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SCHWEINFURT: Daheim ist, wo man verstanden wird: Ein Wettbewerb beeindruckt

SCHWEINFURT

Daheim ist, wo man verstanden wird: Ein Wettbewerb beeindruckt

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    Die Sieger des Geschichtswettbewerbs der Initiative gegen das Vergessen: Vorne die Ethik-Klasse des Celtis-Gymnasiums, dahinter die erfolgreichen Rathenau-Schüler. Rechte Seite: Links neben OB Sebatian Remelé die beiden erfolgreichen Humboldt-Schülerinnen Katherine Gaydash (blaues Kleid) und Sabrina Zehe, Johanna Bonengel (Initiative, Vierte von links) und AvH-Tutorin Christine Lutz. Linke Seite hinten: Rathenau-Tutorin Elke Kindermann, Klaus Hofmann (Initiative), MdL Kathi Petersen (Soldmann-Stiftung) und Celtis Tutorin Monika Strobel-Braun.
    Die Sieger des Geschichtswettbewerbs der Initiative gegen das Vergessen: Vorne die Ethik-Klasse des Celtis-Gymnasiums, dahinter die erfolgreichen Rathenau-Schüler. Rechte Seite: Links neben OB Sebatian Remelé die beiden erfolgreichen Humboldt-Schülerinnen Katherine Gaydash (blaues Kleid) und Sabrina Zehe, Johanna Bonengel (Initiative, Vierte von links) und AvH-Tutorin Christine Lutz. Linke Seite hinten: Rathenau-Tutorin Elke Kindermann, Klaus Hofmann (Initiative), MdL Kathi Petersen (Soldmann-Stiftung) und Celtis Tutorin Monika Strobel-Braun. Foto: Foto: Hannes Helferich

    „Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird“. Das Zitat von Christian Morgenstern hat Johanna Bonengel (Initiative gegen das Vergessen) am Samstag bei der Preisverleihung für den Geschichtswettbewerb für junge Menschen in die proppenvolle Disharmonie als sehr passendes Leitwort mitgebracht: „Vom Fremdsein und daheimsein“ hatte die Initiative ihren zum zweiten Mal veranstalteten Wettbewerb überschrieben. Die Geldpreise (1300 Euro) für die drei Sieger spendete wieder die Oskar-Soldmann-Stiftung.

    Auch die Musikauswahl trug maßgeblich zur gelungenen Preisvergabe bei

    Das Wort „beeindruckend“ war vielfach zu hören, wegen der Ideen der drei Siegerarbeiten, wegen der erstaunlich professionellen Performances der „überraschend jungen“ Siegerteams, wegen der das Programm bereichernden Musikbeiträge eines Instrumentalensembles des Morata-Gymnasiums (Anna-Lena Bockelt, Clara Göpnner, Jona Hofmann) und Sangestrios vom Celtis (Anna, Lilli, Milana), jeweils von OMG-Musiklehrerin Andrea Lettowsky am Klavier begleitet. Schließlich wegen der Spontanentscheidung des zweiten Preisträgerteams, ihr Preisgeld zu spenden. Dazu später mehr.

    Der erste Preis wurde heuer zweimal vergeben

    Der erste Preis wurde zweimal vergeben (je 500 Euro). Katherine Gaydash und Sabrina Zehe, Schülerinnen der 7e am Humboldt-Gymnasium (Tutorin, Christine Lutz), haben die gleichaltrige, mit ihrer Familie in Schweinfurt gestrandete Syrerin Maisaa (13) interviewt und über ihre berührende Schicksalsgeschichte ein mit Hand geschriebenes, teils fiktives Tagebuch angefertigt. Erzählt wird in „Maisaas Flucht“ vom Alltag noch zuhause in Rakka, den Bombenangriffen, den Ängsten und der „langen Reise in kleinen Booten, Bussen und zu Fuß“. Maisaa war zur Preisvergabe gekommen.

    Den anderen ersten Preis vergab die Jury, der unter anderem der herzlich begrüßte Alt-OB Kurt Petzold angehörte, der Ethik-Kurs der 5. und 6. Klassen des Celtis-Gymnasiums (Tutorin Monika Strobel-Braun). Die 17 Schüler, zehn mit Migrationshintergrund, haben in ihrer Arbeit „Kurkuma und Kartoffelbrei“ drei Themen beackert. Die Großväter der Mitschüler Helin und Taha kamen als Gastarbeiter. Die Enkel, und ihre Eltern, die Kinder der Gastarbeiter berichten über das „Daheimsein“.

