Mit ruhigem Ton spricht die Schallplattenstimme. „Wer Schweinfurt auf der großen Ausfallstraße nach Nordwesten verlässt, der kommt am Stadion vorbei und dann zur Bellevue, der schönen Aussicht.“ Der Anblick muss vor einem halben Jahrhundert weitaus lieblicher gewesen sein als heute, ohne Gewerbegebiet.
„Von dort aus hat man den Blick in eine weites anmutiges Wiesental, durch das sich die Wern zieht, ein Bächlein von Weiden und Erlen gesäumt. Sie hat dem Dorf den Namen gegeben.“ In blumigen Worten preist der Sprecher die Schönheit Niederwerrns an, wie sie sich dem Betrachter im Jahr 1966 dargeboten hat: „Moderne Häuser, saubere Siedlungen und der alles überragende Turm der neuen katholischen Kirche sprechen vom Wachsen des Dorfes.“ Dazwischen schaut der gedrungene Turm des evangelischen Dorfkirchleins, das damals 250. Geburtstag gefeiert hat, mit seinen beiden Barockzwiebeln.
„Zwölfuhrläuten“ nennt sich die Sendung des Bayerischen Rundfunks, die hier auf Schallplatten gebannt wurde. Platten der französischen Marke Pyral: damals „L?echo du monde“, das „Echo der Welt“.
Eine solche Scheibe hatte Erich Kupfer dabei bei der gut besuchten Jahresversammlung des Evangelischen Frauen-Diakonievereins im Martin-Luther-Haus. In Begleitung zu Powerpoint-Präsentation und Heimatsendung erklingt die Zwölf-Uhr-Glocke, wie sie 1751 in Würzburg gegossen worden ist, mit der Inschrift: „Zu Gottes Lob und Ehr allein, mein Ton stets soll gerichtet sein.“ Der Sprecher schließt wieder salbungsvoll: „Die Putten am Altar, so vermeint man, stimmen jedes Mal, wenn die Glocke ertönt, mit ein in diesen Lobgesang.“ Inge Stephan ist als Vereinsvorsitzende, Schwester und Amtskollegin des Kirchenbauvereinsvorsitzenden Kupfer sichtlich stolz: „Ein echter Schatz, den du da gehoben hast.“
In diesem Jahr wird die Dorfkirche 300 Jahre alt, was im Juli beim Kirchenfest gebührend gefeiert werden wird. Immerhin 40 Jahre gibt es den Handarbeitskreis des (103 Jahre alten) Frauenvereins.
Stephan erinnerte an die Anfänge, mit einem Basar am 21. November 1976, als im Gemeindehaus erstmals Handarbeiten verkauft wurden – zu Gunsten eines neuen Instruments für den Posaunenchor. Aus dem Stand brachte man es, unter der Vereinsvorsitzenden Karola Ammon auf 31 Mitstrickerinnen, Mitstickerinnen und Mithäklerinnen. Teppichweberin Ruth Skowronek und Irmgard Günzel waren zwei Frauen der ersten Stunde.
Seitdem zog die fleißige Gemeinschaft im Hintergrund die Fäden – und steuerten tausende D-Mark für Kirchenzwecke bei: sei es für Orgel, Posaunenchor oder Kindergarten.
Ab 1985 flossen die Hilfsgelder auch nach Brasilien, in die Kinderhilfe Ceilandia oder die Missionsarbeit in Tansania. Im 14-Tage-Rhythmus wird immer dienstags gewerkelt, egal ob an Schals, Socken, Kissen, Schneemännern oder Weihnachtssternen aus Goldpapier.
197 Mitglieder
Seit 2011 ist der Basar Bestandteil des Weihnachtsmarkts, mit Suppenessen. In vier Jahrzehnten hat frau so an die 30 000 Euro an Spendengeldern erwirtschaftet. Mittlerweile gehört noch die Familie Osman aus Syrien dazu.
Auch 2015 gab es rund um den Diakonieverein jede Menge Aktivitäten: Schwester Marjana Pankowitsch berichtete aus der Arbeit der Diakoniestation mit zwölf Mitarbeitern, die mit vier weiteren Stationen 295 Patienten im Kreis betreut.
Der Verein selbst hat 197 Mitglieder, die im Schnitt 65,6 Jahre alt sind. Geboten werden ein Geburtstags-Besuchsdienst (für Mitglieder ab 80 Jahre), der Handarbeitskreis, ein Dorfcafé (hier trafen sich im vergangenen Jahr insgesamt 383 Besucherinnen) oder ein Stammtisch. Dazu kamen „Meditatives Malen“ oder eine Fahrradtour nach Wipfeld und ins Naturschutzgebiet Garstadt.
Außerdem wurde das sogenannte Wern-Café mit aus der Taufe gehoben: ein viel gelobter Beitrag zur Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Ingrid Schubert berichtete als Kassiererin von einer geordneten Kassenlage.
Nachdem Pfarrerin Grit Plößel mit Pfarrer Euclesio Rambo geistliche Verstärkung aus Brasilien erhalten hat, gab es Boa comida: „Gutes Essen“, in Form von Walnuss- oder Maiskuchen, Gebäck aus Tapiokamehl, Quibe-Fingerfood, Brötchen (Pan amasado) und Käsestäbchen (Palitos de queso).
Auch der „Grüne Gockel“ kam zu Wort: Kathrin Tröster wies für die Umweltgruppe auf das Jahresprogramm hin, das sich rund um sauberes Wasser dreht: unter anderem mit einem Besuch der Kläranlage Geldersheim im Mai, der Wernquelle im Sommer und des Wasserwerks (November). Am 16. März wird der Dokumentarfilm „Bottled water“ gezeigt. Zum Abschluss der Versammlung wurde gemeinsam das „Dörfle an der Wern“ besungen, eine Liebeserklärung an Niederwerrn, aus der Feder von Hertha Deppert.