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Schallfeld: Dampfende Vulkane, gefährliche Bären und jede Menge Lachse

Schallfeld

Dampfende Vulkane, gefährliche Bären und jede Menge Lachse

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    Auf dem Vulkan Avacinskij gibt es schwarze und rote Lava. Im Hintergrund der 3458 Meter hohe Vulkan Korjakskij mit den typischen Ufo-Wolken. 
    Auf dem Vulkan Avacinskij gibt es schwarze und rote Lava. Im Hintergrund der 3458 Meter hohe Vulkan Korjakskij mit den typischen Ufo-Wolken.  Foto: Lothar Riedel

    Kamtschatka ist weit weg, noch weiter als Sibirien – im Fernen Osten. Die Vulkanregion von Kamtschatka, die größtenteils als Naturpark ausgewiesen ist, wurde 1996 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Das war ein weiteres Reiseziel für Lothar und Rita Riedel aus Schallfeld.

    Die Halbinsel Kamtschatka liegt 2200 Kilometer nördlich von Wladiwostok. Anziehungspunkte der Kamtschatka-Tour des Ehepaares waren aktive Vulkane, eine unberührte Natur mit sieben Vegetationszonen und die Region mit den meisten und größten Braunbären der Erde. Aufgerichtet sind die Bären bis zu drei Meter groß. Diese Größe rührt her von dem großen Lachsbestand in den Flüssen.

    Tundra-Landschaft mit Schneeresten, die bis zum nächsten Winter liegen bleiben. 
    Tundra-Landschaft mit Schneeresten, die bis zum nächsten Winter liegen bleiben.  Foto: Lothar Riedel

    Wer auf die Halbinsel reist, muss zuallererst für ausreichenden Insektenschutz sorgen. Denn bereits beim Ausstieg aus dem Flugzeug wurden die Riedels von einer großen Anzahl Moskitos "begrüßt", in den darauffolgenden Tagen waren sie ständige Reisebegleiter. Moskitos  gibt es in Kamtschatka fast überall und in großer Zahl. Die Stechmücken sind doppelt so groß wie bei uns, dazu kommen blutsaugende Beissfliegen und die einen Millimeter großen Gnitzen. "Nach etwa einer Woche hat man sich an die Plagegeister gewöhnt", stellt Lothar fest.

    Fotografier-Verbot

    Aber nicht nur mit Moskitos hatten die Beiden am Flughafen Kontakt, sondern Lothar gleich auch mit der Polizei, da der Airport auch Militärflughafen ist und deshalb natürlich Fotografier-Verbot besteht.

    Gipfelstürmer: Rita und Lothar Riedel stehen am Gipfel des aktiven Vulkans Avacinskij in 2741 Meter Höhe auf einem Schwefelfeld. Wegen des starken Schwefelgeruchs und der Dämpfe war der Aufenthalt kurz. 
    Gipfelstürmer: Rita und Lothar Riedel stehen am Gipfel des aktiven Vulkans Avacinskij in 2741 Meter Höhe auf einem Schwefelfeld. Wegen des starken Schwefelgeruchs und der Dämpfe war der Aufenthalt kurz.  Foto: Lothar Riedel

    Das Wetter in Kamtschatka ist unvorhersehbar, also launisch. Es kann sich innerhalb von nur 500 Höhenmetern schlagartig ändern. Nach Ansicht der 22-jährigen Reiseleiterin Lyudmila gibt es in einem Sommer nur 14 wirklich schöne Sonnentage. Ansonsten muss mit bedecktem Himmel, Regen, Nebel und Sturm gerechnet werden. Das Wetter rührt her von der Lage der Halbinsel zwischen zwei Meeren.

    Auch die Beiden mussten mit solchen Wetterbedingungen fertig werden. Beispielsweise genossen sie an einem Tag Traum-Wetter, und tags darauf triefte die Kleidung und das Wasser stand in den Schuhen.

    Die Riedels am Fuße des Vulkans Avacinskij. Bis zum Gipfel mussten steile 1900 Höhen-Meter bewältigt werden. 
    Die Riedels am Fuße des Vulkans Avacinskij. Bis zum Gipfel mussten steile 1900 Höhen-Meter bewältigt werden.  Foto: Lothar Riedel

    Der südliche Bereich der Halbinsel ist eine der schneereichsten Regionen der Erde, was auch an manchen Gebäuden festzustellen ist: Deren Eingänge liegen auf drei Meter Höhe. In der Hauptstadt fällt der Schnee beispielsweise fünf Meter hoch.

    Vulkanausbrüche und Beben

    Die Halbinsel ist etwa so groß wie die Bundesrepublik Deutschland samt Österreich, und die Hauptstadt heißt Petropavlovsk. Die Bevölkerungsdichte ist mit 0,7 Einwohnern je Quadratkilometer sehr gering, wobei 90 Prozent der Bevölkerung in drei Städten lebt. Diese Region ist auch eine der vulkanreichsten der Erde. In den vergangenen fünf Jahren gab es sechs Vulkanausbrüche. Jährlich gibt es Tausende von kleinen Beben.