    In Teil zwei kommt die ukrainische Familie der Mitschülerin Veronika zu Wort: „Wenn Einwanderung Heimkehr bedeutet“. In Teil drei interviewt Sitara ihre Mutter, die 1989 aus Afghanistan nach Deutschland kam. Seit 2005 lebt die Familie in Schweinfurt.

    Ein Jahr lang unterstützten die Paten aus dem Rathenau ihre Zöglinge der Körner-Grundschule

    Platz zwei ging an ein P-Seminar des Walther-Rathenau-Gymnasiums (Tutorin Elke Kindermann). Zum einen sind die Lebensgeschichten der Seminarmitglieder Bina Ali aus Afghanistan und Rrezarta Muriq aus dem Kosovo gegenübergestellt. Bina, heute 19, flüchtete mit Familie 2001 aus Kabul. Vorurteile hat sie im Gegensatz zu Rrezarta nicht erfahren. Letztere hat sich durchgebissen ist seit kurzem deutsche Staatsbürgerin, wie sie stolz verkündete. Und: Beide haben das Abitur in der Tasche, Rrezarta mit sehr gut.

    Teil zwei ist das Patenprojekt mit der Körner-Schule. Ein Jahr lang haben die zehn P-Seminaristen jeden Mittwoch in der Grundschule verbracht und dort Kinder mit Migrationshintergrund als Patenkinder betreut und gefördert. Kim Graf verkündete dann unter Beifall die Spontanidee, das Preisgeld zur Hälfte an den Förderverein des Rathenau und das Projekt Kinderlachen weiterzureichen, jeweils als Hilfe für sozialschwächer gestellte Kinder gedacht.

    Johanna Bomnengel: Flüchtlinge haben den Wunsch, gebraucht zu werden

    Johanna Bonengel sprach als Leiterin des Wettbewerbs von „höchst bemerkenswerten Arbeiten und Ergebnissen“. Man erkenne darin zusammengefasst, dass Menschen, die zu uns kommen, den Wunsch haben, gebraucht zu werden, aber auch, dass sie unter Verlust und seelischen Belastungen leiden. Sie lobte die große Sorgfalt der mit Liebe gemachten Arbeiten. „Es war ein Glück für die Jury, die Arbeiten zu lesen“, sagte Bonengel, selbst Jurorin.

    Sprecher Klaus Hofmann erinnerte an die Entstehung der Initiative 1980, als das Erforschen, Befragen von Zeitzeugen und erste Veröffentlichungen nicht von allen gerne gesehen wurde. Man sei als Nestbeschmutzer beispielsweise bei der Forderung, das Willy-Sachs-Stadion umzubenennen, verunglimpft worden. Durch die Untersuchungen der Professoren Rott und Dornheim seien aber „alle unsere Argumente bestätigt“, Sachs sei „aber auch heute noch Ehrenbürger“.

    Oskar-Soldmann-Stiftung erneut Sponsor des Geschichtswettbewerbs

    Für die Oskar-Soldmann-Stiftung erinnerte MdL Kathi Petersen an Oskar Soldmanns Vater Fritz Soldmann, der 1945 an den Folgen von KZ-Haft gestorben ist. Die Unterstützung des Wettbewerbs leiste die Stiftung gerne, weil demokratisches und politisches Bewusstsein gefördert und dazu beigetragen werde, dass nie wieder Menschen ausgegrenzt würden. Laut OB Sebastian Remelé in seinem Grußwort haben bisher 16 000 Flüchtlinge die Erstaufnahmeeinrichtung durchlaufen, von denen 2000, großteils Syrer mit Bleiberecht, in Schweinfurt „fest untergekommen sind“.

    Sich mit den Schicksalen von Flüchtlingen zu beschäftigten sei deshalb spannend.

    Die Siegerteams erhielten von der Initiative ein Bücherpaket mit den bisherigen Veröffentlichnungen und Notizblocks. Die Familie um die Syrerin Duha hat ein abschließendes Buffet mit Köstlichkeiten aus ihrem Heimatland bestückt. Über die drei Siegerarbeiten wird zeitnah ausführlich berichtet.

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