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Röthlein: Corona-Lockdown: Wundersame Ablenkung im Röthleiner Wald

Röthlein

Corona-Lockdown: Wundersame Ablenkung im Röthleiner Wald

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    Rainer Neundörfer mit seinem Waldkobold der anderen Art.
    Rainer Neundörfer mit seinem Waldkobold der anderen Art. Foto: Rainer Neundörfer

    Spaziergänge stehen aktuell im Corona-Lockdown hoch im Kurs. Trotz Schmuddelwetter drängt es die Menschen nach draußen. Und viele erkennen dabei vielleicht: Man muss nicht immer weit fahren, um etwas Neues zu entdecken.

    Darauf setzt auch der Röthleiner Rainer Neundörfer. Nach einer Fotoserien mit Innenaufnahmen ist der Hobbyfotograf jetzt im Wald entlang des Hirtenbachs zwischen Röthlein und Grafenrheinfeld unterwegs und hat dort in Absprache mit dem zuständigen Bürgermeister Christian Keller in den vergangenen Wochen 55 Kunstobjekte installiert. Die Installationen fotografiert Neundörfer und veröffentlicht sie dann täglich mit neuen Posts bei Instagram – auch das ist Teil der Aktion.

    Im Röthleiner Winterwald muss man aktuell genau hinschauen, um Kunst zu entdecken.
    Im Röthleiner Winterwald muss man aktuell genau hinschauen, um Kunst zu entdecken. Foto: Daniela Schneider

    Doch wie kommt man auf so eine Idee? Rainer Neundörfer hat da eine simple Antwort: In den letzten Wochen ist die Landschaft – wie die Corona-Stimmungslage – trist geworden. Matsch, altes Laub und kahle Bäume dominieren unsere oft ausgedehnten Streifzüge durch die Natur, und so entschied er: "Da muss was her." Seine Idee: Mit zweckentfremdeten Alltagsgegenständen platziert er entlang des Waldwegs außergewöhnliche Blickpunkte – aufmunternde, farbige und stimmungsvolle Akzente in einem Winterwald, in dem gerade die trostlosen Farben den Ton angeben.

    Viele positive Rückmeldungen

    Verschiedene Themenpunkte leiten den Röthleiner durch seine Aktion; neue Objekte werden täglich installiert, aber auch bestehende Installationen erweitert. Spontan und ungeplant hat sich daraus nun ein ungewöhnliches, auch für den Künstler immer wieder überraschendes Gesamtkunstwerk entwickelt: ein wundersamer, knapp ein Kilometer langer Wanderweg, auf dem es viel zu sehen gibt. Auf dem Weg braust gerade ein Mountainbiker heran und ruft Neundörfer zu: "Sind das ihre Werke? Eine tolle Idee." Eine von vielen positiven Rückmeldungen. Nur einmal hat er wohl Unverständnis geerntet, Neundörfer nimmt das gelassen, schließlich liegt Kunst im Auge des Betrachters. Er überlässt es den Spaziergängern, wie sie den Weg mit seinen effektvollen Blickpunkten nutzen: als Streckenmarkierung oder als "Anregung zum Schmunzeln", als Weg mit Diskussionspotential oder einfach zum Schauen und Staunen.

    Das zweite Leben eines Pizzablechs als Kunstobjekt im Wald zwischen Röthlein und Grafenrheinfeld. 
    Das zweite Leben eines Pizzablechs als Kunstobjekt im Wald zwischen Röthlein und Grafenrheinfeld.  Foto: Rainer Neundörfer

    Der Weg hat definitiv einen surrealistischen Touch. Immer wieder blinken Objekte aus dem Unterholz, animieren hölzerne Elemente zum genauen Hinschauen. Es gibt viel zu entdecken: Mit schnell verwitternder Farbe sind Totholz und Baumstümpfen in Szene gesetzt. An Bäumen und Sträuchern hängen Alltagsgegenstände, denen Neundörfer mit minimalem Aufwand eine völlig neue Bedeutung gegeben hat. Ein rundes bemaltes Pizzablech, eine Vase oder Teller schaukeln im Wind, an einem Baum ist ein Lüftungsgitter an einem Pendelstab befestigt, und mitten im Wald blitzt ein umgedrehtes Urinal mit Augen wie ein kleiner Waldkobold durchs Dickicht. Am Weg leuchten bunte Tomatenstäbe und über dem Hirtenbach baumelt am Seil ein überdimensionaler Schneemann.

    Das Aufhängen war eine Herausforderung, erzählt der Röthleiner. Doch als passionierter Tüftler hat er für diese und andere Schwierigkeiten eine Wurfvorrichtung gebaut, mit der er seine Objekte nach oben befördert.

    Schatzsuche für Kinder

    Als begeisterter Opa hat Neundörfer natürlich speziell für Kinder etwas Besonderes in seinem wundersamen Objektwald installiert. Schon am Anfang des Weges weist in luftiger Höhe eine Beschreibung auf eine Schatzsuche hin. Entlang des Wegs gibt es drei bunte Deckel, unter denen sich kleine Überraschungen verbergen. Wohlweislich hat sich der 72-Jährige bei der Sanierung der Röthleiner Turnhalle die alten Bodenhülsen mit Deckeln gesichert. Im Kunstwald eingebaut, bekommen sie jetzt eine neue, ganz märchenhafte Bedeutung.

    Ein Schneemann baumeln weithin sichtbar über dem Hirtenbach.
    Ein Schneemann baumeln weithin sichtbar über dem Hirtenbach. Foto: Rainer Neundörfer

    Alleine, mit Ehefrau oder Bekannten ist Rainer Neundörfer täglich auf seinem "Kunst-Weg" unterwegs, installiert neue Objekte, richtet alte und füllt die drei "Schatzkisten". Oft sind sie nämlich leer, ein gutes Zeichen findet der Röthleiner. Bis jetzt ist nur ein einziges Objekte verschwunden: ein Reservistenstab. Merkwürdig findet das Neundörfer, denn der Metallkreis mit goldener Kugel, der den Stab ziert, wurde nicht mitgenommen. Neundörfer sieht das entspannt; da er das Objekt bereits fotografiert und gepostet hat, ist es quasi schon für die Ewigkeit dokumentiert.

    Die Aktion neigt sich dem Ende. Die Objekte sind weitgehend installiert, können aber noch bis zum voraussichtlichen Ende des Lockdowns Mitte Februar besichtigt werden, anschließend werden sie dann demontiert.

    Hinweis: Impressionen vom "Kunst-Waldweg" gibt es bei Instagram (r.neundoerfer) und auf der eigens dafür gestalteten Homepage https://neundoerfer.smvi.co/

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