgeteilt. Zudem entspreche die Wasserversorgung in den Conns nicht den deutschen Standards. Für die Brunnen fehlten Schutzzonen, einige lägen in bebautem Gelände. Tatsächlich sind die Brunnenbereiche auf dem Kasernengelände alle abgesperrt und als „Wasserschutzzone“ gekennzeichnet. Die Bima argumentiert zudem, die ganze Wasseranlage sei für nur drei benötigte Asylbewerber-Gebäude überdimensioniert und berge daher die Gefahr der Verkeimung. Dass aber eine Abriegelung der Wasserleitung für einen kleineren Geländeteil mittels Schieber möglich wäre, wurde nicht geprüft.
Stattdessen soll nun durch die Rhön-Maintal-Gruppe eine etwa 900 Meter lange Wasserleitung zu den Asylunterkünften gebaut werden – das dauert, etwa bis April. Die Frage stellt sich, warum nicht wenigstens bis zum Bau der neuen RMG-Leitung das bisherige Wasser-System aufrecht erhalten werden kann. Dann hätten noch vor dem Winter Flüchtlinge dort einziehen können.
Die Wasserfrage hatte auch die Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn – auf deren Gemarkungen liegt im wesentlichen die Kaserne – bewegt. Denn ihre Feuerwehren sind jetzt für den Brandschutz in der Conn-Kaserne zuständig, der im Brandfall mit Tanklöschfahrzeugen erfolgen soll.
Niederwerrns Bürgermeisterin Bettina Bärmann hatte Anfang Oktober im Gemeinderat gesagt, nach ihrer Auffassung setze sich die Bima für einen „trockenen“ beziehungsweise „kalten“ Übergang ein und sehe eine Zwischennutzung des Areals als nicht „vermarktungsfördernd“.