    Ein zweijähriger Bär und seine Mutter suchen am Strand des Kurilensees Beute. 
    Ein zweijähriger Bär und seine Mutter suchen am Strand des Kurilensees Beute.  Foto: Lothar Riedel

    Trekking-Touren sind in Kamtschatka wegen der unerschlossenen Regionen und der Bären schwierig und gefährlich. Etwa 20 000 Bären soll es auf der Halbinsel geben, und davon leben 1000 am Kurilensee im Süden. Die weglosen und dichten Gebüsch-Zonen zu durchqueren, ist für jeden Wanderer eine wahre Herausforderung. Oftmals benötigt man eine Stunde, um etwa einen halben Kilometer vorwärts zu kommen.

    Fünf Schutzgebiete Kamtschatkas gehören zu den weltweit bedeutendsten Naturdenkmälern. Die begeisterten Schallfelder Bergsteiger erklommen einen 2741 Meter hohen Vulkan nach Übernachtung in einem Container-Basecamp. Am Kraterrand wurden die Beiden nach einem schweißtreibenden, steilen 1900-Höhenmeter-Aufstieg mit Fernsicht und einem atemberaubenden Blick in einen  dampfenden Vulkan belohnt. Wegen der beißenden Schwefeldämpfe, die die Lunge angreifen, war nur ein kurzer Aufenthalt möglich. Immer wieder liefen die beiden Schallfelder an kochenden und blubbernden Schlammlöchern und dampfenden und wasserspuckenden Geysiren vorbei.

    Zwei Wildhüter mit Gewehren schützen Rita Riedel vor plötzlichen Angriffen der Braunbären. 
    Zwei Wildhüter mit Gewehren schützen Rita Riedel vor plötzlichen Angriffen der Braunbären.  Foto: Lothar Riedel

    Elektrische Drähte und Wildhüter mit Gewehr

    Erfreut waren die Riedels darüber, dass sie an den im Süden gelegenen Kurilensee reisen konnten, der nur mit einem Hubschrauber und bei guten Wetterbedingungen erreichbar ist. In manchen Jahren wandern bis zu fünf Millionen Lachse in den See, weshalb die Braunbären beim Anfressen ihres Winterspecks besonders gut zu beobachten sind. Bis auf fünf Meter können die Bären-Beobachter sich den zotteligen Tieren nähern, dabei geschützt von elektrischen Drähten und Wildhütern mit Gewehr: ein faszinierendes Erlebnis!

    Auf einer 15 Kilometer langen Wanderung bei Dauerregen wurde die Reise-Gruppe zum Schutz vor Bären von einem bewaffneten Wildhüter begleitet. Das "Schießgewehr" hatte er immer in der Hand. Bären wurden aber nicht gesichtet, dafür jedoch deren Exkremente. 2015 mussten aus Sicherheitsgründen nahe der Hauptstadt 150 Bären erschossen werden.

    Auf der Halbinsel Kamtschatka soll es 20 000 Braunbären geben, etwa 1000 von diesen leben am lachsreichen Kurilensee. 
    Auf der Halbinsel Kamtschatka soll es 20 000 Braunbären geben, etwa 1000 von diesen leben am lachsreichen Kurilensee.  Foto: Lothar Riedel

    In Kamtschatka gehört der Lachs zum täglichen Brot. Der Rote Kaviar steht in den Geschäften eimerweise zum Verkauf. Der Kilo-Preis beträgt, je nach Qualität, 18 bis 48 Euro, das ist etwa ein Fünftel des Preises in Deutschland.

    Ein nicht zu unterschätzendes Problem dieser Reise war die russische Schrift, die kyrillische Schrift. Nach etwa einer Woche konnten die Riedels einige Wörter wie Toilette, Restaurant oder Supermarkt entziffern. Im Nachhinein betrachtet hätte es sich gelohnt, das kyrillische Alphabet zu lernen.

    Eine Bärenmutter mit zwei Jungtieren ganz nah am Hubschrauberlandeplatz: Wegen der Aggressivität der Bärenmutter müssen Wildhüter und Touristen großen Abstand halten. 
    Eine Bärenmutter mit zwei Jungtieren ganz nah am Hubschrauberlandeplatz: Wegen der Aggressivität der Bärenmutter müssen Wildhüter und Touristen großen Abstand halten.  Foto: Lothar Riedel

    Am letzten Abend in Kamtschatka wurden die Beiden von einer Tagungsgruppe des russischen Finanzministeriums aus Moskau zu Kaviar und Wodka eingeladen und zu Informativem. Bis zur politischen Wende im Jahr 1992 war Kamtschatka strengstes militärisches Sperrgebiet gewesen, auch für Russen. Auch heute sind einige Regionen wegen der russischen U-Boot-Stützpunkte am Pazifik nicht zugänglich, und es ist ratsam, sich nicht zu nähern.

    Eine Bootsfahrt mit Fische-Angeln auf dem 275 Kilometer langen Fluss Bystraja. 
    Eine Bootsfahrt mit Fische-Angeln auf dem 275 Kilometer langen Fluss Bystraja.  Foto: Lothar Riedel

    Die Sichtweise der Riedels auf Russland hat sich geändert, nachdem sie mit hilfsbereiten und freundlichen Menschen oft in Kontakt gekommen sind. So heißt es nun für die Beiden: "Do svidanija - Auf Wiedersehen."

    Die indigene Bevölkerungsgruppe der Evenen führt einen Tanz mit lauter Trommelmusik und Gekreische auf. 
    Die indigene Bevölkerungsgruppe der Evenen führt einen Tanz mit lauter Trommelmusik und Gekreische auf.  Foto: Lothar Riedel
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